Liebe Leserinnen und Leser,
wie RICHTICH WICHTICH ist jeder Einzelne? Auf der einen Seite versucht jeder und jede seine/ihre Einzigartigkeit zu leben, auf der anderen Seite scheint es immer schwieriger zu werden in einer globalisierten Welt, im Zeitalter der Medien, noch unverwechselbar und individuell zu sein.
Mit dem Gedanken der Kompetenz- orientierung hat der Gedanke der Individualität auch in pädagogische Konzepte Aufnahme gefunden. Bestechend scheint die Absicht, dass mit einem selbst gesteuerten, individuellen Lernen im Unterricht jeder Schüler, jede Schülerin seinen/ihren individuellen Lernweg finden kann. Denn wer von uns kennt nicht den mühsamen Versuch, möglichst viele Schülerinnen und Schüler einer Klasse auf den Weg zu demselben Lernziel zu bringen – und ein Großteil der Klasse steigt vorher aus. Wie positiv motivierend kann es sein, wenn am Ende jeder Einzelne sagen kann: »ICH kann«.
In vielen Bundesländern hat der Gedanke des selbst gesteuerten Lernens längst Einzug genommen in die Lehrpläne und Seminar- ausbildungen (siehe Beitrag ab Seite 8). Marion Holzhüter beschreibt begeisternd, wie sich Unterricht in der neuen Lehr-/Lernkultur planen und durchführen lässt. Da vieles aus dem Praxisteil den Rahmen des Heftes sprengen würde, darf ich Sie schon an dieser Stelle auf die Downloads im Netz ("+ nur hier") aufmerksam machen.
Wir wollen aber auch nicht verschweigen, dass wir im Redaktions- kreis mit der veränderten Lehr-/Lernkultur gerungen haben: Läuft dieses Konzept nicht vielleicht einer Entwicklung hinterher, die in unserer Gesellschaft längst verbreitet ist: Individualität um jeden Preis, Arbeiten am eigenen Profil, Erstellung eines Portfolios ab dem Kindergartenalter, das am besten direkt zu den wirtschaftlichen Notwendigkeiten passt? Spiegelt sich dies gar in den Entwürfen zum Europäischen Qualifizierungsrahmen, zu dem Sie in diesem Heft einen Beitrag finden?
Und: Wie wichtig ist bei der individuellen Persönlichkeits- und Lernentwicklung der ehrliche Austausch mit Gleichaltrigen und mit authentischen Lehrpersonen zu Fragen, die das eigene Leben und den eigenen Glauben betreffen? Lässt sich das »alte« Dreieck des Lernens, das in der Beziehung von ICH, WIR und THEMA im GLOBE gedacht war, mit der Kompetenzorientierung verbinden?
Und muss nicht gerade im Religionsunterricht zum » ICH kann« das »ICH bin« kommen, da von unserem christlichen Glauben her das ICH schon immer in Beziehung zum DU steht, unser religiöses Ringen schon auf Beziehung angelegt ist?
Wir möchten Sie ermutigen, einen kompetenzorientierten, individuellen und selbst gesteuerten Religionsunterricht auszuprobieren und Sie zugleich ausdrücklich um Ihren Diskussionsbeitrag bitten per Leserbrief oder im Netz unter www.bru-magazin.de
Ich freue mich auf Ihre Rückmeldungen!
Mit herzlichen Grüßen!
Folke Keden-Obrikat
Inhaltsverzeichnis
1 Editorial
Folke Keden-Obrikat
2 Titelthema Ich-Findung Jugendlicher im Medienzeitalter
– Einige Randbemerkungen
Wilhelm Schwendemann | Sven Howoldt
6 Forum | Pro&Contra | Notengebung
Pro | Bernd Schröder Contra | Peter Cleiß
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Unterrichtspraxis – Bausteine für den Unterricht
8 Neue Lehr-/Lernkultur –
Bausteine eines unterrichtspraktischen Konzeptes für den BRU
Horst Kaufmann | Gabriele Siemon
20 Kommen Sie auf den Geschmack!
Möglichkeiten der Arbeit mit dem Raster RICHTICH WICHTICH
Marion Holzhüter
22 Kompetenzraster zur Werkstatt RICHTICH WICHTICH
Marion Holzhüter | Folke Keden-Obrikat | Klaus Kimmerle
Arbeitsblätter
23 M1.1 Es ist nicht immer leicht, ich zu sein_1
24 M1.2 Es ist nicht immer leicht, ich zu sein_2
25 M2.1 Das Prinzip Leistung_1
26 M2.2 Das Prinzip Leistung_2
27 M3 Follow your bliss – Lass Dich von Deiner Freude lenken
28 M4 Die große Frage
29 M5 Dahinter stehe ich
30 M6 Interkultureller Knigge
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31 Schulkultur
Individuelles Lernen für Lehrer/innen – ein Erfahrungsbericht
zur neuen Lehr-/Lernkultur | Marion Holzhüter
32 Vertretungsstunde
Talente über Talente – und was machen wir daraus?
Die Parabel von den unterschiedlichen Talenten | Klaus Kimmerle
34 Bildungspolitik
Berufsverbot für Miroslav Klose – oder: Was EQR und DQR
(nicht) leisten | Peter Cleiß
37 Zwischenruf: Religiöse, ethische und interkulturelle Kompetenzen
gehören in den DQR!
Wissenschaft + Forschung
38 »Was mir wichtig ist im Leben« – wirklich?
Einwürfe zu einer Studie unter Berufsschüler/innen | Uwe Gerber
41 Wer von Religion keine Ahnung hat, glaubt am Ende alles! Eine
Studie unter Ausbilder/innen im Dualen System | Isa Breitmaier
45 Bildung – Werte – Religion. Ein Untersuchungsprojekt am Eibor
Joachim Ruopp | Georg Wagensommer
46 Film | Forum
Wer früher stirbt ist länger tot | Unterrichtsentwurf
Sven Howolt | Wilhelm Schwendemann | Andrea Ziegler
48 Bücher | Forum
AufGelesen | Peter Cleiß | Andreas Obermann | Theodor Ziegler
51 Impressum
Herausgeber | Trägerschaft | Redaktion | Bezugspreise | Vertrieb
52 Spirituelle Momente
Das Glaubenshaus | K. Peter Henn
U4 Schlusslicht
Zwölf Merksätze zum Thema Neurobiologie und Lernen
Dr. Meinfried Jetzschke