Liebe Leserinnen und Leser,
Ein Kreuz in Regenbogenfarben. Darf man das? Ist das Kreuz nicht das grausame Folterinstrument der Römer, mit dem sie Aufständische und Mörder getötet haben. Darf man ein Kreuz hübsch machen?
Ralf Kopp, der auch diesmal die Vorderseite unseres Schönberger Heftes gestaltet hat, arbeitet sehr oft mit Kreuze. „Es ist das Symbol des Christentums“, sagt er. Da ist was dran. Kein wachsender Halbmond, kein Davidstern, kein Rad der Wiederkehr, kein ausgewogenes Ying und Yang, sondern ein Kreuz. Das Christentum beschönigt die Wirklichkeit nicht! Auch wenn wir in Gottes gute Schöpfung leben, wissen wir um das Elend, die Krankheit und den Tod. Auch wenn wir Gottes geliebte Kinder sind, wir leben nicht im Paradies. Jesus, der Mensch in dem Gott für uns erfahrbar geworden ist, ist nicht wie Buddha alt und in Frieden gestorben, nein, nach kurzem Wirken wurde er ermordet! In Jesus Christus wird sichtbar, dass Gott die Erfahrung des tiefsten Leids, der tiefsten Erniedrigung, ja der Tod kennt. Auch da ist Gott dem Menschen nah.
Gleichzeitig wissen wir, dass Gottes Liebe stärker ist als der Tod, und dass Menschen glauben können, dass sie – wie Jesus – nicht im Tod gelassen werden, sondern auferstehen und bei Gott sind. Das Kreuz ist nicht das Ende; Das Kreuz ist leer! Als Kernsymbol des Christentums sehen wir hinter dem leeren Kreuz die Liebe Gottes, die uns nicht im Tod lässt. Weil wir an die Auferstehung glauben, dürfen am Kreuz die Regenbogenfarben der Hoffnung aufscheinen.
Es ist diese Trostbotschaft, die im Leiden und beim Tod ausgesprochen werden darf. Wenn das Leiden und der Tod von geliebten Mitmenschen uns sprachlos machen, können wir als Christinnen und Christen diese Worte sprechen. Wir können die Trauer zulassen und Hoffnung aufscheinen lassen.
Leiden, Krankheit, Trauer und Tod machen vor der Schultür keinen Halt. Weil die Schule aber nicht auf Trauer und Tod eingestellt ist, sind es in der Regel die Religionslehrkräfte, die Schulpfarrer/-innen und die Schulseelsorger/-innen, die dann gefragt werden etwas zu tun. In diesem Schönberger Heft zeigen wir, wie die Auferstehungshoffnung im Religionsunterricht zur Thema wird und wie Trauer in der Schule aus christlicher Perspektive begleitet werden kann.
In den ersten zwei Artikeln geht es um die Auferstehung. Stefan Alkier geht der Frage nach, was die Bibel eigentlich dazu sagt. Kristina Augst entfaltet, wie mit unterschiedliche Lieder aus dem Ev. Gesangbuch die christliche Hoffnung zur Sprache gebracht werden kann.
In drei weitere Beiträge werden Unterrichtsideen für Sek I und für die Grundschule zu Trauer, Tod und Auferstehungshoffnung dargelegt. Gabriele Sies beschreibt, wie das Thema mit Ablass, Halloween und Allerseelen verbunden werden kann. Unsere neue Kollegin aus Nassau, Nadine Hoffmann-Driesch, legt fünf Bausteine für den Unterricht in der Grundschule dar. Andrea Knoche beschreibt den Bau von „Jenseitskisten“, so wie das öfters in der Konfirmandenarbeit ausprobiert wurde.
