Liebe Leserinnen und Leser,
In diesem Jahr kann das Religionspädagogische Studienzentrum (RPZ) im Kronberger Stadtteil Schönberg auf vierzig Jahre seines Bestehens zurückblicken. Dies und die Tatsache, dass der langjährige Direktor des RPZ, Pfarrer Dr. Ernst-August Küchler nach dreiunddreißig Jahren Tätigkeit am Institut – davon fünfzehn Jahre als Dozent für den Bereich Konfirmandenarbeit und achtzehn Jahre als Direktor – Ende Februar 2007 in den wohlverdienten Ruhestand geht, hat die Redaktion zum Anlass genommen, in der vorliegenden Ausgabe der Schönberger Hefte wesentliche Aspekte und Entwicklungen dieser vierzigjährigen Geschichte der Religionspädagogik in der EKHN vorzustellen und einen Ausblick auf künftige Herausforderungen zu wagen.
Wenn ein Jubiläum begangen und gefeiert wird, dürfen auch Grußworte nicht fehlen. So schreibt Prof. Dr. Dr. Peter Steinacker, Kirchenpräsident unserer Landeskirche, dass es eine kluge Entscheidung seitens der Kirche war, mit der Gründung des RPZ 1967 offensiv und direkt die Herausforderungen der damaligen gesellschaftlichen Umbrüche und Neuorientierungen anzunehmen und wünscht dem Institut für die Zukunft weiterhin eine große Nähe zum Puls der Zeit und zu den drängenden Sach- und Grundsatzfragen. Oberkirchenrat i. R. Karl Dienst, der von 1970 bis 1994 die Schulabteilung
in der Kirchenverwaltung leitete, beschreibt in seinem Beitrag anschaulich, warum in der EKHN ein
RPZ gegründet wurde, lässt jene »Gründerzeit« lebendig werden und kommt zu dem Schluss, dass Religionspädagogik eben damals »in« war.
Der heutige Leiter des Referates Schule und Religionsunterricht, Oberkirchenrat Hans Jung sieht im RPZ einen zentralen Baustein evangelischer Bildungsarbeit und betont, dass die Arbeit des RPZ als Kompetenz-und Servicezentrum für die über 6000 Religionslehrer/-innen im Bereich der Landeskirche unverzichtbar ist.
Nach einem Rückblick auf die Zeit von Ernst-August Küchler am RPZ und einem Beitrag von ihm unter
dem Titel »Was ich dem RPZ wünsche« kommen einige ehemalige Dozenten zu Wort. So erinnert Hans
Heller, von 1975 bis 1996 Dozent für den Bereich Grundschule in seinem Artikel »Die Bibel – anders – ins Spiel bringen« an die Zeit Mitte der siebziger Jahre, als sich der Religionsunterricht
in der Spannung zwischen Tradition und Situation befand und an die Entstehung des erfolgreichen EKHN-Projekts der »Blauen Bibel«, die den Titel »Die Nacht leuchtet wie der Tag« trägt
und über viele Jahre hinweg an allen Grundschulen verteilt wurde. Die Entwicklung hin zu den Ansätzen der Erfahrungsorientierung Ende der achtziger Jahre beschreibt Anita Müller-Friese, die von 1988 bis 2002 Dozentin für den Bereich Sonderschule war. Das nächste Thema Schulseelsorge entfalten Manfred Kopp – von 1980 bis 1996 Dozent für Berufsbildende Schulen – und Harmjan Dam und zeigen, wie sich dieses Arbeitsfeld von den zarten Anfängen eines Pilotprojektes zu einem Markenzeichen der EKHN entwickelt hat. Einen Rückblick auf die Zeit, als der Religionsunterricht unter dem Vorzeichen der Problemorientierung stand, ermöglicht Gerhard Brockmann, der von 1974 bis 1996 Dozent für Gymnasien war.
