Liebe Leserinnen und Leser,
drei Personen am Ende eines langen Flures. EIN Licht, das drei Figuren umrahmt und verbindet. Wäre dies ein modernes Bild für den »drei-einen« Gott der Christen?
Diese Ausgabe der Schönberger Hefte hat als Schwerpunkt den trinitarischen Gottesglauben. Braucht aber der »gebildete Glaube« die Trinität? Wie kann ich mir dieses »Bild« überhaupt denken? Inwiefern hat der Glaube an einen dreieinigen Gott Folgen für mein persönliches Leben als Christ? Ist es eine Denkfigur aus der Anfangszeit des Christentums, die für heute irrelevant, ja sogar für den Glauben hinderlich ist? Diese Fragen hatten wir im Herbst 2005 Prof. Dr. Wilfried Härle (Heidelberg) gestellt, als er für die Fortbildungsveranstaltung »G’tt als Geheimnis« ins RPZ kam. Seinen Vortrag haben wir mitgeschnitten und transkribiert. Wir freuen uns sehr, dass Prof. Härle, der einer der bedeutendsten Dogmatiker unserer Zeit ist, diesen Vortrag zur Publikation
freigegeben hat.
Mit dem Artikel Trinität ist kein theologisches Kreuzworträtsel liegt ein für uns plausibler Entwurf
zur christlichen Gottesfrage vor. Er leistet es, mit möglichen Umschreibungen von dem, was wir Gott nennen, das Denken zu öffnen und G’tt als Geheimnis zu bewahren. Gleichwohl sagt er nicht zu wenig, sondern begründet narrativ das Besondere von Jesus Christus für den christlichen Glauben. Die Frage»Warum ausgerechnet drei?« löst er nicht heilsgeschichtlich, sondern semiotisch. Wir empfehlen diesen Artikel nachdrücklich!
Wie das schwierige Thema Trinität in der Oberstufe mit Bildern, Texten und Musik erschlossen werden kann, zeigt der Beitrag Unterrichtsideen zum dreieinigen Gott der Christen, den ich mit Markus Ihle-Möhrlein erarbeitete. Trinität ist, wie Härle betont, nur »Grammatik des Glaubens«, sie ist ein Bild oder Zeichen, das helfen kann, sich den christlichen Gott zu denken, wenn wir uns mit anderen verständigen müssen. Wer die falschen Bilder hat, kann Gott als DREI statt EINS denken, und damit im Gespräch mit Atheisten, Agnostikern, Muslimen oder Buddhisten keine tragfähigen Antworten geben. Wer die falsche Denkfigur hat, kann so die Weiterentwicklung des eigenen Glaubens blockieren. Hier gilt, dass oft »Steine weggeräumt« werden müssen. Gründe genug, das Thema nicht auszusparen.
Dieses Denken über Gott rührt unweigerlich auch die Wahrheitsfrage und das Verhältnis des Christentums zu anderen Religionen an. In dem Beitrag »Positioneller Pluralismus« skizziert Dirk Kutting den Entwurf von W. Härle zu dieser Frage und verbindet ihn mit einigen Unterrichtsideen
zum interreligiösen Dialog. Dass die Wahrheit aber immer konkret ist und ein Gesicht hat, zeigen die Artikel der deutsch-türkischen Muslima Naime Cakir, der jüdischen Schriftstellerin Petra Kunik und des RPZ-Dozenten Björn Uwe Rahlwes, der beide für eine Fortbildung ins RPZ eingeladen hatte. Der
Beitrag greift das Thema des Schönberger Hefts 4|06 auf: »Anderes entdecken – Eigenes vergewissern;
Religionen begegnen sich im Unterricht«. Hier geht es insbesondere um »Die Chancen von Abrahamischen
Teams«. Weitere praktische Ideen für den Unterricht möchten wir in diesem Heft weitergeben zu zwei wichtigen Personen aus der Geschichte des Christentums, an die 2007 erinnert wird: 400 Jahre Paul Gerhardt, 800 Jahre Elisabeth von Thüringen. Thorsten Moos hat den Unterrichtsentwurf
»Befiehl du deine Wege« – Paul Gerhardt, Dichter zwischen Tod, Schöpfungsfreude und Glaubensmut entwickelt. Nicht die Person Gerhardt, sondern seine fast zeitlosen Lieder bilden den Zugang, um mit Schülerinnen und Schülern über Tod, Verlust und Glaubensmut ins Gespräch zu kommen. Jörg Garscha präsentiert sechs Möglichkeiten, um Elisabeth von Thüringen im Unterricht der Sek I zu behandeln. Eine Seite aus dem u. a. von ihm erarbeiteten Materialheft zeigt, wie unterschiedlich Elisabeth in den letzten 800 Jahren gedeutet und gebraucht worden ist. Der Medienbeitrag von Bernd
Durst ergänzt die beiden Artikel.
Aber, das erste, was Sie auf der nächsten Seite lesen, ist die gute Nachricht für das RPZ in diesem Jahr: Herzlich willkommen! Uwe Martini ist seit April 2007 der neue Direktor des Studienzentrums in Schönberg. Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit!
Dr. Harmjan Dam
Inhaltsverzeichnis
Harmjan Dam
Editorial
S. 1
Björn Uwe Rahlwes
Herzlich willkommen! Uwe Martini ist neuer Direktor des RPZ
S. 2
Wilfried Härle
Trinität ist kein theologisches Kreuzworträtsel - theologische und religonspädagogische Überlegungen zum dreieinigen Gott
S. 3
Harmjan Dam, Markus Ihle-Mörlein
Unterrichtsideen zum dreieinigen Gott der Christen - In der Oberstufe Trinitä mit Bildern, Texten und Musik erschließen erschließen
S. 8
Dirk Kutting
Positioneller Pluralismus. Die Wahrheitsfrage und die Religionen. Unterrichtsideen zu Härles Entwurf zum Dialog der Religionen
S. 14
Naime Cakir, Petra Kunik, Björn Uwe Rahlwes
Die Chancen von "Abrahamischen Teams"
S. 16
Thorsten Moos
"Befiehl du diene Wege" - Paul Gerhardt, Dichter zwischen Tod, Schöpfungsfreude und Glaubensmut
S. 19
Dirk Kutting
Wegzehrung für Religionspädagogen
S. 23
Jörg Garscha
Elisabeth von Thüringen im Unterricht der Sek I
S. 24
Bernd Durst
Medien zum Thema Elisabeth von Thüringen und Paul Gerhardt
S. 26
Die Schönberger Tage am 14. und 15. August 2007
mit den Erläuterungen zu den Workshops und Anmeldeformular
S. 28