In den anderen fachdidaktischen Beiträgen geht es um den Umgang mit Trauer. Armin Gissel beschreibt Trauerarbeit für Kinder und Jugendliche mit geistiger Behinderung, Martin Autschbach in einer Grundschule im Westerwald. In diese Begleitung spielt der Trauerkoffer eine zentrale Rolle. Im Dekanat Hochtaunus hat die Bildungsreferentin, Yvonne Dettmar, darum die Initiative ergriffen alle Schulen mit einem Trauerkoffer auszugestalten. Sie beschreibt, zusammen mit der Krisenseelsorgerin Andrea Kühn-Müllender, wie man damit arbeiten kann. Auf Initiative des ehemaligen Schönberger Verein haben wir als religionspädagogisches Institut für alle RPI-Stellen ein „Mustertrauerkoffer“ entwickelt, die Sie ausleihen können um zu überlegen wie ein Trauerkoffer an Ihrer Schule gestaltet werden kann. Wir sind davonüberzeugt: Jede Schule braucht ein Trauerkoffer, weil er, wenn der Notfall eintritt ein Trostkoffer ist und weitere Traumatisierung von Schülerinnen und Schüler vorbeugen hilft.
Bitte, besprechen die Inhalte dieses Heftes mit Ihren Kollegen und Kolleginnen in Ihrer Schule und überlegen Sie gemeinsam, was Sie tun, wenn das passiert, was niemand möchte. Hier sind wir als Religionslehrkräfte besonders gefragt!
Harmjan Dam
Uwe Martini
Inhaltsverzeichnis
EDITORIAL Harmjan Dam und Uwe Martini
PERSONEN, PRAXIS, PROJEKTE
Aus RPI der EKHN und PTI der EKKW entsteht ein neues gemeinsames Institut o Neuer Studienleiter des RPI : Matthias Ullrich o
Nadine Hofmann-Driesch als neue Studienleiterin im RPI Nassau eingeführt
AUS KIRCHE UND STAAT
Religion in der Oberstufe des Gymnasiums : Fast 50 % dreistündig ! o Karl Dienst gestorben. Von 1970 bis 1994 Oberkirchenrat für Schule o
EKHN-Leitung veröffentlicht Diskussionspapier zur "Inklusion"
FACHDIDAKTISCHE IMPULSE zum Thema "Trauer, Tod und Auferstehungshoffnung"
- Das Leben Jesu oder : Wo der auferweckte Gekreuzigte heute begegnet, von Stefan Alkier
- Tod und Auferstehung. Wie bringen wir die christliche Hoffnung zur Sprache ?, von Kristina Augst
- Reformationstag, Allerheiligen, Halloween. Ein Beispiel für den kompetenz- orientierten Unterricht in den Jahrgangsstufen 7 und 8, von Gabriele Sies
- Was mich dann trösten kann ? ! Mit Kindern der Jahrgangsstufe 3/4 auf der Suche nach tröstlichen Bildern und Vorstellungen im Angesicht von Trauer und Tod, von Nadine Hofmann-Driesch
- "Kommt der Markus morgen wieder ?" Trauerarbeit für Kinder und Jugendliche mit geistiger Behinderung , von Armin Gissel
- Der Trauerkoffer - Eine Hilfe für den Umgang mit Todesfällen an weiter - führenden Schulen, von Yvonne Dettmar und Andrea Kühn-Müllender
- Ein Trostkoffer für unsere Klasse ? ! Trauerbegleitung in einer Grundschule, von Martin Autschbach und Anne Klaaßen
- Jede Schule braucht einen Trauerkoffer ! Der "Muster-Trauerkoffer" des RPI, von Harmjan Dam
FILME AUS DER MEDIENZENTRALE
Zum Thema Trauer und Tod, von Irina Grassmann
AUS DEM BIBELHAUS
Buchkunst und Drucktechnik. Stationen zur Verbreitung der Bibel im Bibelhaus Erlebnis Museum, Frankfurt, von Veit Dinkelaker
AUS DER KONFIRMANDENARBEIT
"Jenseitskisten" zeigen einen Blick auf die "andere Seite", von Andrea Knoche
NEUE BüCHER AUS DER EKHN
45 populäre Mythen des Schulalltags. Auf dem Weg zu einer neuen Gelassenheit im Lehrberuf/ Robert Mosell, von Harmjan Dam
LITTIPPS
Alles, worum es geht o Gegen Fürsten, Tod & Teufel o Beredtes Schweigen, von Volker Dettmar
WEGZEHRUNG
Das Wollknäuel Mensch, von Dirk Kuitting