Zu diesem Heft
Wer zur Zeit durch die Lande reist, entdeckt überall kunstvoll manipulierte Maisfelder. Kilometerlange Irrgärten und Labyrinthe sind in die Felder hineingeschnitten, um Such- und Onentierungsspiele, Lernpfade oder auch nur ein Kurzabenteuer zu initiieren. Wer sich hineinwagt und ohne GPS-Navigation wieder herausfindet, ist um mehrere Erfahrungen reicher oder auch nur genervt. Wenn man nur von oben auf die Sackgassen und Irrwege sehen könnte! So aber irrt man mit horizontaler Perspektive umher und sucht vergeblich nach Orientierungspunkten.
Während der Irrgarten uns Umwege und Irritationen abverlangt, führt das klassische Labyrinth durch eine kunstvoll angeordnete Wegführung immer zum Ziel in der Mitte. Ein roter Faden würde auch uns — wie einst Theseus — helfen...
Die Beiträge dieses Heftes greifen alternierend beide Bilder auf. Zum einen sollen die Kompetenzen selbst Orientierung bieten im bildungspohtischen Irrgarten. Das persönliche Kompetenz-Portfolio soll alte curnculare Lernspeicher ersetzen und den/die Inhaber/m flexibel, selbst-bewusst und zielstrebig im Leben und im Beruf agieren lassen. Um welche Kompetenzen aber geht es im RU? Unser föderales Bildungs System gebiert immer neue Listen. Jedoch: Es fehlt der rote Faden von Bundesland zu Bundesland. Erscheint die Auflistung der vielfältigen Kompetenzbeschreibungen eher als ein Irrgarten, so können andererseits die Konzentrationsbewegungen, Präzisierungen und synoptischen Darstellungen als Markierungen auf dem Weg in die Mitte verstanden werden.
Der BRU kann bei der Formulierung von Kompetenzen nicht einfach Muster allgemeinbildender Schulen adaptieren, sondern braucht spezifische, Leben, Religion und Beruf integrierende Modelle. Deshalb hat eine Arbeitsgruppe der ALPIKA-Institute den zuvor unter Federführung des Comemus-Instituts erarbeiteten Kompetenzen einige hinzugefügt, im Bewusstsein, dass damit die Übersichtlichkeit vorläufig zwar nicht größer, dafür aber das besondere Bedingungsfeld des BRU klarer wird.
Auf zwei Beiträge des Heftes möchten wir Sie besonders hinweisen: — Der Leitartikel von Bernd Schröder provoziert einen Diskurs, der einerseits die Fragen der Daseins- und Wertorientierung als zu lösende Probleme in angemessener Komplexität vorstellt und gleichzeitig den BRU offen hält für un-verzweckte Passagen und unverhoffte „fruchtbare Momente". — Im Praxisteil nimmt der Unterrichtsentwurf von Evelyn Schneider die heterogenen Herausforderungen der Lenisi-tuation auf und macht deutlich, dass der BRU mehr im Blick hat als ein „training on the job". Die Schüler/mnen können so lernen, „das Leben in seinen Herausforderungen und in seiner Fragmentaritäf zu akzeptieren".
Die Autor/innen und Herausgeber hoffen, mit diesem Heft einen aktuellen Impuls aufgegriffen und ihn unter der spezifischen Perspektive des BRU pointiert und problematisiert zu haben . Im Sinne einer weiterführenden Diskussion sind wir gespannt auf Rückmeldungen und Anregungen.
Hans-Henning Averbeck,
K. Peter Henn, Klaus Kimmerk
Inhaltsverzeichnis
Standorte
Karin Spangler - Meinfried Jetzschke
Spirituelle Momente 4
K Peter Henn
Kompetenzorientierung - Stichworte zu Herkunft, Akzenten und didaktischer Leistung eines Paradigmas im Blick auf den BRU 5
Bernd Schröder
Religiöse Kompetenzen zwischen Theologiebezug und Handlungsorientierung 8
Johan La Gro
Kompetenzorientierter BRU 9
Peter Cleiß
Forum: Kompetenzorientierung Pro und Contra 10
Bernd Schröder / Björn Um Rahlwes
Lernfelddidaktik und Berufsbezug im BRU 12
K Peter Henn
Lernfelddidaktik als Chance für den Religionspädagogik-Unterricht 14
Walter Kißling
Religionspädagogische Maximen zur Gestaltung von RU 16
Bernd Schröder
Kompetenzmodell für den BRU- Eine Anregung 16
Hans-Henning Averbeck / KIaus Kimmerle
Unterrichtsbeispiel:
Erwerb religiöser Kompetenzen am Beispiel von Sozialassitent/innen l8
Evelyn Schneider unter Mitarbeit von Annette Kolle
BRU unter den Bedingungen des Lemfeldkonzepts 31
Peter Cleiß / Björn Uwe Rahlwes / Manfred Stempel
Unterrichtsbeispiel:
Erwerb religiöser Kompetenzen am Beispiel von Kauffrau/Kaufmann im Groß- und Außenhandel 32
Birgit Kuhlmann
Unterrichtsbeispiel:
Erwerb religiöser Kompetenzen am Beispiel von KFZ-Mechatronikern 34
Meinfried Jetzschke / Dorothee Zimmermann / Rainer Zwenger
Erfahrungsbericht zum vierstündigen Religionsunterricht 36
Susanne von Kirchbach
Es klingelt! Na und? Lass es klingeln!
Von den Vorzügen (und Schwierigkeiten) der Seminarform in Religion 38
Michael Becker
Religion macht Zukunft - Religionsunterricht zeigt Profil 40
Birgit Faustmann
Bewerbungsportfolio - ein neuer Weg in die Ausbildung 42
Jordan Arnold-Sandmann / Rüdiger Iwan
Kompetenzen stärken - Übergänge sichern 45
Susanne Kugler
aufGELESEN 47
Auf dieser Welle surfen - Interessante Internetseiten 48
K Peter Henn
Glossar 49