Zu diesem Heft
Das Unterrichtsthema lautet: "Gibt's in der Bibel nichts zu lachen?" Die Schülerinnen und Schüler (Altersschnitt ca. 16 Jahre) lesen Textauszüge aus der Götzenpolemik in Deuterojesaja und Jeremia 10,3ff. Eine Schülerin hat sichtlich Spaß an einem bestimmten Vers. Ich frage warum. Ihre Antwort: "Ich sehe dauernd George W. Bush und Donald Rumsfeld vor mir, wenn ich lese: Sie sind ja nichts als Vogelscheuchen im Gurkenfeld. Sie können nicht reden, auch muss man sie tragen, denn sie können nicht alleine gehen. Darum sollt ihr euch nicht vor ihnen fürchten, denn sie können weder helfen noch Schaden tun." Etwas hilflos versuche ich zu erklären, dass es bei Jeremia eben nicht um leibhaftige Personen, sondern um selbstgeschnitzte Götzenbilder geht, mit Silber und Gold geschmückt und an Tempelwände genagelt, damit sie nicht wackeln (Jer 10,3f). Antwort aus der Klasse: Genau das war's ja und ob ich nicht bei CNN gesehen hätte, wie der größte Amerikaner auf einem Flugzeugträger
im Kampffliegeroverall mit Fallschirm und Sauerstoffschnorchel behängt zu jubelnden Marines gesprochen hätte. Um nicht übersehen zu werden, hätte er höchstwahrscheinlich auf einem Sperrholzsockel gestanden. Und besonders interessant wäre es, die "I-am-proud's" mitzuzählen. Dazu gäbe es auch nette Trickfilme im Internet. Natürlich kann ich das alles nicht so stehen lassen und verweise konsequent auf eine vom Sockel gekippte Sadam Hussein Statue, der irakische Jugendliche einen modrigen Pantoffel auf die Nase gelegt haben. Das ist doch auch bei CNN gelaufen. Die Replik lautet: Diesen "Götzen" hätten aber nicht die Iraker gekippt, sondern ein britischer Panzer. Und außerdem besäße jedes Volk das Recht, sich selbst zu befreien ... Ich will jetzt lieber Fragen sammeln und an die Tafel schreiben: Geht Befreiung über Leichen? Mit Großmächtigen für die Ohnmächtigen dieser Welt? Im anschließenden Diskurs verflüchtigt sich das Lachen.
Aber unter uns: Wer genau hinhört, der vernimmt quer durch AT und NT bis in die frühe Christenheit das Lachen der Ohnmächtigen, den oft rabenschwarzen Humor der Todgeweihten. Sie betreten die Arena meist unfreiwillig, gezwungenermaßen. Ärgerlicherweise greifen sie nicht zu den bereitgelegten Waffen und amüsieren das Publikum auf den Rängen der Unterhaltungsgesellschaft wenig. Gelegentlich drehen sie sogar den Spieß um und machen sich lustig über die Götzen auf den Emporen der Geschichte. Allen voran tut dies ein Rabbi aus Nazareth, als er drei Tagesmärsche vor Jerusalem gewarnt wird, Herodes (Antipas) wolle ihn schon hier liquidieren. Jesus lässt "diesem Fuchs" sogleich ausrichten, er möge sich bitte ein wenig gedulden, denn "heute, morgen und am folgenden Tag muss ich noch wandern. Es geht schließlich nicht an, dass ein Prophet umkomme außerhalb von Jerusale?n."(Lk 13,32f.).
Martin Autschbach
Inhaltsverzeichnis
Zu diesem Heft
Martin Autschbach 2
Gewalt hat viele Gesichter -aber sie löst keine Probleme.
Uwe Gerber 4
Sanft und verschleiert ist die Gewalt ...
Thema: Ausbeutungsstrategien
Ein Gespräch mit der
Politikwissenschaftlerin
Hedda J. Herwig 8
Brudermord aus Eifersucht (Gen 4,1 - 16)
Ohnmacht, Medien und Gewalt
Annette Schäfer-Roth 13
Gott werden
Das Computer-Spiel "Black and White"
Bernd Abesser 20
Macht und Ohnmacht Materialbegegnungen (M1 - M20) 21
Arbeitsblätter und Materialien
Unsere Einstellungen zu / Erfahrungen mit Computerspielen und Gewalt (S. 17); Die Geschichte von Kain und Abel (S. 18); Neuinszenierung von "Kain und Abel" (S. 19); Erfahrungen mit Macht und Ohnmacht (S. 21); Wenn ich Gott wäre, dann ... (S. 22); Gottes Schmerz teilen (S. 22); Macht ausüben ... (S. 23); Machtspiele (S. 24); Ohnmacht im Klassenzimmer (S. 25); Die Macht der Türsteher (S. 26); Macht und Herrschaft (S. 26); Kampf der Kultu-
ren? (S. 28); Religiös-kulturelle Faktoren in einer 7-poligen Welt (S. 29); Über andere Macht gewinnen (S. 30); Wir gründen den neuen Staat "Paradiesien" (S. 31); Standort Erde (S. 32); Der Turmbau zu Babel (S. 34); List contra Macht (S. 35); Spitzenjobs (Seite 36); Sanktionen (S. 37).
Forum
Ein Name,
den man sich merken muss: Ilse Härter
Karl-Theo Siebel 38
Nicht nur "trockene Theologie"
Klaus Bender 38
Die ÜSAG
Karl-Theo Siebel 39
Aufräumen in der Werkstatt
Nichts Herkömmliches vom Band:
Der VW-Konzern und Berufsschulen verändern gemeinsam die Ausbildung
Gerhard L. Andres 40
"Sie können und wissen genau so viel wie wir!"
Soziales Lernen in der Dualen Berufsausbildung
Veit-Jakobus Dieterich / Harry Kretschmann 40
Employability
Das Bildungskonzept für die Ich-AG
Karlheinz A. Geißler 43
Rezensionen 43