Die Artikel des vorliegenden Heftes der Religionspädagogischen Beiträge lenken die
Aufmerksamkeit auf aktuelle Problemstellungen und Ergebnisse der religionspädagogischen
Forschung.
Die beiden ersten Beiträge stehen im Kontext der Diskussion um Standards und Kompetenzen
im Religionsunterricht. Manfred L. Pirner fragt: „Was ist guter Religionsunterricht?“
In der Verschränkung allgemeindidaktischer und fachdidaktischer Fragehorizonte
gewinnt er Qualitätskriterien, die zugleich Perspektiven für eine religionsdidaktische
Lehr-Lern-Forschung eröffnen. Markus Tomberg problematisiert bisherige Ansätze
der Evaluation religiöser Bildungsprozesse und plädiert für eine Handlungslogik, die
dem intersubjektiven Charakter christlich-religiösen Lernens als einer ‘responsorischen
Praxis’ Rechnung trägt.
Der Beitrag von Bert Roebben wählt den Weg einer hermeneutisch-phänomenologischen
Annäherung. Die Metaphern des „Narthex“ und der „Pilgerreise“ erschließen
eine neue Sicht auf das Lernen im Religionsunterricht. Der „narthikale“ Ansatz eines
kommunikativen sinnentdeckenden Lernens gewinnt Profil im Kontext der Herausforderungen
postmoderner Identitätsbildung. Patrik C. Höring fokussiert den Lernort Gemeinde
und fragt nach der „Didaktik der Gemeindekatechese“. Am Beispiel ausgewählter
Modelle der Firmkatechese skizziert er gegenwärtige Ansätze einer solchen Didaktik
und diskutiert deren Reichweite, wobei er die Chancen mystagogischen Lernens für
dieses Handlungsfeld akzentuiert.
Brücken zwischen Religionspädagogik und Systematischer Theologie schlagen die drei
folgenden Beiträge. Sabine Pemsel-Maier thematisiert in einem „wechselseitigen kritisch-
konstruktiven Dialog“ Probleme und Aporien der Rede vom ‘dreifaltigen’ und
‘allmächtigen’ Gott mit Blick auf den schulischen Religionsunterricht. Die kontextbezogene
Reflexion elementarer Verstehens- und Aneignungsprozesse erweist sich als eine
die Disziplinen Religionspädagogik und Dogmatik verbindende gemeinsame Aufgabe.
Andreas Scheib sieht im aktuellen Streit zwischen Evolutionismus und Kreationismus
eine Chance für die (Religions)Pädagogik, den Optionscharakter und die Kompatibilität
konkurrierender Welterklärungsmodelle ins Bewusstsein zu heben und so die Urteilsfähigkeit
in grundlegenden Fragen der Weltorientierung zu fördern. Christoph Lienkamp
skizziert einen Ansatz ethischer Erziehung, der von der Wahrnehmung von Ungerechtigkeit
ausgeht und von ihr her die Frage nach Gerechtigkeit aufwirft. Den Beitrag beschließen
Thesen zur Bildung eines „Sinns für Ungerechtigkeit“ im Kontext des ethischen
Lernens im Religionsunterricht.
Auch dieses Heft der Religionspädagogischen Beiträge enthält einen umfangreichen Rezensionsteil,
in dem zwölf wissenschaftliche Fachveröffentlichungen vorgestellt werden.
In der Rubrik „Neu gelesen“ bespricht Mirjam Schambeck das 1968 veröffentlichte
Buch „Der pädagogische Anspruch der Nachfolge Christi“ von Erich Feifel. Die in diesem
Werk vorgelegte Neubestimmung des Verhältnisses von Glaube und Bildung markiert
eine für die Entwicklung der Religionspädagogik in der Folgezeit wichtige Weichenstellung.
Mainz / Regensburg, im Dezember 2008
Werner Simon und Burkard Porzelt
Inhaltsverzeichnis
Vorwort 1
Manfred L. Pirner,
Auf der Suche nach dem guten Religionsunterricht.
Perspektiven religionsdidaktischer Lehr-Lern-Forschung
3
Markus Tomberg,
Religion, Evaluation, Bildung.
Was man wissen muss, um ein religiöser Mensch zu sein
19
Bert Roebben,
Narthikales religiöses Lernen.
Neudefinition des Religionsunterrichts als Pilgerreise
31
Patrik C. Höring,
Überlegungen zu einer Didaktik der Gemeindekatechese
45
Sabine Pemsel-Maier,
Dreifaltig und allmächtig.
Gottesverständnis und Gottesrede im Dialog von Religionspädagogik und Dogmatik
53
Andreas Scheib,
Schöpfungslehre im Unterricht?
Der Streit zwischen Evolutionismus und Kreationismus als Chance der (Religions)Pädagogik
69
Christoph Lienkamp,
„Ungerechtigkeit wahrnehmen und sich für Gerechtigkeit einsetzen“.
Zur Bedeutung eines Sinns für Ungerechtigkeit im Horizont ethisch-religiöser Bildungsprozesse
81
Buchbesprechungen 91
Mirjam Schambeck,
‘Neu gelesen’:
Erich Feifel, Der pädagogische Anspruch der Nachfolge Christi (1968)
115