Liebe Leserinnen und Leser,
nachdem der Bundestag im Mai dieses Jahres die Änderungen im Transplantationsgesetz verabschiedet hatte, passierten diese nun Mitte Juni auch den Bundesrat. Danach sollen alle Krankenversicherten
ab dem 16. Lebensjahr — und dann regelmäßig — nach ihrer Bereitschaft zur Organspende befragt werden [sogenannte Entscheidungslösung]. Obwohl dieser Beschluss am Ende einer jahrelangen Debatte um die Organspende steht, so wird dieses Thema vermutlich kaum aus der offentlichen Diskussion verschwinden.
Dabei steht das Thema Organspende in gewisser Weise stellvertretend für den gesamten Bereich der Medizinethik, die ja durch ihre permanente Weiterentwicklung zu einer fortwährenden Debatte geradezu zwingt, frei nach dem Motto dieses Heftes: Bis hierher — und noch weiter?
lm Titelthema stellt Reiner Anselm hierzu Fixpunkte auf, die für eine medizinethische Diskussion hilfreich sein konnen.
Bis hierher — und noch weiter? Viele Schülerinnen und Schuler stellen sich meist sehr rasch auf die Seite des medizinethischen Fortschritts.
Dies kann man ihnen nicht übel nehmen — herrscht doch in der schulischen Bildung [und nicht nur dort) eine Betonung des naturwissenschaftlichen Denkens vor. Es ist geradezu eine klassische Aufgabe des BRU, dieses Denken kritisch zu hinterfragen, um wegzukommen von Satzen wie "Das muss jede/r selbst entscheiden." hin zu einer differenzierteren Sichtweise medizinethischen Handelns.
Eine einfache Aufgabe des Unterrichtenden ist dies sicherlich nicht.
Mit den vorliegenden unterrichtspraktischen Beitragen hoffen wir vonder BRU-Redaktion, Sie in Ihrem Bemühen um eine "Perspektiverweiterung" bei den Schülerinnen und Schülern zu unterstützen — unter Berücksichtigung des schmalen Grats zwisehen Nähe und Distanz bei
den verschiedenen Themenstellungen (siehe dazu die separate Einleitung in die Unterrichtspraxis auf Seite 12).
Der Blick auf die Berufsbilder im pflegerischen und medizinischen Bereich nimmt speziell die
Berufswelt dieser Schülerinnen und Schüler des BRU auf.
Wir von der BRU-Redaktion haben uns nicht zum Ziel gesetzt, alle Bereiche der Medizinethik in diesem Heft abzudecken. Wir hoffen aber, dass Sie dazu angeregt werden, einzelne unterrichtspraktische Beitrage —
abhangig von den Erfordernissen in lhren KIassen — auf andere Fragestellungen zu übertragen. So wird es hoffentlich möglich sein, bis hierher zu denken — und noch etwas weiter.
Hierfür wünsche ich lhnen viel Erfolg!
Mit herzlichem Gruß
Ihr
Klaus Kimmerle
Inhaltsverzeichnis
1 EDITORIAL
Klaus Kimmerle
2 TITELTHEMA
Grenzuberschreitungen und die Suche nach neuen Grenzen
Reiner Anselm
6 ANSICHTSSACHE
Menschenwürde als Argument —
wenn es denn so einfach wäre
Folke Keden—Obrikat
10 Betonung der Geschöpflichkeit
Dorothee Brand—König | Karin Holdmann
UNTERRICHSTSPRAXIS
BAUSTEINE FÜR DEN UNTERRICHT
12 COOLNESS VERSUS EMPATHIE
Bernd Schröder
13 STERBEHILFE UND STERBEBEGLEITUNG
Ulrich Schade—Potthoff I
18 Organspende und sozialethische Urteilsbildung
Horst Kaufmann
21 M 1.1 Organspende und sozialethische Urteilsbildung - Checkliste
22 M 1.2 SMART-formulierte Lernvereinbarung — Lern- und Arbeitsportfolio
23 M 1.3 Input für den Lern- und Arbeitsprozess — Aushang im Klassenraum
23 M 1.4 Präsentation der bisherigen Lernergebnisse — Aushang im Klassenraum
24 M 1.5 Schritte zur Urteilsbildung nach Tödt — Lernplaner
25 M 1.5 Transparente Bewertungskriterien — Musterbeispiel
26 LERNSITUATIONEN GESTALTEN
am Beispiel Organspende | Alfred Schäfer
27 M 2 Organspende — was ist das?
28 DIE UNMÖGLICHEN
Unterricht über PID mithilfe eines Hörspiels
Klaus Kimmerle
29 M 3 Die Unmöglichen — Präimplantationsdiagnostik (PID)
GRENZEN ZIEHEN, WAHRNEHMEN, ÜBERSCHREITEN
Methoden zur Bewusstmachung und Übung
Ina Schubart
32 »STEH AUF, NIMM DEIN BETT UND GEH...«
0DER HEILUNG — WIE GEHT DAS?
Ina Schubart
34 M4 Aspekte von Heilung
35 MEIN ABBILD — DEIN ABBILD — GOTTES ABBILD SIND WIR ALLE
Ina Schubart
WISSENSCHAFT + FORSCHUNG
36 Bildung — Beruf- Kompetenz — Duales System — Modularisierung —
ein Gespräch mit Prof Dr. Philipp Gonon
Andreas Obermann
44 SCHULKULTUR
Rituale noch Todesfällen an der Schule
Erika Engeibrecht
46 Bretter, die fur Azubis eine neue Welt bedeuten
Annette Schäfer—Roth
47 BÜCHER|FORUM
AufGelesen
Klaus Kimmerle | Andreas Obermann
48 INTERNET|FORUM
Auf dieser Welle surfen
K. Peter Henn
50 FILM|FORUM
Sensible Pflege? Nein danke!
Der Film »Ziemlich beste Freunde«
Annette Schäfer—Roth
52 VERANSTALTUNGS|FORUM
Zukunftskongress BRU
Gott- Bildung — Arbeit
52 IMPRESSUM
Herausgeber|Trägerschaft|Redaktion
Bezugspreise|Vertrieb
U3 SPIRITUELLE MOMENTE
Zwischen den Zeiten| K. Peter Henn