Liebe Leserin, lieber Leser!
Wie können wir fassen, was unser Fassungsvermögen übersteigt? Ist das, was Religion überliefert, nur ausgedacht? Ist die Schöpfung nicht in guter Absicht geschaffen, sondern nach wie vor chaotisch, ein Tohuwabohu, der Mensch ohne Verantwortung? »Im Mythos finden wir eine Beschreibung der Welt vor, die nicht historische Tatsachen wiedergibt, sondern existen-zielle Verbindlichkeit beansprucht« {Marion Schober, S. 83). Mythen sind, so Hans Schmid mit Bezug auf den Mythenforscher Joseph Campbell, »Masken Gottes« und »Metaphern des Lebens« (S. 96). Das Nicht-Fassbare wird gefasst, um sichtbar zu machen, dass das Fassbare fassbar und zugleich nicht fassbar ist. Gerade deshalb vielleicht: Bei aller Wertschätzung bedürfen Mythen auch der kritischen Reflexion.
Der Themenschwerpunkt dieses Heftes zu »Mythen, Bilder, Legenden« gibt Einblick in die Internationale Religionspädagogische Jahrestagung »Die Wahrheit des Mythos - Von der Kraft bildhafter Sprachformen« des dkv in Zusammenarbeit mit der Schweizer Katecheten-Vereinigung (SKV) und dem Amt für Katechese und Religionsunterricht Bozen-Brixen vom 24. bis 27. September 2009 in Brixen/Südtirol.
Und noch ein ganz anderes Thema wird angesprochen: Hansjörg Schmid umreißt die religionspädagogische Diskussion unter Muslimen und gibt einen Überblick über den Islamischen Religionsunterricht in Deutschland (S. 136ff), Martina Blasberg-Kuhnke zeigt an den zwei Schulbüchern zum Islamunterricht das Selbstverständnis islamischer Religionspädagogik (S. 142ff). Da kommt eine spannende Entwicklung auf uns zu, eine inter-religionspädagogische Diskussion »auf Augenhöhe«.
Sie werden in diese Heft zahlreiche Bilder finden, Begegnung nach der Auferstehung, Maria Magdalena im Mittelpunkt. Alle Jahre wieder sind wir mit dieser unglaublichen Botschaft vom Leben konfrontiert: »Der Tod ist besiegt. Er lebt!« Und - mit Christus - werden auch wir leben. Eine unglaubliche Botschaft!
Helga Kohler-Spiegel
Schriftleiterin
Inhaltsverzeichnis
Marion Schöber 82
»Was sich nie und nirgends hat begeben...»
Von der Wahrheit des Mythos und der Kraft bildhafter Sprachformen.
Ludger Schwienhorst-Schönberger 86
Der offenkundige und der verborgene Sinn
Es ist zu wenig, wenn wir nur nach der Entstehungsgeschichte der biblischen Texte fragen.
Jan Heiner Schneider 92
Verlorenes Paradies
Emil Nolde malte Adam und Eva nach dem Sündenfall - eine Auseinandersetzung mit der alten Frage nach dem Bösen.
Hans Schmid 95
»Er brannte und verbrannte doch nicht«
Die Bedeutung mythischer Sprache in religiösen Lernprozessen.
Rita Burrichter/Günter Lange 104
Osterbilder: Vom Reich des Todes zum Reich des Lebens
Die »Höllenfahrt« Christi und die Begegnung des Auferstandenen mit Maria Magdalena.
Joachim Hawel 110
Der Traum vom Sieg über den Tod:
Der Orpheus-Mythos Der unsterbliche Mythos von Orpheus und Eurydike und die erlösende Macht der Musik.
Gabriele Cramer 117
»Wenn Welt den Anfang nimmt und das Ende kommt«
Alte und neue Mythen in Kinder- und Jugendbüchern.
Michael Wedding 123
Wenn Bibel und Märchen sich begegnen...
Das Grimm-Märchen »Die drei Sprachen« und das Gleichnis vom verlorenen Sohn.
Leo Andergassen 127
Christophorus - Der »Christusträger« in Bild und Legende
Warum die alte Geschichte des ellenlangen Hünen immer noch aktuell ist.
Dominik Blum 132
Akzent
Notizen aus der Provinz
134
Gefunden und notiert
Islamischer RU
Hansjörg Schmid 136
Wie der islamische Religionsunterricht die Gesellschaft verändert
Ein Überblick über die derzeitige Situation in Deutschland.
Martina Blasberg-Kuhnke 142
Islamischer Religionsunterricht im Spiegel der ersten Religionsbücher
Wie gehen die neuen Schulbücher mit den verschiedenen Anforderungen und Erwartungen um?
Claudia Hofrichter 148
Im Blick: Gemeindekatechese Interkulturelle Katechese
152 Bücher
155 Auslese
156 Impressum
Praxisbeilagen
Materialbrief RU Primarstufe 1|2010
Das Gleichnis vom barmherzigen Vater
Materialbrief RU Sekundarstufe 1|2010
Malen mit Wörtern - Kreatives Schreiben im Religionsunterricht