Führung heute, morgen und übermorgen
„Die Krise bietet die Chance zur Qualitätsbereinigung unter den Mitarbeitern. Minderleister können jetzt rausgesetzt werden." Sätze dieser Art hört man in dieser Zeit. Gesprochen werden sie meist vom Top-Management, dem es vermutlich relativ leicht fällt, den Mitarbeiter als jederzeit zu ersetzende Ressource zu sehen. An der Führungsspitze ist die Sandwichposition zwischen Unternehmenszielen und Mitarbeiterbelangen eben am wenigsten stark zu spüren.
Anders bei den Führungskräften darunter, vor allem bei denen, die kooperativ führen und sich als Coach ihrer Mitarbeiter begreifen. Angesichts des Rationalisierungs- und Verdrängungsdrucks, der sein Ventil häufig in Entlassungen findet, fühlen sie sich überfordert. Da haben sie ernst machen wollen mit dem ja auch vom Top-Management ausgegebenen Leitgedanken „Unsere Mitarbeiter sind unser wichtigstes Kapital". Und jetzt müssen sie die, denen sie ein Coach waren und um deren Probleme, Sorgen und Nöte sie sich gekümmert haben, vor die Tür setzen.
Ein Stolperstein für das Konzept „Die Führungskraft als Coach"? Mitnichten, sagen die Verfechter dieses Führungsverhaltens. Was sie glauben, wie Führungskräfte mit mögli-
chen Ziel- und Rollenkonflikten umgehen können, lesen Sie in unserem Beitrag ab S. 78.
Dass Aussagen wie „Bei uns steht der Mitarbeiter im Mittelpunkt" ohnehin verlogen sind, legt unser Beitrag ab S. 33 dar. Er widmet sich den Thesen von Christian Scholz, BWL-Profes-sor an der Uni des Saarlandes. Scholz hat Anfang dieses Jahres mit seinem Buch „Spieler ohne Stammplatzgarantie" die Personalentwickler-Szene um das (Un-)Wort Darwiportunismus bereichert. Soll heißen: Unternehmen unterliegen einem Verdrängungskampf und brauchen ihre Mitarbeiter nur so lange, wie diese helfen, den Kampf zu gewinnen. Und auch die Mitarbeiter verhalten sich darwiportunistisch: Sie konkurrieren mit ihren Kollegen und kündigen, wenn sie irgendwo ein besseres Job-Angebot erhalten. Hat Scholz Recht mit seinen Thesen, steht die Trainings- und Personalentwicklungsbranche vor ganz neuen Herausforderungen: Sie hat es nämlich mit einem neuen Kunden - dem einzelnen Mitarbeiter — zu tun. Spannende Zeiten also, durch die wir Sie, liebe Leser, weiter begleiten wollen.
Nicole Bußmann, Chefredakteurin
> Aufgrund der Sommerpause ist das nächste Heft managerSeminare erst am 28. August 2003 im Handel.
Inhaltsverzeichnis
Selbstmanagement
Anpacken statt aufschieben
“Mañana” - zu deutsch “morgen” - lautet das spanische Key-Word für die Vertröstung eines Kunden. Das Vertagen von Aufgaben ist aber nicht nur in Bezug auf Kunden ein Problem. Auch unsere eigenen Vorhaben schieben wir gerne vor uns her. Dabei äußert sich die “Aufschieberitis” bei jedem anders, so die Beobachtung von Marc Stollreiter. Der Psychologe hat sechs Mañana-Typen ausgemacht, von denen jeder ein eigenes Selbstmanagement-Konzept benötigt. mehr...
Outplacement
Lichtblick nach der Kündigung
In Zeiten der Krise sind sie besonders gefragt: Outplacement-Berater verhelfen gekündigten Mitarbeitern zu neuen Ufern. Die starke Nachfrage bringt jedoch mit sich, dass viele selbst ernannte Berater unterwegs sind und unter dem Etikett “Outplacement” Dienste anbieten, die den Anforderungen bei weitem nicht genügen. Was eine professionelle Beratung ausmacht, schildert Outplacement-Beraterin Jutta Boenig. mehr...
Führung
Wieviel Coaching muss sein?
