Die schweigende Konfirmation. so steht es unter diesem Bild. Wie kann eine Konfirmation schweigend sein? Es ist doch gerade der Gottesdienst, in dem viel geredet und sogar lang und eindringlich gepredigt wird. Junge Menschen sagen dort laut JA zu Gott und zu der Gemeinschaft der Gläubigen. Mit eigener Stimme bestätigen sie klar ihre Taufe! Schweigend und gar nicht fröhlich stehen aber diese Konfirmanden vor der Tür der Frankfurter Paulskirche.
Soweit konnte es kommen in der Zeit des Nationalsozialismus: Pfarrer Karl Veidt bekam von den Nazis Redeverbot und musste bei dem Konfirmationsgottesdienst seiner Konfirmanden im Jahr 1935 schweigen! Wie es dazu kam und wie Veidt das Problem löste, lesen Sie in Material E 12. Das Schweigen unter dem Joch des Totalitarismus ist ein wichtiger Grund, heute mit jungen Menschen zu reden. Damit dies nicht in allgemeinen Floskeln stecken bleibt, sondern konkret wird und uns nahe kommt, haben wir dieses besondere Schönberger Heft gemacht. Es erscheint 75 Jahre nach dem Anfang des Kirchenkampfs in Hessen und Nassau.
„Wie wird Kirchengeschichte lebendig?“ fragt Jörg Thierfelder in „Kirchengeschichte lebendig“, Band 2 der Reihe Schönberger Impulse, den ich 2002 herausgab. Er nennt dort drei Kriterien: Gegenwartsbezug, Alltagsbezug und Ortsbezug. Hier war es geradezu ein Glücksfall, dass der Geschäftsführer der Hessischen Kirchengeschichtlichen Vereinigung, Dr. Reiner Braun, eine Freiarbeit zum Kirchenkampf in Hessen und Nassau entwickelt hat, in der Konfirmand/-innen und Schüler/-innen der Mittelstufe vor Ort, in ihrer Kirche, anhand bekannter Namen aktuellen Fragen nachgehen können. Ein zweiter Glücksfall war, dass die Kirchenleitung dieses Material für so wichtig hielt, dass sie die Herausgabe in diesem Schönberger Heft finanziell unterstützt hat, damit eine CD-ROM mit allen Materialien beigefügt werden konnte.
An diesem Ort möchten wir uns ganz herzlich bei Dr. Braun für die profunde und kreative Erarbeitung des Unterrichtsmaterials und bei der Kirchenleitung für die großzügige Unterstützung bedanken! An erster Stelle finden Sie in diesem Schönberger Heft ein Grußwort des Leitenden Geistlichen Amtes. Kirchenpräsident Prof. Dr. Peter Steinacker wünscht sich, dass Sie mit den vielen spannenden Impulsen aus dem Material mit jungen Menschen in Konfirmandenarbeit und Schule über die Bedeutung von Kirche für Schule, Gemeinde, Staat und Gesellschaft nachdenken und diskutieren werden.
Der zweite Beitrag von dem Hauptautor dieses Heftes, Dr. Reiner Braun, trägt den Titel Der Kirchenkampf in Hessen und Nassau in Grundzügen. Er bietet einen Überblick über die Kirchengeschichte der EKHN in der Zeit des Dritten Reiches und liefert damit die Informationen, die Sie als Lehrer/-in brauchen, um über diese Ereignisse auskunftsfähig zu sein. Die Schüler/-innen machen das Gleiche in einfache Form, wenn sie das Material Ü-6 bearbeiten.
Welche Überlegungen hinter dieser Unterrichtseinheit stehen, beschreibt Dr. Braun in dem Beitrag Didaktische Grundsätze. Wie Sie eine Unterrichtsreihe u. a. durch den Gebrauch des Freiarbeitsmaterials konzipieren können, lesen Sie in Aufbau der Unterrichtseinheit mit dem Freiarbeitsmaterial. Anschließend folgt die Übersicht über die Materialseiten, sowie neun Beispielseiten aus der Freiarbeit. Wir hoffen Sie damit auf den Geschmack gebracht zu haben, sich die Arbeits- und Lösungsblätter von der CD-ROM anzuschauen und auszudrucken. Sie finden sie sowohl als “.doc“ wie als „.pdf“-Datei. Somit können Sie genau die Informationsblätter auswählen, die Ihren Unterricht bereichern werden!
Wie Sie den Ortsbezug noch verstärken können, zeigt der Beitrag von Friederike Weiß-Wehrmann: Gedenkstätten und Erinnerungskultur. Bericht einer Buchenwaldfahrt. Er regt dazu an, mit Konfirmanden- und Schülergruppen Orte des Nationalsozialismus in der Umgebung zu besuchen. Um den Personenbezug zu verstärken, können (immer noch!) Menschen befragt werden, die diese Zeit selbst miterlebt haben. Worauf dabei zu achten ist, finden Sie in dem Leitfaden für Zeitzeugengespräche, den Ann-Kathrin Rahlwes zusammengestellt hat.
Ein Schönberger Heft zu dem Thema wäre nicht komplett ohne eine Übersicht über Literatur und Medien zum Kirchenkampf. Auch die feste Rubrik „Wegzehrung“ darf nicht fehlen. Peter Kristen denkt, passend zum Thema, über die Generationenbrücke nach. Wir freuen uns, Ihnen dieses besondere Schönberger Heft zu Weihnachten 2008 vorlegen zu können!
Harmjan Dam
Inhaltsverzeichnis
1. Editorial, Harmjan Dam
2. Grußwort des Leitenden Geistlichen Amtes, Kirchenpräsident Prof. Dr. Peter Steinacker
3. Der Kirchenkampf in Hessen Nassau in Grundzügen, Reiner Braun
4. Didaktische Grundsätze für die Unterrichtseinheit Kirchenkampf in Hessen und Nassau, Reiner Braun
5. Aufbau der Unterrichtseinheit Kirchenkampf in Hessen und Nassau, Reiner Braun
6. Übersicht über die Materialseiten des Freiarbeitsmaterials
7. Neun Beispielseiten aus der Freiarbeit
8. Gedenkstätten und Erinnerungskultur. Bericht einer Buchenwaldfahrt, Friederike Weiß-Wehrmann
9. Das Zeitzeugengespräch – Ein Leitfaden für den Religions- und Konfirmandenunterricht, Anne-Kathrin Rahlwes
10. Literatur und Medien zum Kirchenkampf in Hessen, Reiner Braun und Harmjan Dam
11. Wegzehrung: Generationenbrücke, Peter Kristen
12. Die Hessische Kirchengeschichtliche Vereinigung / Publikationen
13. CD-ROM mit Inhaltsangabe