Liebe Leserin, lieber Leser
Kommt auch mein Meerschweinchen in den Himmel? Eine Kinderfrage, die es in sich hat, eine Nagelprobe für unseren Glauben. Ehrlich: Haben Sie eine stichhaltige Antwort parat? Tiere sind Mitgeschöpfe. Aber was haben wir aus der Schöpfungsgemeinschaft gemacht, die Genesis 1 auf den Punkt bringt? Einerseits werden Tiere mehr und mehr verhäuslicht, verhätschelt, beschmust. Andererseits haben wir sie zu Opfern ausbeuterischer Interessen gemacht bis hin zu puren biotechnischen Experimenten oder achselzuckend in Kauf genommener Artenvernichtung. Das Ergebnis ist ziemlich das Gleiche. In beiden Richtungen behandeln wir Tiere als bloße Objekte unserer Verfügungswillkür. Es ist hohe Zeit umzudenken. Ohne Achtung vor der Würde der Kreatur schwebt die viel beschworene Würde des Menschen in ideologischen Sphären. Wie komplex und diffizil sind Bemühungen um tierethische Gerechtigkeit (dazu Heike Baranzke, S. 163-172)! Wie unterbelichtet erscheinen selbst nahe liegende theologische Zusammenhänge (dazu Regina Radlbeck-Ossmann, S. 181-186)! Die Wurzeln dafür liegen in einer nachhaltig vorherrschenden philosophischen und theologischen Entwertung des nicht menschlich Lebendigen. Bei der Lektüre der Beiträge zum Heftschwerpunkt, den Rita Burrichter besorgt hat, frage ich mich, wieso in erkenntnismäßiger Hinsicht der direkte Weg der elementaren Begegnung, der Ansatz bei einer lebendigen Beziehung zwischen Mensch und Tier, so vernachlässigt wird. Obwohl so grundlegend wie vielversprechend, kommt er selten zum Zuge. Egon Spiegel führt in seinem Beitrag auf Seite 176f zu hochkarätig religiösen Befunden. Elmar Gruber (S. 160-162) wie auch Dominik Blum (S. 196-199) lassen sich auf diesen Beziehungskern je auf ihre Weise ein - und öffnen uns mit kleinen Beobachtungen die Augen. Zuletzt: Den kleinen Schwerpunkt »Gastfreundschaft« hat Helga Kohler-Spiegel beigebracht. Er gelte als Signalzeichen der KatBl zum kommenden Weltjugendtag 2005 in Köln.
Wilhelm Albrecht
Schriftleiter
Inhaltsverzeichnis
160 Ich und die rote Katze
Elmar Gruber
Zwei lehrreiche Begegnungen mit einer ungebetenen Katze.
163 Tierliche und menschliche Gefühle und ihre Rolle in der Tierethik
Heike Baranzke
Was bedeuten Hunger, Schmerz, Angst und Mitleid für die Begründung tierethischer Positionen?
173 Halbritters Tierwelt
Rita Burrichter
Die Bildserie dieses Heftes zeigt doppelbödige Tier-Karikaturen.
175 Tierethik - eine soziotheologische und didaktische Orientierung
Egon Spiegel
Über die theologische Qualität der Beziehung von Mensch und Tier.
181 Eine kleine Eschatologie der Tiere
Regina Radlbeck-Ossmann
Kinderfragen als Ausgangspunkt dogmatischen Nachdenkens.
187 Tiere segnen - auch bissige!
Rita Burrichter
Das Schöpfungsbild Meister Bertrams zeigt eine gar nicht so friedliche Schöpfung.
191 Wenn ein Tier stirbt
Hans-Werner Kulinna
Wie umgehen mit kindlichen Trauer- und Verlusterfahrungen?
196 Die Herde, die den Hirten führt?!
Dominik Blum
Mit einem Schäfer unterwegs durch die Heide.
200 Akzent
Rita Burrichter
Kind sein: Die Zeit dazwischen
202 Gefunden und notiert
Norbert Mette
Gastfreundschaft
204 Von Mehltöpfen, die nicht leer werden, und Gästen, die nicht schlürfen dürfen
Ruth Scoralick
Biblische Beobachtungen zum Thema Gastfreundschaft.
208 Gastgeberschaft praktisch
Alfons Scholten
Keine Angst vor Fehlern und Konflikten!
211 Anne Rademacher Die Religiösen Kinderwochen 2005
Anne Rademacher
»Pizza, Papst und Petersdom«.
212 Clauß Peter Sajak Wie konfessionell unterrichten ReligionslehrerInnen?
Clauß Peter Sajak
Ergebnisse einer empirischen Studie in Baden-Württemberg.
219 Im Blick: Jugendarbeit
Simone Honecker
Kreativwettbewerb 2004: »Lasst euch versöhnen«.
222 Literaturbericht
Dorothee Hölscher
Der Katholische Kinder- und Jugendbuchpreis 2005.
226 Bücher
231 Auslese
Georg Langenhorst
232 Ein Leserbrief
234 Impressum
Materialbrief RU 2/2005
Dietrich Bonhoeffer (1906-1945)