Zu diesem Heft
Aufbruch und Zuspitzung
Hartmut Rupp / Heinz Schmidt
„Glaube und Lernen" präsentiert sich mit der vorliegenden Ausgabe mit neuem, optisch und inhaltlich aktualisierten Konzept. Dabei war uns wichtig, das Bewährte fortzuführen, zugleich aber den vielfältigen Anforderungen der Gegenwart verstärkt Rechnung zu tragen. Der Titel „Glaube und Lernen" hat weiterhin programmatischen Charakter. Die Zeitschrift will den Zusammenhang zwischen Glauben und Lernen aufhellen und Perspektiven für eine theologisch begründete religiöse Bildung entwerfen. Dass diese Aufgabe nach wie vor dringlich ist, bestätigt die EKD Denkschrift „Maße des Menschlichen" aus dem Jahre 2003. Glauben und Lernen werden darin in doppelter Perspektive zusammengebracht. Zum einen wird biblischer Glaube als kritischer Maßstab bildungspolitischer Forderungen und Erwartungen eingeführt, zum anderen auf die Unverzichtbarkeit religiöser Bildung hingewiesen.
Diesem Ansatz war und bleibt „Glaube und Lernen" verpflichtet. Die Änderung des Untertitels in „Theologie interdisziplinär und praktisch" signalisiert darum weniger einen Neuansatz als eine Zuspitzung. Was bisher schon unter dem Hinweis „Zeitschrift für theologische Urteilsbildung" intendiert und bearbeitet wurde, soll nun noch konsequenter durchgeführt werden: die Inszenierung interdisziplinärer Diskurse zu Herausforderungen einer zeitgemäßen religiösen Bildung sowie der Entwurf von Modellen für deren Praxis. Mit dieser Zuspitzung bekräftigt die Zeitschrift, dass Themen wie „Leben", „Sünde" oder „Gerechtigkeit" nur in der Bearbeitung unterschiedlicher theologischer wie nicht-theologischer Perspektiven erschlossen werden können und auf diese Weise Diskurse eröffnet und eigenständige Urteile ermöglicht werden sollen.
Im vorliegenden Heft ist diese Intention in mehrfacher Hinsicht eingelöst. Das Thema Jesus Christus wird schon im KENNWORT von Ernstpeter Maurer in Auseinandersetzung mit verschiedenen christolo-
gischen Konzeptionen entfaltet. Christofer Frey führt in seinem Artikel „Lebensfolgen des Christusglaubens" das Gespräch mit verschiedenen zeitgenössischen Anfragen, die von außen an das theologische Reden von Jesus Christus gestellt werden. Volker Küster zeigt an Beispielen kontextueller Theologien aus Afrika, Lateinamerika und Asien was man von fremden Christologien in ökumenischer Perspektive lernen kann. Auf das Gespräch unter Jugendlichen über Jesus Christus zielt auch die Unterrichtshilfe für die Oberstufe, die Hanna Roose unter dem Titel „Wer rettet die Welt?" vorstellt. Solche Gespräche sollen den Jugendlichen helfen zu einem persönlichen Glauben zu finden. Die Beschäftigung mit dem so genannten historischen Jesus soll dabei nicht im Vordergrund stehen, aber für Rückfragen brauchen Unterrichtende solides Wissen auf dem aktuellen Forschungsstand. Dieses liefert der Beitrag von Andreas Lindemann „Wer ist Jesus Christus?"
Nicht nur für Kinder und Jugendliche hat Horst Heller Jesusgeschichten neu erzählt und lässt dabei verschiedene aktuelle Kontexte anklingen. Gerhard Büttner führt in die neuesten religionspsychologischen Forschungen zur Entwicklung des Denkens von Kindern und Jugendlichen über Jesus ein. Am Ende des Heftes wird zur Weiterarbeit eine ganz neue Auseinandersetzung mit Jesusfilmen empfohlen.
Mit ihrer Zuspitzung reagiert die Zeitschrift auf den zunehmenden Bedarf interdisziplinären Arbeitens und Lernens in der religionspädagogischen Praxis. Längst kommt es im Religionsunterricht zur dialogischen Konfrontation naturwissenschaftlichen und theologischen Wissens. Längst kommt es in Gemeinde und Schule zu einem Gespräch zwischen Kunst und Theologie. Immer wieder wird die Vermittlung von Wirtschaftswissenschaften und Theologie angemahnt. In der Lehrerausbildung werden Kurse integrativ angelegt. Auch wenn sich Lehrende damit gelegentlich noch schwer tun, so gewinnt doch interdisziplinäres Arbeiten - sei es in Projekten, Fächerverbünden, Seminarkursen o.a. in der Schule - an Fahrt. Lehrende brauchen dazu Hilfestellung und Ermutigung.
Mit der neuen Zuspitzung wendet sich „Glaube und Lernen" an alle, die Dialoge fördern möchten und selbst perspektivenreich denken, lernen und unterrichten wollen. „Glaube und Lernen" eignet sich für das eigene Studium, vor allem aber auch für interdisziplinär angelegte Veranstaltungen theologischer Aus- und Fortbildung sowie zur Vorbereitung fächerverbindenden und fächerübergreifenden Unterrichts.
Inhaltsverzeichnis
Zu diesem Heft
Aufbruch und Zuspitzung
Hartmut Rupp / Heinz Schmidt..................................................3
Kennwort
Jesus Christus
Ernstpeter Maurer....................................................................... 5
Theologische Klärung
Wer ist Jesus Christus?
Zur neutestamentlichen Jesusüberlieferung
Andreas Lindemann.................................................................... 15
Lebensfolgen des Christusglaubens.
Von der Dogmatik zur Ethik, von der Ethik zur Dogmatik?
Christofer Frey........................................................................... 29
Gespräch zwischen Disziplinen
Die Christologie der Kinder und Jugendlichen
Gerhard Büttner........................................................................... 41
Von fremden Christologien lernen
Volker Küster.............................................................................. 54
Impulse für die Praxis
Christusgeschichten zum Erzählen
Hans Heller/ Renate Schwarz..................................................... 70
Wer rettet die Welt? Christologie in der Oberstufe
Hanna Roose............................................................................... 80
Zur Weiterarbeit
Manfred Tiemann: Jesus comes from Hollywood.
Religionspädagogisches Arbeiten mit Jesusfilmen Anika Christina Albert...................................................... 92