Zu diesem Heft
Christofer Frey
Die Trinitätslehre erscheint der kritischen Vernunft völlig antiquiert; angesichts der Konfrontation oder auch des Dialogs großer Weltreligionen wird sie allerdings ungemein aktuell. Die Beiträge dieses Hefts lassen zwei Tendenzen erkennen: das Verständnis des lebendigen Gottes nötigt dazu, aus eindimensionalen Begriffkonzepten auszuwandern und die Begriffe in den Dienst der Erkenntnis des Prozesses einer Erfahrung zu stellen. Allerdings wird in diesem Heft auch eine kontrastierende These vertreten: Angesichts der Tatsache, dass weder das Judentum noch der Islam einen göttlichen Mittler zwischen den Menschen kennten, würde zuerst das Christentum mit seiner Christologie Rechenschaft schuldig. Diese Tendenz könnte um des Gespräches willen zu einem Subordinatianismus drängen.
Der ersten Tendenz folgt die Studie von Maurer. Sie betont, dass in Gott Unterschiedenheit in Einheit sei. Nur dieser Gott könne sich mit dem Leiden und den Leidenden in dieser Welt identifizieren. Die Studien von Oeming und Markschies stellen die geschichtliche Entwicklung der Trinitätslehre dar. Universalität und Partikularität des Gottesbildes im Alten Testament verlangen bereits nach mittelnden Instanzen. Sie finden sich in Engeln wie auch im Messias (Oeming). Deshalb stellt Markschies fest, dass jüdische Gotteslehre und antikes christliches Trinitätsdogma enger zusammenhingen, als man bisher geglaubt habe. Von den Vermittlungsinstanzen im Judentum über das Neue Testament und seinen Christusglauben führe der Weg konsequent bis zu den Synodalentscheidungen des 4. Jahrhunderts.
Zirker zeichnet den Widerspruch gegen die Christologie (und so auch die Trinitätslehre) durch den Islam nach. Es sei dem Christentum nicht gelungen, seine theologische Position in dieser Sache für andere Religionen durchsichtig zu machen. Der Islam erblicke darin eine Zwei- bzw. Dreigötterlehre. Aber er kenne auch Vermittler, die aber nicht an Gott heranreichten. Dann stellt sich jedoch die Frage einer christologischen Subordination oder sogar Reduktion.
Religionspädagogen können die Lebendigkeit Gottes, seine innere Differenz in aller Einheit, am besten narrativ nachzeichnen. Der Beitrag von Büttner hält zunächst einmal fest, wie schwer eine Vermittlung an Laien ist. Trinitarisches Lernen beginne mit einer Begegnung der Person Jesu, deren Rückbindung an Gott dann erschlossen werde. Trinitarisch Lernende schlössen deshalb auch nicht ohne weiteres auf den Geist Gottes, sondern beriefen sich auf die Gegenwart Jesu selbst. So zu lernen könne am besten durch eine "story" geschehen. Rupp zeichnet einen Weg bzw. eine Geschichte von Gottesbegegnungen von Anfang an nach. Aus diesen Begegnungen würde sowohl die Unterschiedenheit in Einheit in der Trinität deutlich als auch die Perspektive für menschlichen Lebenssinn. So gibt er einen deutlichen Hinweis, dass alle Lehre immer nur Reflexion sein könne; Begriffe setzten voraus, dass zuerst konkrete Erfahrungen gemacht werden könnten.
Inhaltsverzeichnis
INHALT
Zu diesem Heft 3
ZUM NACHDENKEN
Christofer Frey
Wie begegnet Gott in einer scheinbar säkularisierten und multikulturellen Gesellschaft? 5
KENNWORT
Ernstpeter Maurer
Trinitätslehre 11
THEOLOGISCHE KLÄRUNG
Christoph Markschies
Das Trinitätsdogma der antiken Christenheit. Seine Entstehung und Bedeutung in der Gegenwart 24
Manfred Oeming
Vestigia trinitatis? Vorahnungen der Trinität im Alten Testament! 41
Hans Zirker
Monotheismus gegen Trinität? Konfrontation und Verständigungsansätze am Beispiel des Islam 55
AUFGABEN DER MITTEILUNG
Gerhard Büttner
"Zwei Personen zur gleichen Zeit an zwei verschiedenen Stellen können nicht ein und dieselbe Person sein, das ist unmöglich." Annäherungen an das Thema Trinität im Unterrichtskontext 66
IMPULSE FÜR DIE PRAXIS
Hartmut Rupp
Die Geschichte vom dreieinigen Gott. Für Referendarinnen erzählt 81
LESEHINWEIS
Caroline Schröder-Field
"Gott ist eine Fuge" 95