Eine aktuelle Positionsbestimmung der Konfirmandenarbeit unternimmt Jörg M. Reich und geht
der Frage nach, welche Kompetenzen sie vermitteln kann. Anderes entdecken – Eigenes vergewissern war das Motto der letzten Ausgabe der Schönberger Hefte zum Schwerpunktthema interreligiösen Lernens. Dazu stellt Wolfgang Wendel eine interessante Idee vor und erklärt, wozu ein Koffer zum Christentum
dienen kann. Ina Claus plädiert in ihrem Beitrag für eine Kultur der Verlangsamung
und des Innehaltens im Religionsunterricht. Über die Möglichkeiten des Online-unterstützten
Lernens mit der Lernplattform rpi-virtuell informiert Heinz-Jürgen Deuster, und Gabriele Sies weist auf die Bedeutung dieses Themas für die Fort- und Weiterbildungsarbeit des RPZ hin. Zwei Beiträge von Harmjan Dam und Anne Klaaßen befassen mit der Kompetenzorientierung, die in der aktuellen religionspädagogischen Diskussion einen hohen Stellenwert hat.
Die Wegzehrung für Religionspädagogen stammt diesmal von Dirk Alpermann, der sich Gedanken über
einen möglichen Zusammenhang von zunehmender Gewalt an Schulen und der Rolle der Medien macht. Wie üblich finden Sie im ersten Heft des Jahres die Register zu den Schönberger Heften des 36. Jahrgangs 2006.
Die vorliegende Auswahl an Beiträgen versucht ein möglichst lebendiges und vielfältiges Bild von der Arbeit des RPZ als Service- und Kompetenzzentrum zu zeichnen, die vor allem zum Ziel hat, dass Religionslehrerinnen und Religionslehrer davon profitieren und diese Angebote auch in Zukunft in Anspruch nehmen können. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen viel Freude beim Lesen dieser Ausgabe.
Björn Uwe Rahlwes
Inhaltsverzeichnis
Björn Uwe Rahlwes
Editorial
S.1
Peter Steinacker
Grußwort, 40 Jahre Religionspädagogisches Studienzentrum der EKHN
S. 2
Karl Dienst
Warum in der EKHN ein RPZ gegründet wurde
S. 3
Hans Jung
Das RPZ - ein zentraler Baustein evangelischer Bildungsarbeit
S 4
Bjoern Uwe Rahlwes
Das Ende einer Ära - Ernst-August Küchler geht nach 33 Jahren im RPZ in den Ruhestand
S. 5
Ernst-August Küchler
Was ich dem RPZ wünsche
S. 7
Kyra Wilhelm
Schönberg - das heißt immer wieder durchatmen und beflügelt werden
S. 9
Hans Heller
Die Bibel -anders - ins Spiel bringen
S 10
Anita Müller-Friese
Erfahrungen entfalten
S. 12
Anne Klaaßen
Erfahrungen entfalten in Lernwerkstatt und Freiarbeit
S. 13
Manfred Kopp und Harmjan Dam
Schulseelsorge - vom Pilotprojekt zu einem Markenzeichen der EKHN
S. 14
Gerhard Brockmann
Religionsunterricht unter dem Vorzeichen der Problemorientierung - ein Rückblick
S. 16
Jörg M. Reich
Konfirmandenarbeit und Kompetenzen
S. 18
Wolfgang Wendel
Wozu einen Koffer zum Christentum ?
S. 20
Ina Claus
Verlangsamung und Innehalten im Religionsunterricht
S. 22
Heinz-Jürgen Deuster
Online-unterstütztes Lernen mit der Lernplattform der EKD: RPI virtuell
S. 24
Gabriele Sies
Online-unterstütztes Lernen in der Fort- und Weiterbildung des RPZ
S. 26
Harmjan Dam
Kompetenzorientierte Bildungsstandards statt thematischer Lehrpläne
S. 27
Anne Klaaßen
Kompetent in Sachen Religion -Zur Lehrplanentwicklung in der Grundschule
S. 29
Dirk Alpermann
Wegzehrung für Religionspädagogen
S. 31
Harmjan Dam
Register der Schönberger Hefte für den 36. Jahrgang 2006
S. 32