Liebe Leserin, lieber Leser
Noch mehr zum Vaterunser! «reli.» ergänzt die bereits unü
berschaubare Fülle – und das mit Absicht: Dieses Heft behandelt nicht alle Bitten nacheinander, sondern wählt einzelne aus. Das Kriterium hierfür ist die Rezeptionsästhetik des Textes. Was so klug klingt, meint nichts anderes, als dass die Schülerinnen und Schüler den Text in ihren Sinn- und Verste henshintergrund einpassen. Das deutet schon der Titel an: Auf den ersten Blick spielt er noch mit der reformierten und katholischen Bezeichnung des Gebets Jesu; doch es geht da rum, sich den Text anzueignen («unser»). Aneignen meint nicht, die einzelnen Bitten zu «verstehen», sondern sie mit eigenem Leben zu füllen. Das ist mehr als Moral und Anbetung: Das ist Subjektorientierung im Religionsunterricht, die weit über den katechetischen Rahmen hinausgeht.
Subjektorientierung ohne die Gender-Perspektive ist aber nicht möglich, besonders weil ein männlich dominiertes monotheistisches Gottesbild vorherrscht, das zwar immer wieder dekonstruiert, aber nur selten wieder gemäss dem Erkannten und Gelernten neu zusammengesetzt wird. Die Grundsatzbeiträge bieten hierzu Material.
Das Gebet als Ganzes ist, will man es inhaltlich vollständig erschliessen oder sogar erklären, ein Überforderung. So klar die Sätze auch sind, so komplex ist ihr Hintergrund. Vor allem die vordergründig lebensnahen Bitten (um das tägliche Brot, um Vergebung, um Schutz oder Rettung vor der
Versuchung und Befreiung vom Bösen) haben in diesem Heft nur einen Randplatz. Vielmehr laden die Beiträge ein, der Gottesbeziehung Jesu auf die Spur zu kommen, die sich aus den Formulierungen herauslesen lässt.
Wir möchten dazu ermutigen: Besser als eine Einheit zum ganzen Unservater/Vaterunser scheint es, z.
B. in ethischen Alltagsthemen auch auf Formulierungen daraus zurückzugreifen – und auf den schöpferischen Umgang der Schülerinnen und Schüler damit zu vertrauen.
Den Text selbst handeln zu lassen, und zwar nicht über etwas, sondern perfomativ, dabei aber ohne moralischen Zeigefinger, bedeutet, mit einer Wirklichkeit Gottes zu rechnen. Die muss man niemandem im Unterricht oder in der Katechese «beibringen»; aber für sie soll dort ein Raum geöffnet werden, meint, auch mit Blick auf den neuen Lehrplan 21,
Markus Zimmer
Inhaltsverzeichnis
UNSERVATERUNSER
>>> GRUNDSÄTZLICH
Eva Ebel
Mehr als nur Worte?
3
Moni Egger
Gott ist kein Vater
5
Christina Caprez
Unsere Väter auf Erden
7
>>> PRAKTISCH
HRU
Jngeborg Hildbrand
Unservater: Sinn-voll
11
US/MS
Anika Biwer
Geheiligt werde dein Name
14
MS
Moni Egger
Dein Wille geschehe
18
MS/OS
Jürgen Rotner
Das Vaterunser als Meditation der Präsenz 21
OS
Markus Zimmer
Aktion Sorgenkind
24
OS
Barbara Hirsbrunner, Gabi Bollhalder,
Christoph Weber-Berg
Was es mir bedeutet
26
OS
Franz Eckert
Das Vaterunser für uns Heutige
27
OS
Hansjakob Schibler
Dein Reich komme...
31
>>>SERVICE
Rezensionen
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