Liebe Leserin, lieber Leser
Ein Blick zurück: Veronikas Taufe. Es ist ein Fest geworden, von dem alle noch zehren. Nicht nur Veronika selbst, die Zehnjährige mit ihren Eltern und Paten. Ein Fest war es, das die Religionsklasse ihrer Schule ausgerichtet und gestaltet hat. Der übliche, planmäßig vorgesehene Lernstoff ?Thema Taufe? wird praller Lebensstoff durch die Entscheidung eines Mädchens, das getauft werden will. Ein ganz und gar unalltägliches Unikum, von dem Diane Weber berichtet (S. 82ff)? Offenbar nicht mehr. Der DKV hat einen Aufruf formuliert, der konkrete Anlässe aufgreift, Schlussfolgerungen zieht und in das Bewusstsein von Lehrkräften und pastoralen MitarbeiterInnen in Pfarrgemeinden rücken will (S. 112ff). Wenn sich religiöse Sozialisation an ihrem natürlichen Bezugspunkt Ortskirche - aus welchen Gründen auch immer - nicht mehr festmachen will, dann wird mehr und mehr der Religionsunterricht zur "Clearingstelle?". Ist sich die Pastoral schon dessen bewusst? Sind die ReligionslehrerInnen bereit und willens, vorausschauend und behutsam darauf einzugehen und den Verbund mit Eltern und Gemeinden zu suchen? Angesagt ist ein Blick- und Handlungswechsel von einer Logik vorausgesetzter Zugehörigkeit zur Logik einer eigenständigen Identifizierung. Werner Tzscheetzsch macht das deutlich (S. 92ff), Claudia Hofrichter fragt direkt: Was bleiben wir schuldig, wenn Kinder und Jugendliche nicht mehr in Berührung kommen können mit dem Sinn und Wert der Taufe (S. 85ff)? Es kommt nicht oft vor, dass ein Heftschwerpunkt so unmittelbar an die Nahtstelle von Religionsunterricht und Gemeindekatechese gerät und beide Seiten sowohl angeht als auch aufwecken will. Der zweite Schwerpunkt greift Erträge der DKV-Jahrestagung 2002 auf. Bemerkenswert finde ich darin vor allem den Ansporn an die Religionspädagogik. Selbstbewusst sollte sie ihre Eigenkompetenz in Sachen religiöser Bildung ausbauen, ungeachtet der anscheinend übermächtigen Autoritäten im Dialog- und Spannungsfeld Naturwissenschaft und Theologie.
Wilhelm Albrecht
Schriftleiter
Inhaltsverzeichnis
82 Nichtgetaufte Kinder im Religionsunterricht
Diane Weber
Wie erleben es Kinder, dass sie nicht getauft sind?
85 Taufe verpasst?
Claudia Hofrichter
Taufpastoral und Religionsunterricht stehen vor einer gemeinsamen Herausforderung.
92 Eingliederung oder ldentifizierung: Taufe im Jugendalter
Werner Tzscheetzsch
Die veränderten Lebensbedingungen stellen Fragen an die herkömmliche Katechese.
97 Wie die religiöse Kompetenz der Eltern stärken?
Albert Biesinger
Auf der Suche nach den Gründen religiöser Sprachlosigkeit von Eltern.
103 Wir feiernTaufe
Karin Niedermeier
Ein Beispiel aus dem Religionsunterricht einer 2.. Klasse.
107 Du wirst teben: Das Sakrament der Taufe
Elisabeth Stork
Zugänge zum Verständnis der Sakramente für die Sekundarstufe I.
112 Ungetaufte Kinder im Religionsunterricht - eine Chance zur Kooperation
Deutscher Katecheten-Verein
Ein Aufruf an die Kolleginnen und Kollegen in der Grundschule und Pfarrgemeinde.
115 »Komm, schau die schöne Leibsgestatt«
Günter Lange
Tizian malte eine aufregende Begegnung Maria Magdalenas mit dem Auferstandenen.
120 Akzent
Karsten Henning
Kurz gefilmt: When the day breaks
122 Gefunden und notiert
Theologie und
Naturwissenschaft
124 Die Herausforderungen der »dritten Kultur«
Caspar Söling
Wisssenschaft und Technik beeinflussen unser Denken, Fühlen und Glauben.
133 Didaktik - und nicht Methodik!
Martin Rothgangel
Die Bedeutung der Religionspädagogik im Dialog zwischen Theologie und Naturwissenschaft.
137 Naturwissenschaft und Theologie eine Herausforderung für religiöse Bildung
Ulrich Kropac
Handlungsoptionen für eine subjektorientierte Religionspädagogik.
143 FrühchristlicheTiersymbotik
Günter Lange
Das populäre naturkundliche Wissen des Physiologus hatte eine enorme Wirkungsgeschichte.
147 Im Blick: Jugendarbeit
Alfons Scholten
Projekt: Interkulturelle politische Bildung
150 Bücher
156 Impressurn
Materialbrief GK 1/2003
Taufe zwischen 9 und 15