Gemein sein war gestern
Geben ist seliger denn Nehmen, sagt der Volksmund. Geben macht erfolgreicher als Nehmen, sagt Adam Grant. Diese plakative Botschaft ist Kernthese des amerikanischen Wirtschaftsprofessors und seines viel beachteten Buchs „Geben und Nehmen“.
Glaubt man Grant, gehört den Gebern die Zukunft. Als solche definiert der 33-Jährige Menschen, die anderen helfen, ohne dafür eine unmittelbare Gegenleistung zu erwarten. Ein Typus, der bislang nicht mit einem Karrieristen gleichgesetzt wurde: Durchsetzungsvermögen und Ellbogenmentalität – so lautet die gängige Formel für den beruflichen Aufstieg. Egoisten räumen ab, die guten Typen haben immer das Nachsehen. Doch die populäre Auffassung stimmt nicht mehr, meint Grant und belegt seine These anhand von Beispielen und Studienergebnissen.
Mit seiner Auffassung steht der junge Professor aus den USA keinesfalls alleine da. Auch hierzulande mehren sich die Stimmen, die einen Paradigmenwechsel ausmachen, der einhergeht mit dem Auslaufmodell patriarchischer Führungsstrukturen: Nicht Eigennutz und Berechnung führen zum Erfolg, sondern Selbstlosigkeit und Hilfsbereitschaft. Anstand, Empathie und soziale Verantwortung zählen demnach wieder. Nur ein frommer Wunsch?
Mehr dazu in unserem Titelthema ab S. 38.
Tobias Becker hat aus seiner Sicht den schönsten Job der Welt: Er ist von Kindesbeinen an glühender Autofan und darf von Berufs wegen den lieben langen Tag über Autos reden. Er ist Wirtschaftsingenieur und bleibt durch seinen Austausch mit anderen Ingenieuren immer auf dem Laufenden über die neuesten technischen Entwicklungen in der Automobilbranche. Er hat Spaß am Kontakt zu anderen Menschen und kann auch das on the Job voll ausleben. Becker ist Talent Relationship Manager bei Audi in Ingolstadt. Er knüpft Kontakte zu raren Fachexperten, die für das Unternehmen über klassisches Recruiting oder Personalmarketing nur sehr schwer zu erreichen wären. Sein Ziel ist der Aufbau einer langfristigen Beziehung zum auswärtigen Spezialisten. Diese kann einmal zu einer Einstellung bei Audi führen, muss aber nicht. Über den höchst individuellen Personalmarketingansatz und seinen Pionier
lesen Sie ab S. 72.
Nicole Bußmann
Chefredakteurin
Inhaltsverzeichnis
Erfolgsfaktor Selbstlosigkeit
Das Ende des Ellbogenprinzips
Durchsetzungsvermögen und Ellbogenmentalität – so lautet die gängige Formel für den beruflichen Aufstieg...
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