Liebe Leserinnen und Leser,
wir freuen uns in der Redaktion, Ihnen ein Schönberger Heft mit Unterrichtsmaterialien für die Grundschule vorlegen zu können und bedanken uns bei Anne Klaaßen, die das Heft maßgeblich gestattet hat. Es geht bei diesen Entwürfen um drei Themen, bei denen das Unterrichten eine besondere Herausforderung bildet, bei denen es sowohl qua Inhalt als qua Methode schwierig ist, sie didaktisch verantwortlich zu erschließen: die Geschichte der Arche Noah, die kirchlichen Feste Himmelfahrt und Pfingsten und das kirchengeschichtliche Thema Elisabeth von Thüringen.
Die biblische Urgeschichte der Arche Noah, die oft zum Kernbestand der biblischen Geschichten für Kinder gehört, ist nur scheinbar einfach. Geht es doch um einen strafenden Gott, der es bereut, die Menschheit geschaffen zu haben und sie fast gänzlich durch eine Flutkatastrophe ertrinken lässt. Nur Noah, seine Familie und von allen Tieren ein Pärchen überleben. Wollen wir dieses Gottesbild vermitteln? Stellt die Geschichte nicht mehr Fragen als wir im Unterricht bewältigen können? In dem ersten Entwurf »Theologisieren mit Kindern« arbeitet Anne Klaaßen mit dem Bilderbuch »An der Arche um Acht«. Drei Pinguine diskutieren über die Gottesfrage. Wenn die Flut droht, wollen alle drei in die Arche und nehmen darum einen von ihnen in einem Koffer mit. Wenn in der Arche nach einiger Zeit die Taube fragt, was in dem Koffer sei, erklingt daraus eine Stimme und sagt »Gott«. Auf dem Bild sieht man wie die Kinder die Szene nachspielen, in der der dritte Pinguin aus dem Koffer spricht. Mit der Unterrichtsreihe wird die Frage nach Gott eröffnet und einfache Antworten werden in Frage gestellt.
Im zweiten Unterrichtsentwurf steht das Bilderbuch »Das Boot« zentral. »Gott ist im Regenbogen« hat Barbara Friedrich dieser Einheit als Titel mitgegeben. In dem Buch »Das Boot« kommt Gott gar nicht vor und auch über Strafe wird nicht gesprochen. Das Thema ist die wunderbare Rettung bei einer Überflutung, die Fragen aufwirft wie: »Hat Gott das Boot geschickt?« oder »Was bedeutet uns der Regenbogen?«
Der dritte Beitrag, auch von Barbara Friedrich, ist für die Mittelstufe gedacht. Mit dem Arche-Noah-Jugendroman »Nicht das Ende der Welt« werden die schwierigen Fragen auf einer anderen Ebene aufgegriffen: Was wäre, wenn bei der Überflutung Menschen schwimmend zur Arche gekommen wären? Hätte Noah sie aufgenommen? Sind keine Schwiegertöchter in der Arche gewesen, sonst wäre die Menschheit doch ausgestorben? Was ist mit deren Familien? War wirklich nur Noah gut? Was ist das Böse? Was heißt es, von Gott zu wissen? In dem jugendroman hat Noah eine Tochter, die aus ihrer Sicht die Geschehnisse erzählt und die Grundfragen dieser symbolischen Urgeschichte stellt. »Muss ich an den strafenden Gott meines Vaters Noah glauben?«
Eine ganz andere Schwierigkeit bilden zwei kirchliche Feste aus dem Jahreskreis: Himmelfahrt und Pfingsten. Die Kinder haben, wie bei Weihnachten und Ostern, einige Taäe frei, dennoch ist hier der Besuch eines (Kinder-)gottesdienstes eher unwahrscheinlich. Anne Klaaßen hat unter dem Titel »bewegt - begeistert - beflügelt« dazu Ergebnisse einer Lernwerkstatt im RPZ zusammengestellt. Margit Kögel beschreibt, wie sie mit Kindern einer dritten Klasse Christi Himmelfahrt mit dem Altarbild aus Heilsbronn erschließt.
Kirchenhistorische Themen bilden eine ganz eigene Herausforderung, weil sich das historische Bewusstsein bei Kindern erst im Grundschulalter zu entwickeln beginnt. In der Unterrichtseinheit Elisabeth von Thüringen für die Klasse 3 oder 4 geht Anne Klaaßen nicht den Weg, eine junge Frau aus dem Mittelalter als Heilige mit Ritter-Colorit auszuschmücken, sondern sie geht anhand dieser faszinierenden Person der thematischen Frage nach, was Nächstenliebe heißen kann. Die Unterrichtsreihe umfasst auch eine Freiarbeit. Nur einige Stationen aus diesem Material sind hier aufgenommen. Die anderen finden Sie als Download-Materialien auf unserer Website www.rpz-ekhn.de.
In unserer Rubrik »Wegzehrung« finden Sie diesmal den Text eines Radiobeitrags von Dr. Peter Kristen. Björn Uwe Rahlwes stellt Ihnen den neuen Oberkirchenrat im Referat Schule und Retigionsunterricht vor, Dr. Jens Feld. Im Schönberger Heft 3199 schrieben wir über Schutseelsorge an der Erich-Kästner-Schule für sprachbehinderte Kinder in Offenbach. Wie sich diese Einrichtung in zehn Jahren erfolgreich entwickelt hat, legt Stefanie Ludwig dar.
Harmian Dam
Inhaltsverzeichnis
1. Editorial, Harmjan Dam
2. »An der Arche um Acht« - Unterrichtseinheit zu Theologisieren mit Kindern, Anne Klaaßen
3. »An der Arche um Acht« - Buchpräsentation, Anne Klaaßen
4. Gott ist im Regenbogen - Unterrichtseinheit zum Kinderbuch »Das Boot«, Barbara Friedrich
5. »Nicht das Ende der Welt« - Ein Arche-Noah-Roman für die Mittelstufe, Barbara Friedrich
6. Bewegt - begeistert - beflügelt Zum Umgang mit den schwierigen Festen Himmelfahrt und Pfingsten, Anne Klaaßen
7. Christi Himmelfahrt Bildbetrachtung der Himmelfahrtsdarstellung aus dem Heilsbronner Altar, Margot Kögel
8. Elisabeth von Thüringen - Eine U nterrichtseinheit für Klasse 3 / 4, Anne Klaaßen
9. Wegzehrung für Religionspädagogen, Peter Kristen
10. Oberkirchenrat Dr. Jens Feld neuer Leiter des Referats Schule und Religionsunterricht, Björn Uwe Rahlwes
11. Rückblick auf lo Jahre Schutseelsorge an der Erich-Kästner-Schule, Sprachheitschule in Offenbach am Main, Stefanie Ludwig
12. Erläuterungen zu den Workshops der Schönberger Tage am 29. und 30. 7. 2008 und Anmeldeformular
13. Programm der Schönberger Tage 2oo8