Liebe Leserin, lieber Leser,
Wenn ich mitten im Alltag stehe, beschäftigt mit beruflichen und privaten Aufgaben, manchmal mehr als mir lieb ist, dann ist das Nachdenken über »Jenseits und Jüngstes Gericht« für mich weit weg. Aber ausweichen kann ich nicht: Das Thema katapultiert sich in mein Leben, wenn ich nicht damit rechne – wenn ein unerwartetes Sterben mich herausfordert, wenn mich die Konfrontation mit Gewalt ratlos und zweifelnd zurücklässt.
Die Beschäftigung mit dem, was nach dem Tod ist, mit den »Letzten Dingen« führt immer auch zu Fragen nach dem Sinn, dem Sinn von Leid und Gewalt. Es ist die hartnäckige Einforderung einer letzten, versöhnenden Gerechtigkeit. Und es ist ein Thema, das die persönliche Auseinandersetzung, die eigene Verhältnisbestimmung zu Tod und Leben fordert. Die Bildserie zeigt eine Vielzahl ganz individuell gepackter Koffer für die letzte Reise – eine Anfrage, der ich mich nur schwer entziehen kann, die mich nachdenklich stimmt und Bilanz ziehen lässt. Die Beiträge sind Bearbeitungen von Referaten und Workshops der Religionspädagogischen Jahrestagung des Deutschen Katecheten-Vereins im September 2010.
Zwei »Religionspädagogische Weichenstellungen« laden im zweiten Teil des Heftes zur Reflexion ein: Grundlegendes und Erhellendes zur aktuellen Diskussion rund um die Kompetenzorientierung von Mirjam Schambeck sowie das Sichtbarmachen religionspädagogischer Veränderungen in den 1960er-Jahren, die Friedrich Schweitzer mit einem Forschungsteam anhand der Lektüre der KatBl aus der ewegten Zeit des Zweiten Vatikanums herausgearbeitet hat. Beides ist nötig: Sich den gegenwärtigen Kontroversen zu stellen und zugleich die geschichtlichen Entwicklungslinien zu sehen.
Zugegeben: Mein Koffer ist noch nicht gepackt, meine Todesanzeige habe ich noch nicht geschrieben, wie dies der Jesuit Albert Keller (S. 103) getan hat. Wann ist wohl der richtige Zeitpunkt dafür? Ich wünsche Ihnen jedenfalls vielfältige und anregende Lektüre!
Helga Kohler-Spiegel
Schriftleiterin
Inhaltsverzeichnis
THEMA: Jenseits und Jüngstes Gericht / Religionspädagogische Weichenstellungen
JENSEITS UND JÜNGSTES GERICHT
Rudolf Englert
Was ist das Ende? 82
Einige persönliche Gedanken jenseits religionspädagogischer Routinen.
Michael N. Ebertz
Der Wandel des »Jenseits« in Theologie und Verkündigung 88
Gewalt ist in unserer Gesellschaft tabu, und so hat auch die Hölle ihre Plausibilität verloren.
Ottmar Fuchs
Hoffnung über den Tod hinaus? 96
Warum Gott uns die Auferstehung schuldig ist.
Monika Jakobs
Jüngste Überlegungen zu letzten Fragen 104
Wie können didaktische Zugänge zum »Jenseits« aussehen?
Jan Heiner Schneider
Bilder der Sehnsucht und der Ewigkeit 110
Zur Bildserie und zum Farbdruck des Heftes.
Bergit Peters
»Erbsensuppe jeden Tag und Pflaumenkuchen« 115
Die Sehnsucht in Worte fassen: Gedichte von Johannes Kühn und Ulla Hahn.
Eberhard Streier
Wer früher stirbt, ist länger tot 119
Kurz- und Spielfilme zum Thema Tod, Sterben und ewiges Leben.
Gottfried Bitter
Kirchenlieder: Zeugnisse zähen Gottvertrauens 123
Beobachtungen zu einigen beliebten Gemeindeliedern.
Ilse Kögler
Akzent »Szene« – Temporäre Zeichen setzen: Piercings 128
Gefunden und notiert 130
RELIGIONSPÄDAGOGISCHE WEICHENSTELLUNGEN
Mirjam Schambeck
Was bedeutet religiös kompetent zu sein? 132
Ein Beitrag zur aktuellen Bildungsdebatte.
Markus Müller, Sara Moschner, Henrik Simojoki, Friedrich Schweitzer
Zweites Vatikanum oder mehr? 141
Wie kam es zur Öffnung der katholischen Religionspädagogik in den 1960er-Jahren?
Meinrad Föger
Im Blick: Jugendarbeit 146
Okkultismus: Teufelszeug oder verborgene Religiosität?
Regina Schulze
Religiöse Kinderwoche 2011 151
Raupe im Paradies
Bücher 152
Auslese 155
Klaus König bespricht: Anna Enquist, Kontrapunkt
Impressum 156
FARBDRUCK
Hildegard Pütz, Unendlichkeit und Ewigkeit 110a
Praxisbeilagen
Materialbrief RU Primarstufe 1/2011
Theologische Gespräche mit Kindern
Materialbrief RU Sekundarstufe 1/2011
Das Geheimnis sichtbar machen. Philosophisch-theologische Spaziergänge mit René Margritte