EDITORIAL
Liebe Leserinnen und Leser,
Kinder und Jugendliche wollen gesegnet werden. Deutlicher als Erwachsene spüren sie offensichtlich, dass sich der Segen nicht in dem reinen Sprechakt erschöpft. Auf leere Worte und Gerede reagieren Jugendliche allergisch. Sie mögen es nicht, wenn wir Erwachsene viele, zu viele Worte machen und oft unsere Worte nicht mit entsprechenden Taten untermauern. Segensworte sind keine leeren Worte. Im Vollzug des Segens geschieht der Segen selbst, er ist weder Ankündigung noch Feststellung, sondern durch das Zusprechen wird der Segen Wirklichkeit. Damit hat Segen etwas Geheimnisvolles. Diese Erfahrung hat für Jugendliche einen hohen Wert.
Kinder und Jugendliche können Segenshandlungen erfahren als einen Raum, in dem ihnen Gutes entgegenkommt. Sie begeben sich in diesen Raum hinein und öffnen sich für die Zeichen eines bedingungslosen Wertgeschätztwerdens. Das hat unmittelbar mit ihnen selbst zu tun. Sie machen die Erfahrung : »Da meint es jemand unbedingt gut mit mir ganz persönlich !« Diese Erfahrung macht die Jugendlichen sensibel für die große Bedeutung von grundsätzlichen Lebenserfahrungen wie Trost, Ermutigung, Selbstbewusstsein, Geborgensein und Dank. Sie ermöglichen ihnen, der gesellschaftlichen Norm der Ellbogenmentalität, der Machbarkeit, der Vernutzung etwas entgegen zu setzen. Der Segen gibt den Gesegneten die Gewissheit, dass sie beschützt und geführt werden. Nach Steffensky ist der Segen »der Ort höchster Passivität«. Hier werde der Mensch aufgefordert, auf sich selbst, auf die eigenen Leistungen und den Selbstschutz, auf jegliche Selbstberufung zu verzichten. »Es wird für mich gesorgt.«
Gleichzeitig können Kinder und Jugendliche im Umfeld von Segenshandlungen auch lernen, sich als aktive Subjekte zu begreifen, die, ausgestattet mit der Erfahrung von Geborgenheit, Andere teilhaben lassen. Sie stellen sich selbst in den Dienst einer liebenden Macht. Auch dies ist Wertschätzung durch Beauftragung. Das »Sich-Hineinbegeben« kann sowohl bedeuten »Gott sorgt für mich« als auch : »Durch mich wirkt Gottes Geist«.
Segen ist damit eine Bestärkung, das Leben immer wieder von Grund auf zu bejahen.
Auch in der religionspädagogischen Debatte gewinnt er zunehmend an Bedeutung. Christian Grethlein formuliert als entscheidende religionsdidaktische Frage : »Was muss ein Mensch lernen, um als Christ leben zu können ?«. Die Erfahrung des Gesegnet-Werdens und auch des Segnens gehören unbedingt dazu.
Dieses Schönberger Heft trägt dazu bei, die Segenserfahrungen in Schule und Gemeinde zu ermöglichen.
– Klaus Douglas reflektiert das Thema Segen theologisch.
– Kristina Augst liefert in ihrem Beitrag »Abraham : Aufbrechen oder dableiben« eine Unterrichtsidee für das Thema Segen in der multireligiösen Berufsschule.
– Marion Mühlmeier beschreibt, wie sie in ihrem Religionsunterricht den Abschied der Kinder von der Grundschule gestaltete.
– Der Segen spielt vor allem in der Konfirmandenarbeit eine wichtige Rolle. Die Beiträge von Uwe Martini und Andrea Knoche entfalten dies.
– In dem Beitrag »Ein Segensheft zum Abschied« beschreibt Uwe Martini, wie er in einer Abiturklasse den Abschied gestaltete.