“Die Führungskraft als Coach” ist ein viel gehandeltes Schlagwort, wenn es um Mitarbeiterförderung und Führungskultur geht. Doch greift dieses Führungsverhalten auch in wirtschaftlich angespannten Zeiten wie diesen? Wie entgehen Führungskräfte möglichen Ziel- und Rollenkonflikten? Welchen Sinn hat überhaupt Coaching durch den Vorgesetzten? Vier Experten stellen sich den Fragen von managerSeminare. mehr...
Personalentwicklung
Die (Ohn-)Macht der Personalentwickler
Der Ressource Personal kommt eine immer größer werdende Bedeutung zu, die Personalentwicklung nimmt damit eine zentrale Rolle in der Unternehmensstrategie ein... So oder ähnlich lauten die vollmundigen Versprechen, oft widersprechen sie aber der gelebten Realität in den Unternehmen. Wie aber können Personalentwickler das Management vom Nutzen ihrer Konzepte überzeugen? Antworten von Personalentwickler Johannes Thönneßen. mehr...
MBA
Es muss nicht immer Harvard sein
Seit gut zwei Jahren herrscht Gründerzeit auf dem heimischen MBA-Markt: Ableger von Fachhochschulen und Universitäten bieten Master-Abschlüsse in Betriebswirtschaft. Den Glanz und guten Ruf der besten MBA-Schulen der Welt erreichen diese Newcomer zwar nicht - aber für ein Kurzstudium machen sie Managern durchaus brauchbare Angebote. mehr...
Visual Facilitating
Ein Bild sagt mehr als tausend Worte
Comics, Sprechblasen und Symbole erfreuen allenfalls ABC-Schützen, können Managern jedoch nichts nützen? Alles Kinderkram? Oh nein, weit gefehlt! Bilder veranschaulichen komplexe Sachverhalte, sie erleichtern den Zugang zu schwierigen Themen, motivieren und beschleunigen die Kommunikation. Kein Wunder, dass sie besonders im Rahmen von Großgruppen-Konferenzen wertvolle Dienste leisten. Holger Scholz über Ausprägungen und Nutzen des “Visual Facilitating”.
Die neue Arbeitswelt
Ein Spielfeld voller Darwiportunisten
Darwinismus? Opportunismus? Das sind Begriffe, die viele nicht gerne aussprechen. Dr. Christian Scholz, BWL-Professor an der Universität des Saarlandes in Saarbrücken, tut es - und geht noch einen Schritt weiter: Ihm zufolge beruht die gesamte moderne Arbeitswelt auf dem Prinzip des “Darwiportunismus”. managerSeminare zeigt, welche Rolle der PE in der neuen Situation zukommt.
Train the e-Trainer
Trainer entdecken e-Learning
e-Learning statt Präsenztraining? - Die Fragestellung ist überholt. Integration von e-Learning ins bewährte Lernmethoden-Mix lautet der Wunsch der Unternehmen - und der Trainer soll es leisten. Doch dem mangelt es meist selbst an Erfahrung mit den virtuellen Lernformen. Welche zusätzlichen Kompetenzen erfordert die Teilnehmerbetreuung via Mail und Chat? Wie macht sich der Trainer fit? managerseminare e-le@rning begab sich auf die Suche nach dem neuen Trainerprofil.
Blended-Learning
Lernen zwischen Cyberspace und Seminarraum
Allein vor dem Computer kann die Lust aufs Lernen leicht vergehen - besonders wenn nebenher das Tagesgeschäft drängt. Ein Problem, mit dem neue Agenturpartner der Victoria Versicherung ständig konfrontiert sind. Um sie dennoch mittels e-Learning auf die Prüfung zum Versicherungsfachmann vorzubereiten, hat das Unternehmen ein Lern-Konzept ersonnen, das die Teilnehmer nie sich selbst überlässt.
ASTD-Konferenz 2003
Mit Social Power in die Next Economy
Wie arbeiten Weiterbildner und Geschäftsführung Hand in Hand? Das war eine der zentralen Fragen des diesjährigen ASTD-Kongresses. Zudem setzte sich die im vergangenen Jahr begonnene Diskussion über Verantwortung und Werte fort. In Zeiten ökonomischer Unruhe bewirken Vertrauen schaffende Persönlichkeiten mehr als Tools und Konzepte, so lautete das Credo der Referenten.
Verlagstext
Weitere Informationen zu den Artikeln und die Möglichkeit einzelne Artikel in Volltext (gegen Gebühr) downzuloaden finden Sie auf der
Homepage des Verlages