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Glaube und Lernen 2/2011 - Thema: Geist

Glaube und Lernen 2/2011
Theologie interdisziplinär und praktisch

Thema: Geist



 
Edition Ruprecht - Verlagswebsite besuchen
ISSN 0179-3551

2011
92 Seiten, paperback, 15 x 21 cm
 
16.90 Euro
 

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Zu diesem Heft

Was meinen wir mit dem Wort „Geist"? Die Vielfalt der Bedeutungen kann anregen, aber auch entmutigen. Christopher Frey zeichnet in seinem Beitrag die Grundlinien für eine semantische Klärung, aber auch für die dringend notwendige Unterscheidung der Geister: Die befreiende Macht des Heiligen Geistes kann als ekstatische Erfahrung zur Distanz gegenüber den eigenen Lebensbedingungen führen, aber auch eine wahrhafte Selbsterfahrung erschließen. Es kommt gerade auf die dialektische Bewegung an: Wir werden über uns selbst hinausgeführt, um in heilsamer Weise zu uns selbst zu kommen. Eine solche Erfahrung leitet dazu an, die „Wirklichkeit" komplex zu denken - und zwar sowohl in biblischer als auch in philosophischer Sicht. Die Unterscheidung von Materie und Geist erweist sich als unverzichtbar, aber auch als zu simpel. Weder ist der Geist ungegenständlich noch ist die Materie geistlos. Dieser vieldimensionalen geschöpflichen Wirklichkeit tritt Gott gegenüber. Die Differenz zeichnet sich ab in einer Geschichte, im Gefalle von „alt" und „neu" und in der Unverfügbarkeit Gottes, die sich in ekstatischen Phänomenen verdichten kann, aber nicht darauf festzulegen ist. - Die theologisch-philosophische Klärung wird weiter geführt in meinem eigenen Beitrag. Philosophisches Denken weist zumindest in seiner geschichtlichen Entfaltung eine Tiefendimension auf, die mit dem Begriff „Geist" bezeichnet wird, sofern damit die „Spitze" der Vernunft, ihre Offenheit für Transzendenz gemeint ist. Diese Offenheit wird erfahrbar im Bereich der Identität von Personen, die immer nur als Beziehung zu präzisieren, aber aus eben diesem Grund nicht festzulegen ist. Hier bricht eine Erfahrung von unerschöpflicher Komplexität auf, die auf die gesamte Wirklichkeit übergreift und sie für das göttliche Leben durchsichtig machen kann. - Herman Westerink vertieft diese Überlegungen durch einen Blick auf den Begriff „Spiritualität" im Rahmen der Religionspsychologie. Das Wort zielt neuerdings auf eine für die Neuzeit charakteristische Sakralisie-rung der Selbsterfahrung und wird von Religion im Sinne von Tradition oder Institution abgegrenzt. So kann der Begriff „Spiritualität" nicht ohne Klärung untersucht werden und wird präzisiert als individueller Sinngebungsprozess mit Transzendenzbezug, in dem (trotz der starken Individualisierung) „Beziehung" und „Autorität" als besonders signifikante Dimensionen hervortreten.
Das Wirken des Geistes Gottes wird auch in den paulinischen Texten als Beziehung umrissen, die unverfügbar in die menschliche Wirklichkeit einbricht und das Leben der Gläubigen gestaltet, wie Volker Rabens zeigt. Dabei sollte das innere Erleben nicht gegen die „objektiven" Deutungsmuster ausgespielt werden, ohne die sicherlich eine Erfahrung nicht zur Sprache gebracht werden und vielleicht gar nicht stattfinden kann. So hat Paulus immer eine Erfahrung von Gemeinschaft im Blick, was über bloß subjektive Gefühle sogleich hinausgeht, aber doch nicht emotionslos bleiben dürfte. Entscheidend ist die Relationalität aller Dimensionen des Geistwirkens. Es geht um die Erfahrung liebevoller Beziehungen, mithin auch um die Befreiung von der Angst und folglich um sehr starke Gefühle. Die Relationalität des Geisteswirkens ist ihrerseits in den