– Eine besondere Rolle spielt der Segen in einer Schule für Kranke in Mittelhessen. Die Schulseelsorgerin Astrid Prinz erzählt einfühlsam, wie sie insbesondere durch ihre Erfahrungen mit Segnung und Segnen ihre Rolle als Schulpfarrerin in dieser Schule fand : »Jetzt kann ja nix mehr schief gehen !«
– Hartmut Rupp stellt ein neues (baden-württembergisches) Unterrichtsfach »Glück« vor und vergleicht es mit dem Religionsunterricht.
Das Heft integriert sich in die Impulspost »Zum Glück gibt’s den Segen« der Ev. Kirche in Hessen und Nassau und will die Inhalte dieser Aktion über die Gemeinden und Dekanate unserer Kirche hinaus in die Schulen tragen.
Wir würden uns freuen, wenn Sie uns mitteilen, welche Erfahrungen Sie mit dieser Aktion gemacht haben.
Harmjan Dam
Uwe Martini
Alle Links und Materialien sowie Zusatzinformationen zum Heft finden Sie auf der Webseite http://www.schoenberger-hefte.de
Alle Materialien sind als »Open Educational Resources« unter der CreativeCommons-Lizensierung (Namensnennung, Nichtkommerziell) frei zu verwenden.
Inhaltsverzeichnis
EDITORIAL Harmjan Dam und Uwe Martini
PERSONEN, PRAXIS, PROJEKTE
- Nadine Hofmann-Driesch neue Studienleiterin
- »Pit« Saaler neuer Landesjugendpfarrer
- Theologischer Jugendbildungsreferent Stephan DaRe
- Schönberger Verein hat sich aufgelöst
- Konfirallye am Jugendkirchentag 2014
- Pfarrer Günther Werk verstorben
- »Toleranz üben« an Büdinger Schule
- Wettbewerb und Lernheft »Anne Frank heute«
AUS KIRCHE UND STAAT
- Abschluss beim Weiterbildungskurs Evangelische Religion
FACHDIDAKTISCHE IMPULSE zum Thema »Zum Glück gibt’s den Segen«
- Segen – mehr als nur Worte: Klaus Douglas
- Abraham : Aufbrechen oder dableiben ? – Eine Unterrichtsidee für die Berufsschule: Kristina Augst
- Geh mit Gottes Segen ! Der Segen Abrahams und die Gestaltung des Abschieds aus der Grundschule: Marion Mühlmeier
- Viel Glück und viel Segen für Konfirmandinnen und Konfirmanden. Materialien und Web-Tipps: Andrea Knoche
- Ein Segensheft zum Abschied: Uwe Martini
- Impulspost Frühjahr 2014 : »Zum Glück gibt’s den Segen«. Material für den Unterricht und Schulaktionen: Uwe Martini
- »Jetzt kann ja nix mehr schief gehen !« – Die Schulseelsorge und der Segen: Astrid Prinz
- Du bist ein Segen ! Sie sind ein Segen ! Ideen für die Arbeit mit Konfirmandinnen und Konfirmanden mit den Segenskärtchen der Impulspost: Uwe Martini
- Das Unterrichtsfach »Glück« und der Religionsunterricht: Hartmut Rupp und Ulrich Löffler
AUS DEM BIBELHAUS Veit Dinkelaker
Koscher und Halal, Bio und Vegan ? – Die Jaffa-Ausstellung des Bibelhauses im interkulturellen Unterricht
FILME AUS DER MEDIENZENTRALE Irina Grassmann
Zum Glück gibt’s den Segen
NEUE BüCHER AUS DER EKHN Harmjan Dam
»Gewaltfreie Kommunikation in der Schule« von Gottfried Orth und Hilde Fritz
LITTIPPS Volker Dettmar
Das Monophon, Totensonntag, Auf fremdem Land
WEGZEHRUNG Volker Dettmar
»Gott nahe zu sein ist mein Glück« Psalm 73
REGISTER DER »SCHÖNBERGER HEFTE« FUER DEN 43. JAHRGANG 2013
Harmjan Dam
IMPRESSUM