Zu diesem Heft
Christofer Frey
Die Ökumene kennt verschiedene Horizonte, ihre Aufgabe ist unterschiedlich weit. Das zeigt das "Kennwort Ökumene" von E. Geldbach, das vor allem auch den kleineren Gemeinschaften gerecht werden will. Im Blick auf den Religionsunterricht sind aber die anlaufenden evangelisch-katholischen Experimente von Interesse; deshalb bildet das Verhältnis evangelisch-katholisch den Mittelpunkt dieses Hefts. Es wird im Blick auf Leben, Lehre und und Praxis des Religionsunterrichts entfaltet. Im Blick auf das Leben: I. Döring und A. Schechter teilen mit, wie sie zu anderen Konfessionen wechselten und doch der alten verbunden blieben. Im Blick auf die Lehre: Ch. Frey nimmt die neuere Einigung, aber auch den damit verbundenen Disput und Dissens im Blick auf die Rechtfertigung exemplarisch auf, um Annäherung und Distanz der Konfessionen zu ergründen. Sofern eine theozentrische Perspektive in der Rechtfertigung sowie das damit verbundene Leben betont werden, scheint die Annäherung eher zu gelingen, als wenn eine anthropologische Perspektive dominiert. Im Blick auf die Praxis: J. Maier, katholisch, und J. Thierfelder, evangelisch, weisen auf in einem gemeinsam verfassten Essay vor allem auf die unterschiedlichen Auffassungen im Blick auf Sakramente, Amt und Heiligenverehrung hin. U. Böhm geht auf die Frage konfessioneller Identitätsbildung im Religionsunterricht ein, die auch im gemeinsamen Unterricht kenntlich gemacht werden muss. Dieser Beitrag endet mit Kriterien für einen Konfessionen verbindenden Unterricht, der sowohl römisch-katholische als auch evangelische Tradition bewahren will. Ökumenische Themen und Erfahrungen mit ökumenischem Unterricht geht H. Döpp nach. Einen in Auszügen abgedruckten Text, der jüngere Schüler in katholisches Leben einführen will, bietet H. Kurz an.
Konfessionen erscheinen als partikulär, Religionen können aber universell sein. Tatsächlich erweist sich die Kraft des Glaubens an den einen Gott genau darin, dass eine partikuläre Geschichte in eine universale Perspektive weist. K. Schmid weist Perspektiven im Alten Testament auf. Der Glaube an den einen Gott hebt die universale Perspektive im Partikularen hervor. J. Schröter sucht den inneren Kanon der vielfältigen Glaubensformen des Neuen Testaments im Bekenntnis zum Gott Israels als dem Schöpfer aller Menschen, der durch Jesus präsentiert wird. Damit zeigt sich, dass nicht eine Religion im allgemeinen, sondern der Glaube an einen konkret sich inder Geschichte bezeugenden Gott der Antrieb zur Überwindung konfessioneller Trennung sein kann; die Unterschiede der Glaubenspraxis müssen an diesem Glauben gemessen werden.
Inhaltsverzeichnis
Zu diesem Heft 99
ZUM NACHDENKEN
Albert Schechter
Warum ich katholisch geworden bin 100
Iris Döring
Warum ich evangelisch geworden bin 103
KENNWORT
Erich Geldbach
Kennwort Ökumene 106
THEOLOGISCHE KLÄRUNG
Konrad Schmidt
Der Gott der Väter und der Gott des Exodus – Inklusive und partikuläre Theologie am Beginn des Alten Testaments 116
Hens Schröter
Partikularität und Inklusivität im Urchristentum 126
Christofer Frey
Rechtfertigung als Stolperstein der Ökumene? 137
AUFGABEN DER MITTEILUNG
Joachim Maier und Jörg Thierfelder
Zu Gast beim anderen 149
IMPULSE FÜR DIE PRAXIS
Uwe Böhm
Ökumenischer Religionsunterricht – Probleme und Perspektiven 160
Heinz-Martin Döpp
Probleme ökumenischen Lernens an der Schule 171
Helmut Kurz
"Katholisch" für evangelische Schülerinnen und Schüler 182
LESEHINWEIS
Hartmut Rupp 185