Die vorliegende Ausgabe der Religionspädagogischen Beiträge ist ein 'offenes' Heft. Es lenkt den Blick auf verschiedene Forschungsfelder und Aufgabenbereiche des Faches und verdeutlicht so die Vielfalt aktuellen religionspädagogischen Arbeitens. Den Reigen eröffnen Beiträge, die zwei existenziell bedeutsame Grenzphänomene fo-kussieren und ihre Relevanz für religiöses Lernen und religionsdidaktisches Handeln aufweisen. Werner H. Ritter entwickelt und begründet elementare didaktische Grundsätze für eine Beschäftigung mit dem Thema 'Leid und Gott' im Religionsunterricht, die den gewandelten Voraussetzungen auf Seiten der Schüler/innen Rechnung tragen und so für ein kontextbewusstes religionsdidaktisches Handeln leitend werden können. Burkard Porzelt pointiert die Bedeutung des Zweifel(n)s als eines Movens religiösen Lernens. Er bestimmt den theologischen Ort und untersucht den Gestaltwandel des Gotteszweifels im Kontext der Moderne. Zweifel(n) erweist sich vor diesem Hintergrund als ein bedeutsamer „Ort der Kommunikation" im Religionsunterricht. Georg Langenhorst formuliert „kritisch-konstruktive Anmerkungen" zu gegenwärtigen Ansätzen der Kirchengeschichtsdidaktik und diskutiert den Modus eines religiös relevanten Lernens in der Begegnung mit Kirchengeschichte im schulischen Religionsunterricht. Er verdeutlicht in diesem Zusammenhang die didaktischen Chancen, die literarische Zeugnisse für ein erinnerungsgeleitetes Lernen im Religionsunterricht bereithalten und eröffnen. Norbert Mette untersucht und expliziert die systematisch relevanten Implikationen des Ansatzes eines „ökumenischen Lernens" im schulischen Religionsunterricht, den Richard Schlüter in der Kontinuität zahlreicher grundlegender Forschungsbeiträge entwickelte und entfaltete. Er gewinnt so wichtige Impulse für eine 'nachkonfessi-onalistische Religionspädagogik und -didaktik'. „Quo vadis Religionspädagogik?" -unter diese Frage stellt Paul Platzbecker seine kritisch bilanzierenden Ausführungen, in denen er positionell kontrovers diskutierte Ansätze gegenwärtiger Religionsdidaktik insbesondere unter der Fragestellung untersucht, wie in ihnen der Erfahrungsbezug religiösen Lernens hermeneutisch und (religions)didaktisch zur Geltung kommt. Bausteine zu einer international vergleichenden Religionspädagogik stellen die Beiträge von Ubaldo Montisci und Ulrich Riegel bereit, die auf dem 15. deutsch-italienischen Religionspädagogentreffen vorgetragen wurden, das im September 2007 in Florenz stattfand. Montisci beschreibt Entwicklungen der italienischen Katechese und Religionspädagogik der vergangenen Jahre. Riegel analysiert und bündelt den Ertrag der aktuellen religionspädagogischen Forschung im deutschsprachigen Raum. Auch dieses Heft der Religionspädagogischen Beiträge informiert in einem Rezensionsteil über aktuelle wissenschaftliche Fachveröffentlichungen. In 14 Besprechungen werden 16 Buchpublikationen vorgestellt und bedacht.
In der Rubrik „Neu gelesen" unterzieht Christina Kalloch das 1965 veröffentlichte Buch „Der biblische Unterricht zwischen Theologie und Didaktik" von Klaus Wegenast einer Relecture. Die in diesem Werk thematisierte Frage nach einer gleichermaßen theologisch wie didaktisch begründeten Bibeldidaktik ist bis heute aktuell und bedeutsam. So bleiben uns schließlich noch zwei Hinweise in eigener Sache:
Um mit den gestiegenen Sachkosten Schritt halten zu können, sieht sich die Schriftleitung leider gezwungen, den RpB-Preis mit dem Jahrgang 2008 maßvoll anzuheben. Zuletzt war dies 2004 der Fall. Ab 2008 kostet das Jahresabonnement 20,50 €, Einzelhefte sind für 11,50 € erhältlich (jeweils zuzüglich Porto). Dank der Publikation im Eigenverlag sind die Religionspädagogischen Beiträge aber auch weiterhin im Vergleich zu anderen Fachzeitschriften konkurrenzlos günstig. Damit dieses Modell auch in Zukunft tragfähig bleibt, wären wir Ihnen, den Leser/innen, außerordentlich dankbar, wenn Sie die Zeitschrift lebhaft weiterempfehlen könnten!
Dankbar für eine Fülle eingehender Manuskripte weist die Schriftleitung darauf hin, dass selbige in aller Regel nur geprüft werden können, wenn sie gemäß den formalen Vorgaben gestaltet sind, die auf der vorletzten Seite jeden Heftes abgedruckt sind.
Mainz / Regensburg, im März 2008 Werner Simon und Burkard Porzelt
Inhaltsverzeichnis
Vorwort 1
Werner H. Ritter,
Leid und Gott - didaktisch reflektiert 3
Burkard Porzelt,
Lob des Zweifel(n)s? Ein Movens religiösen Lernens im Spiegel
aktueller Herausforderungen 17
Norbert Mette,
Ökumene im Religionsunterricht. Impulse von Richard Schlüter zu
einer nachkonfessionalistischen Religionspädagogik und -didaktik 29
Georg Langenhont,
Aus Geschichte(n) lernen?
Kritisch-konstruktive Anmerkungen zur Kirchengeschichtsdidaktik 43
Paul Platzbecker,
Quo vadis Religionspädagogik?
Ein Zwischenruf zur Orientierung in religionspädagogischer Landschaft 61
Ubaldo Montisci,
Ein Blick auf Tendenzen im Bereich der Katechese und der
Religionspädagogik in Italien 83
Ulrich Riegel,
Schwerpunkte aktueller religionspädagogischer Forschung im
deutschsprachigen Raum. Ein Literaturbericht 93
Buchbesprechungen 109
Christina Kalloch, 'Neu gelesen':
Klaus Wegenast, Der biblische Unterricht 139 zwischen Theologie und Didaktik (1965)