Deutungsmustern verankert, die Paulus aus der alttestamentlich-jüdischen Tradition übernehmen konnte. - Der Aspekt der Erfahrung spielt auch eine Rolle bei der theologischen Einschätzung der Pfmgstgemeinden, wie Heinrich Wilhelm Schäfer sie skizziert. Es wäre zu schlicht, wollte man die unterschiedlichen Geisterfahrungen einem theologischen Rahmen einordnen, weil solch ein Rahmen seinerseits von vorgängigen Erfahrungen abhängt, die dann ihrerseits nicht einfach subjektiv, sondern sozial geprägt sind. Daher sind auch die abendländischen Pneumatologien keineswegs einheitlich. Um diese Vielfalt sinnvoll zu ordnen, setzt Schäfer mit der Spannung zwischen ekstatisch-subjektiven Praktiken (wie in Korinth) und der kirchlichen Institutionalisierung des Geistes ein. So erneuert sich immer wieder eine Macht-Konstellation, in der charismatische Außenseiter mit dem kirchlichen Amt und seinem Monopol konfrontiert sind. Quer dazu steht die alttestamentliche Rede vom Geist Gottes, die eine universale Perspektive gerechter Verhältnisse erschließt und sich dem Streit um die Macht entzieht. - Eine theologische Auseinandersetzung mit dem Problem der charismatischen Bewegungen hat Peter Zimmerling in seiner Habilitationsschrift vorgelegt. Dieses Buch rezensiert Hartmut Rupp.
Der Lehre vom Heiligen Geist müsste eigentlich eine Schlüsselrolle für die Religionsdidaktik zukommen. Isa Breitmaier lotet die Chancen, aber auch die Grenzen der Pneumatologie im didaktischen Kontext aus. Dabei geht sie vom Bildungsbegriff Wolfgang Klafkis aus. In einem solchen Rahmen kann der Religionsunterricht sehr wohl eine für die Bildung unverzichtbare Annäherung an Religion leisten, darf aber nicht die Glaubensentscheidung im Sinne eines Bekenntnisses voraussetzen. So ist es nicht verwunderlich, wenn Spiritualität als konkrete geistliche Lebensführung trotz der vielfältigen Gestalten im Religionsunterricht fast vollständig abgeblendet wird. Dennoch ist spirituelle Bildung unverzichtbar für die gesunde Ent-
wicklung junger Menschen, die einerseits für mögliche Begegnungen mit dem Heiligen aufgeschlossen werden sollen, andererseits die unzähligen spirituellen „Angebote" der Gegenwart kritisch durchschauen müssen. - Einen konkreten Vorschlag für den Religionsunterricht arbeitet Benjamin Simon aus. Er setzt bei der ambivalenten Beobachtung der Geistvergessenheit von Jugendlichen bei gleichzeitiger Verbreitung para-religiöser Vorstellungen ein. Um diese primären religiösen Erfahrungen - von „Geistern" eher als vom Geist Gottes - gleichsam durch Verfremdung zu reflektieren, eignet sich die Begegnung mit dem Kimbanguismus, einer afrikanischen Kirche am Rande der Ökumene, in der die Überzeugung im Mittelpunkt steht, der Gründer Simon Kimbangu sei die Inkarnation des Heiligen Geistes.

Inhaltsverzeichnis

Geist, Geister, Heiliger Geist ..............................................................................118
Christofer Frey


Begeisternde Spiritualität ..................................................................................133
Volker Rabens


Geisterfahrung und Geist-Theologie ....................................................................148
Heinrich Wilhelm Schäfer


»Und mit Geiststärke tu' ich Wunder auch« ................................................163
Isa Breitmaier


Alter Wein in neuen Schläuchen? ................................177
Herman Westerink


Geist und Spiritualität in religionsphilosophischer Sicht .......................................190
Ernstpeter Maurer


Interkulturelle Gedanken zu einer Erschließung von Geisterfahrungen unter Jugendlichen ...... 209
Benjamin Simon