Zu diesem Heft
Ein wesentliches Kennzeichen dieser Zeitschrift ist der interdisziplinäre Dialog zwischen den verschiedenen Teildisziplinen der Theologie, wobei der Blick auch auf benachbarte Disziplinen geworfen wird. Gerade dadurch kann das jeweilige Thema aus ganz verschiedenen Perspektiven erhellt und für religiöse Bildungsprozesse fruchtbar gemacht werden.
Im vorliegenden Heft vermittelt das Kennwort von Wolfgang Maaser einen profunden historischen und problemorientierten Einstieg in das Thema „Diakonie“. Nach seiner Darlegung grundlegender geschichtlicher Aspekte des Verhältnisses zwischen verfasster Kirche und Diakonie sowie seiner Diskussion theologischer Grundlagen markiert Maaser abschließend Herausforderungen, die deutlich auch gegenwärtige Probleme markieren: „Die kirchliche Rolle als Arbeitgeber, besonders die Arbeitergeberrolle gegenüber 430.000 Mitarbeitern in Einrichtungen des Diakonischen Werks erfordert faire Konfliktlösungen, um weitere Reputationsverluste zu vermeiden und Vertrauen zu bilden.“ (S. 15)
Es folgen die Ausführungen von Anni Hentschel mit dem beredten Titel „Diakonie - Sprachverwirrung um einen griechischen Begriff“. Ihre Exegese einschlägiger Texte aus dem Neuen Testament führt nämlich zu dem Befund, „dass eine Übersetzung mit ,Dienst, Dienen' der neutestamentlichen Wort- verwendung nicht gerecht wird. Außerdem lässt sich eine Verwendung im Sinne von ,Liebesdienst“ nicht nachweisen, da eine diakonos primär im Dienste ihres Auftraggebers steht“ (S. 29).
Johannes Eurich wirft in seinem Beitrag die Frage nach dem christlichen Profil von Diakonie auf und eröffnet seine differenzierten Ausführungen mit der jüngeren Diskussion um die Begründung diakonischen Handelns. Dreh- und Angelpunkt seiner Überlegungen ist, „wie die christliche Perspektive Hilfe-Handeln orientieren kann“, wobei „als Bezugspunkt [...] die Motivation der Liebe [sc. dient], die in christlicher Deutung eine spezifische Ausrichtung des Hilfehandelns bewirkt.“ (S. 37)
Das Gespräch zwischen den Disziplinen wird von Eberhard Hauschildt mit dem entsprechenden Titel „Anschlussfähigkeit und Proprium von ,Diakonie´ problematisiert, die abschließend in den folgenden Gedanken kulmirıieren: „Ihre Anschlussfähígkeit erreicht ihr Ziel, wenn dabei nicht nur das Ge- meinsame, sondern genauso auch ihr Proprium als genuin ihr zugehörig erscheint: eine aus bestimmter und bestimmbarer Tradition erwachsene gelebte Sensi
bilität für Ethik und Religion als integrale Bestandteile des Helfens zum Vorteil derer, die Hilfe brauchen.“ (S. 61)
Die Impulse für die Praxis werden eröffnet mit dem Artikel von Heinz Schmidt zum sozialdiakonischen Lernen in der Schule, in dem der Akzent auf Grundlagen, Erfahrungen und Perspektiven gelegt Wird. Damit verbunden sind die beiden praxisbezogenen Beiträge von Christiane Oeming, die ein Diakonie- bzw. Sozialpraktikum sowie einen interdisziplinären ,Seminarkurs' der beiden Fächer Religion und Gemeinschaftskunde reflektiert. Als Herausgeber Wünschen wir den LeserInnen eine fruchtbare Lektüre und anregende Impulse dieser verschiedenen Perspektiven zum Thema Diakonie.
Martin Rothgangel
Inhaltsverzeichnis
Diakonie
(Wolfgang Maaser)
Diakonie – Sprachverwirrung um einen griechischen Begriff
(Anni Hentschel)
Profillose Diakonie? Zur Diskussion um die Begründung diakonischen Handelns
(Johannes Eurich)
Anschlussfähigkeit und Proprium von »Diakonie«. Zwischen Fachlichkeit, Ethik und Theologie
(Eberhard Hauschildt)
Sozial-diakonisches Lernen in der Schule. Grundlagen, Erfahrungen, Perspektiven
(Heinz Schmidt)
Ein Sozialpraktikum der 10. Klassen am Feudenheim-Gymnasium Mannheim
(Christiane Oeming)