Liebe Leserinnen und Leser,Auf dem Titelbild sehen Sie einen jungen Menschen, der Bungee-Jumping macht. Für viele junge Menschen gleicht das Erwachsenwerden dem Bungee-Jumping. Ein riskantes Unterfangen, aufregend, fast wie eine Mutprobe. Losgelassen, frei, schwebend. Gut wenn es da wenigstens ein sicheres Seil gibt, das einen auffängt, bevor man zu Tode stürzt. Oft sind es die Freundinnen und Freunde(Peergroup), die ein offenes Ohr und eine helfende Hand bieten. Häufig auch die Eltern, die für Notfälle da sind. Immer öfter sind es die Lehrerinnen und Lehrer in der Schule, die begleiten und beraten. Dies ist sogar ihr Auftrag, wie das Hessische Schulgesetz (§ 86,2) formuliert.Insbesondere Religionslehrer/-innen, Schulpfarrer/-innen und die Schulseelsorge sind gefragt, wenn es um Lebensbegleitung geht. Die Schüler/-innen wissen, dass es zu den wesentlichen Merkmalen der christlichen Kirche gehört, für andere da zu sein. Oder, wie der erste Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirche Willem Adolf Visser´t Hooft es einmal ausdrückte: »Die Christen haben bessere Gründe als irgendwer sonst, sich für die Menschheit einzusetzen.« Mit dem steigenden Druck auf die jungen Menschen (die hohen Leistungsanforderungen in der Schule; die drohende mögliche Arbeitslosigkeit; das Wissen, immer stärker selbst für das Gelingen und Scheitern der eigenen Biografie verantwortlich zu sein), nimmt die Notwendigkeit von Lebensbegleitung in der Schule zu. Dies kann sowohl im Rahmen des Unterrichts, wie bei »Tür-und-Angel- mGesprächen« in den Pausen oder durch eine längere schulseelsorgerliche Begleitung geschehen. Mit diesem ersten Heft im Jahr 2006 haben wir einige der wichtigsten aktuellen Themen in der Lebensbegleitung von jungen Menschen maufgegriffen. Wir möchten zeigen, wie Sie als Religionslehrer/- in durch Unterricht, Begleitung und Beratung für die Schüler/- innen »da-sein« können.
Im ersten Beitrag entfaltet Petra Denzer-Munz eine Unterrichtsreihe zum Thema Essstörungen, die sie an ihrer katholischen Mädchenschule entwickelt hat. Unter der Überschrift Zu dick, zu dünn oder doch gerade richtig? finden Sie viele Unterrichtsideen und Materialien, um Schülerinnen durch den Religionsunterricht zu begleiten.
Ein wachsendes Problem unter Jugendlichen ist die Verschuldung und Überschuldung. Alfred Schäfer,
Schulpfarrer an einer Berufsschule in Mainz, berät seit Jahren junge Schüler/-innen, die in die Schuldenfalle geraten sind. Wie er dies in ein Unterrichtsthema umgesetzt hat, das wirklich im Alltag der Schüler wurzelt, beschreibt er in dem Artikel Hast du was, bist du was. Der zugenommene Druck in Schule und Betrieb findet auch seinen Niederschlag in Mobbing. Olaf Lewerenz, Schulpfarrer und Bildungsreferent im Zentrum für gesellschaftliche Verantwortung, entfaltet mögliche präventive Arbeit in der Unterrichtsreihe Konstruktiver Umgang mit Konflikten. Durch die vielen Materialien, u. a. aus einer Ausstellung zu Mobbing vom »Kirchlichen Dienst in der Arbeitswelt«, lässt sich das Thema so direkt für berufliche Schulen umsetzen.
»Drohender Suizid spielt in der Schulseelsorge eine bedrückend große Rolle«, schreibt Klaus Kießling am Anfang seines Beitrags »Seelensorge« bei Depressivität und Suizidgefahr. Der katholische Hochschullehrer (Sankt Georgen, Frankfurt) veröffentlichte 2002 das Buch »Seelsorge bei Seelenfinsternis«. Jetzt fasst er für uns seine
wichtigsten Befunde und Empfehlungen auf wenigen Seiten zusammen. Die Schule ist als System nicht auf Verlust eingestellt. Dennoch gibt es dort das unbeachtete Verlassen, den stillen Abschied, Tod und Trauer.
Drei Beiträge zeigen, wie die Religionslehrer/-innen und die Schulseelsorge hier einen einzigartigen
Beitrag zur Schulkultur liefern können. Es wundert nicht, dass es vor allem Kollegen an Schulen in katholischer Trägerschaft sind, die hier berichten. Ernst Widmann (Lioba-Schule, Bad Nauheim) präsentiert den Abschiedskoffer. Theologischer Leitgedanke ist für Widmann, dass auch Umwege zum Ziel führen und »von Gott gesegnete Wege« sind. Christine Krüger (Maria-Ward-Schule, Mainz) beschreibt aus eigener Erfahrung, wie sie die Trauerarbeit in der Schule gestaltet. Auf ihre Erfahrungen und die vieler anderer Schulseelsorger/-innen stützt sich mein Beitrag Begleitung bei Todesfällen und Trauer in der Schule. Ich hoffe, so viele Kolleg/-innen zu ermutigen, über die Gestaltung der Trauerarbeit in der Schule nachzudenken. Die Wegzehrung ist diesmal von Dirk Alpermann geschrieben, der im Schönberger Heft 4|05 gezeigt hat, wie kreativ er im Unterricht mit Popmusik arbeitet. Auch diesmal war Musik seine Vorlage.
Uwe Martini stellt auf Seite 27 eine Initiative des Gesamtkirchlichen Ausschusses vor: eine »interaktive« Website, auf der eine Empfehlungsliste »Digitale Medien für den Religionsunterricht« wachsen soll.
Wie üblich finden Sie im ersten Heft des Jahres die Register zu den Schönberger Heften 2005. Bitte beachten Sie auch auf der Rückseite dieses Heftes die aktuelle Liste mit den Zuständigkeitsbereichen
der Religionspädagogischen Ämter
Harmjan Dam
Inhaltsverzeichnis
Harmjan Dam
Editorial, S. 1
Harmjan Dam
Petra Denzer-Munz
Zu dick, zu dünn oder doch gerade richtig? Essstörungen bei Schülerinnen, S. 2 - 4
Alfred Schäfer
Hast du was, bist du was. Verschuldung als Thema im RU der Berufsfachschule, S. 5 - 10
Olaf Lewerenz
Konstruktiver Umgang mit Konflikten. Mobbing - Thema für Schule und Betrieb, S. 11 - 16
Klaus Kießling
"Seelensorge" bei Depressivität und Suizidgefahr, S. 17 - 20
Björn Uwe Rahlwes
Buchbesprechung "Neues Handbuch Religionsunterricht an berufsbildenden Schulen", S. 20
Ernst Widmann, Regina Röhrig
Der Segens- und Abschiedskoffer. Abschiede in der Schule segensreich gestalten, S. 21
Christine Krüger
Trauerarbeit in der Schule, S. 22 - 23
Harmjan Dam
Begleitung bei Trauer und Todesfällen in der Schule, S. 24 - 25
Dirk Alpermann
Was kümmert es den Mond, wenn ihn ein Hund anbellt?, Wegzehrung, S. 26
Uwe Martini
Empfehlungsliste "Digitale Medien für den Religionsunterricht", S. 27
Harmjan Dam
Register der Schönberger Hefte für den Jahrgang 2005,
S. 28 - 29
Zuständigkeitsbereiche der Religionspädagogischen Ämter