Liebe Leserinnen und Leser,
das Titelbild der vorliegenden Ausgabe der Schönberger Hefte kann als Symbol für einen grundlegenden – wenn nicht sogar den entscheidenden
– Wandel in unserer Gesellschaft gesehen werden: Die heute heranwachsende Generation von Kindern und Jugendlichen kommt ganz selbstverständlich und unbefangen mit den »Neuen Medien« und ihren Nutzungsmöglichkeiten in Kontakt. Selbstverständlich und unbefangen in dem Sinne, dass diese Medien in der Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen vielfach präsent sind und ihr Verhalten dadurch nachhaltig geprägt und verändert wird, nicht in dem Sinne, dass es dabei keine Probleme gäbe. Ganz im Gegenteil! Denn dieses Bild legt zugleich auch die Frage nahe, wie wir diese Kinder und Jugendlichen auf einen angemessenen und kritischen Umgang mit den »Neuen Medien« und ihren Möglichkeiten, aber auch Gefahren vorbereiten. Das Foto für dieses Titelbild haben wir übrigens von einem unserer Autoren, dem Schulpfarrer Dr. Volker Dettmar zur Verfügung gestellt bekommen. Es zeigt seine jüngste Tochter Marie am PC. Herzlichen Dank dafür!
Volker Dettmar ist es auch, der sich in seinem Beitrag »Du sollst dir keinen Bildschirm machen ...« mit dem Medienverhalten von Jugendlichen als Thema im Religionsunterricht beschäftigt und dazu mit interessanten Ergebnissen aus einer Umfrage unter seinen Schülerinnen und Schülern einer Frankfurter Berufsschule für Wirtschaft und Verwaltung aufwarten kann. Ein erster Schritt hin zu mehr Medienkompetenz von uns Unterrichtenden liegt ja gerade darin, dass wir erst einmal wahrnehmen lernen müssen, was sich im Blick auf das Medienverhalten von Jugendlichen alles entwickelt und wie diese Medien von ihnen genutzt werden. Dazu finden Sie in seinem Artikel gute Anregungen und Impulse, gerade auch für Gespräche über dieses Thema im Religionsunterricht.
Unter dem Titel »Vernetzt – also bin ich« gibt Sandra Lentz einen kurzen Überblick über aktuelle Trends im Bereich Jugend und Medien. Gleich zwei Artikel zu unserem Themenheft hat Dr. Astrid Dinter
beigetragen, die sich im Rahmen eines Forschungsprojektes seit längerem damit befasst, wie »die Lebenswelten Jugendlicher im Zeitalter der Medien« sowie deren Entwicklung beschrieben werden können
und wie sich die Praktische Theologie und die Religionspädagogik mit dem Forschungsfeld »Computer und Neue Medien« auseinandersetzen.
Nach diesen eher einführenden Beiträgen in das Themenfeld wird es in dem Artikel »Vorbilder oder Superstars?« von Dr. Kerstin Söderblom richtig konkret: Sie unternimmt eine kritische Annäherung an das – umstrittene – Phänomen »Deutschland sucht den Superstar« aus religionspädagogischer Perspektive und gibt auch praktische Hinweise für die Bearbeitung des Themas im Unterricht. Dass zentrale religiöse und ethische Fragestellungen auch in Mainstream-Filmen und aufwendigen Hollywoodproduktionen – kommerziell äußerst erfolgreich – aufgegriffen werden, die für das religiöse Erleben von Jugendlichen von großer Bedeutung sind, ist nicht erst seit den Film-Trilogien von »Matrix« und »Herr der Ringe« oder auch den »Harry-Potter-Filmen« bekannt. Die Frankfurter Lehrerin Lee Teodora Gusic geht am Beispiel des Titelhelden der Spiderman-Filme der Frage nach »Wer ist denn hier bitteschön ›Der Gute‹?« Sie stellt drei Unterrichtsideen zu Spinnen, »Spiderman « und ethischen Fragen von Jugendlichen vor und zieht dabei ungewohnte, aber sehr originelle Verbindungslinien, zum Beispiel zu indianischen Schöpfungsmythen.
»Schönheit« ist zwar ein wichtiges Thema in den Medien und im Leben von Jugendlichen, bislang jedoch nicht im Religionsunterricht. Das möchte der Oppenheimer Schulpfarrer Dirk Alpermann ändern und stellt mit seiner Unterrichtseinheit unter dem Titel »Spieglein, Spieglein an der Wand .. . « viele neue Ideen dazu vor.
Auf die weiteren Beiträge dieses Heftes »Randnotizen« von Kyra Wilhelm, die Wegzehrung für Religionspädagogen von Dr. Kristina Augst, die Vorstellung der Broschüre »Kinderbuch Bibel? Aktuelle Kinderbibeln im Überblick« und die Ankündigung der Jubiläumsveranstaltung: 40 Jahre RPZ – Konferenz für Religionspädagogik: Quo vadis RU? am 2. November 2007 kann ich aus Platzgründen nur zusammenfassend hinweisen.
Weitere Artikel, Informationen und Unterrichtsmaterialien zum Schwerpunktthema dieses Heftes finden Sie zum downloaden in der Internetversion der Schönberger Hefte unter www.rpz-ekhn.de
So bleibt mir nur noch, Ihnen viel Freude beim Lesen dieser Ausgabe zu wünschen!
Björn Uwe Rahlwes
Inhaltsverzeichnis
- Björn Uwe Rahlwes: Editorial
- Volker Dettmar: Du sollst Dir keinen Bildschirm machen... Das Medienverhalten Jugendlicher im Zeitalter der Medien
- Sandra Lenz: Vernetzt - also bin ich!
- Astrid Dinter: Die Lebenswelt Jugendlicher im Zeitalter der Medien
- Astrid Dinter: Das Forschungsfeld "Computer und neue Medien" als Herausforderung für die praktische Theologie und Religionspädagogik
- Kerstin Söderblom: Vorbilder oder Superstars? Eine kritische Annäherung an das Phänomen "Deutschland sucht den Superstar" aus religionspädagogischer Perspektive
- Lee Theodora Gusic: Wer ist den hier bitteschön "Der Gute"? Drei Unterrichtsideen zu Spinnen, "Spiderman", ethische Fragen von Jugendlichen
- Dirk Alpermann: "Spieglein, Spieglein an der Wand ...? Schönheit als Thema im Religionsunterricht
- Kyra Wilhelm: "Rand-Notizen" - oder: Eine Vertretungsstunde im Fach Religion von Unterrichtsgarantie plus mit Computern zum Thema "Vorbilder und Heilige"
- Kristina Augst: Wegzehrung für Religionspädagogen
- Buchbesprechung "Kinderbuch Bibel?" -Aktuelle Kinderbibeln im Überblick
- Jubliäumsveranstaltung am 2. November 2007: 40 Jahre RPZ Konferenz für Religionspädagogik: Quo vadis RU?