Vorwort
Das vorliegende Heft der Religionspädagogischen Beiträge dokumentiert Plenumsvorträge und Posterbeiträge des Kongresses der Arbeitsgemeinschaft Katholische Religionspädagogik und Katechetik (AKRK), der vom 11. bis 14. September 2006 in Leiters-hofen stattfand und unter dem Thema „Religion in schulischen Lernprozessen heute zur Geltung bringen" stand.
Norbert Mette untersucht und diskutiert Möglichkeiten, Grenzen und Ambivalenzen eines Religionsunterrichts am Lernort Schule. Er skizziert fünf paradigmatische Modelle der Befassung mit Religion in der Schule und beschreibt Voraussetzungen und Rahmenbedingungen für einen zukunftsfähigen schulischen Religionsunterricht. Albert Bie-singer entfaltet das bildungstheoretisch und theologisch profilierte Konzept eines Religionsunterrichts, der in der Erschließung der Gottesbeziehung seine intentional zentrierende Ausrichtung findet, und verdeutlicht Möglichkeiten und Grenzen einer Erschließung der Gottesbeziehung unter den Bedingungen schulischen Lehrens und Lernens. Monika Jakobs akzentuiert das schulpädagogische Profil des Religionsunterrichts. In kritischer Auseinandersetzung mit Tendenzen einer Rekatechetisierung des schulischen Religionsunterrichts markiert sie das Eigenprofil des Fachs und seines Beitrags zum Bildungsauftrag der öffentlichen Schule, aber auch die Notwendigkeit einer ebenfalls profilierten Katechese als Einführung in die Überzeugungen und Vollzüge der kirchlichen Glaubensgemeinschaft. Mirjam Schambeck fragt nach Chancen und Grenzen eines performativen Religionsunterrichts, der sich die Aufgabe stellt, unter den für schulisches Lernen konstitutiven Bedingungen gleichzeitig einen Reflexionsraum wie auch einen Erfahrungsraum christlichen Glaubens zu erschließen. Sie plädiert für einen Religionsunterricht, der auch für religiöse Erfahrung offen ist. Schließlich richtet Burkard Porzelt den Blick auf den religionspädagogischen Alltag, wie er sich in einer Lehrererzählung spiegelt. Er macht auf die Transformation aufmerksam, die Religion und deren Zeugnisse im Kontext des schulischen Unterrichts erfahren, und verortet das Gelingen solcher (Um)Wandlung in einer korrelativen Hermeneutik.
Auch bei diesem Kongress bot eine Posterpräsentation Nachwuchswissenschaftler/innen die Möglichkeit, ihre aktuellen Forschungsarbeiten vorzustellen. Die fünf Posterbeiträge dieses Heftes (Christian Höger, Monika Prettenthaler, Georg Ritzer, Alexander Schimmel, Eva Stögbauer) geben inspirierende Einblicke in die Werkstatt gegenwärtiger religionspädagogischer Forschung.
Zwei weitere Beiträge wurden nicht auf dem Kongress vorgetragen. Christian Cebulj beschreibt Herausforderungen an den schulischen Religionsunterricht in den ostdeutschen Bundesländern und entwickelt Konturen einer 'kontextuellen' Religionsdidaktik, die diesen Herausforderung Rechnung zu tragen sucht. Jakob Reichenberger referiert die Ergebnisse einer empirischen Untersuchung zu 'Himmelszeichnungen' von Kindern und Jugendlichen und interpretiert die gewonnenen Ergebnisse in ihrer entwicklungspsychologischen Relevanz.
In der Rubrik 'Neu gelesen' bespricht Wolfgang Michalke-Leicht den 1976 veröffentlichten Sammelband „Zielfelderplan - Dialog mit den Wissenschaften". Der Vergleich zwischen damaligen und heutigen religionsdidaktischen Bemühungen, den Religionsunterricht angesichts gesellschaftlicher Antragen und Infragestellungen neu zu qualifizieren, eröffnet interessante Perspektiven auch für die gegenwärtige Diskussion. Auch dieses Heft der Religionspädagogischen Beiträge hat einen Rezensionsteil. In ihm werden 13 neuere wissenschaftliche Fachveröffentlichungen vorgestellt und besprochen.
Mainz / Regensburg, im September 2007
Werner Simon und Burkard Porzelt
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Religion in schulischen Lernprozessen heute zur Geltung bringen
Norbert Mette,
Religionsunterricht am Ort der Schule - Möglichkeiten, Grenzen, Ambivalenzen
Albert Biesinger,
Der Religionsunterricht als Erschließung der Gottesbeziehung?! Schulpädagogische und theologische Argumente
Monika Jakobs,
Zur religionsdidaktisch-schulpädagogischen Orientierung des Religionsunterrichts
Burkard Porzelt, „Wer wechselt, wandelt sich." Schulische Transformation des Religiösen im Spiegel einer Lehrererzählung
Mirjam Schambeck, Religion zeigen und Glauben lernen in der Schule? Zu den Chancen und Grenzen eines performativen Religionsunterrichts
Aktuelle Forschungsprojekte
Christian Höger,
Abschied vom Schöpfergott? Welterklärungen von Abiturient/innen in qualitativ-empirisch religionspädagogischer Analyse
Monika Prettenthaler,
Meine Eltern haben sich getrennt ... und was ist mit mir? Eine religionspädagogisch-theologische Hermeneutik kindlicher Psychodynamik nach der Scheidung der Eltern
Georg Ritzer, Operationalisierung von Kompetenzbereichen, mit denen sich Religionsunterricht zu beschäftigen hat. Ergebnisse einer Vorerhebung
Alexander Schimmel, Einstellungen gegenüber Glauben als Unterrichtsgegenstand. Didaktische Überlegungen und Bausteine für den Religionsunterricht der gymnasialen Oberstufe
Eva Stögbauer, Wie denken Jugendliche Gott - angesichts des Leids? Eine qualitativ-empirische Spurensuche
Allgemeine Beiträge
Christian Cebulj, Jede(r) ein Sonderfall? Aspekte einer kontextuellen Religionsdidaktik im Osten Deutschlands
Jakob Reichenberger, „Im Himmel wohnt der liebe Gott". Ergebnisse des Forschungsprojekts „Himmelszeichnungen"
Buchbesprechungen
Wolfgang Michalke-Leicht,
'Neu gelesen': Rudi Ott / Gabriele Miller (Hg.), Zielfelderplan. Dialog mit den Wissenschaften (1976)