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ru 4/2003 - Wunder

ru 4/2003
Ökumenische Zeitschrift für den Religionsunterricht

Wunder


Grenzen sprengen, Hoffnung stiften!
Eine zeitgemäße Wunderdidaktik
Die wunderbare Welt des Rock und Pop
Unterrichtsideen
Das Marketingvehikel
Wundervolle Kinohits
Der defekte Messias
 
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ISSN 0341-0005

2003
32 Seiten, geheftet, 21 x 30 cm das letzte Heft: ru wird eingestellt
 
7.00 Euro
 

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Wunder
Zu diesem Heft / Von Ingrid Grill

»Du glaubst nicht an Wunder, du bist ja so erwachsen ... das sind nur Kinderfa-xen«, singt Gerhard Schöne. Doch die Grundschulkinder, denen Rainer Ober-thür dieses Lied vorspielte, wissen es besser: »Wenn es Wunder nicht gibt, dann gäbe es dich auch nicht.« - »Wunder bleiben Wunder, ob man erwachsen ist oder ein Kind.« Wir werden in diesem Heft noch weitere Kostproben geben von der »Weisheit« der Kinder, die doch alles andere als weltfremd ist: »Ich glaube an Wunder, auch wenn sie nicht geschehen.«
Allerdings vermute ich, dass sich noch eher die Erwachsenen von solchen Gedanken anrühren lassen, als (ältere) Jugendliche. Die sind zwar in einer Medienwelt zu Hause, in der es von allerlei »Wunderbarem« und »Phantastischem« nur so wimmelt, doch die »Wunder« der christlichen Tradition betrachten sie vielfach als märchenhafte Relikte aus Grundschule und Kindergottesdienst, die weder zu ihrem Lebensgefühl passen noch einer zunehmend kritisch wahrgenommenen Realität standhalten. Wunder sind einfach »typisch Religionsunterricht«!
Da tut es gut, sich daran zu erinnern, dass der biblische Glaube alles andere als »wundersüchtig« ist. Besonders die jüdische Tradition hat sich eine erfrischend skeptische, ironisch-freche Haltung Wundern gegenüber bewahrt. Bekannt ist die Geschichte von Rabbi Elieser Ben Hyrka-nus, der - in einem Rabbinerstreit unterlegen - nicht nachgeben will und den Himmel zur Bekräftigung seiner Position um ein Wunder anfleht. Mehrere Wunder geschehen, eines wunderbarer als das andere - doch die Rabbinerkonferenz lässt das völlig kalt. Der Himmel habe sich nicht in Tora-Angelegenheiten einzumischen - die seien, nachdem Gott nun einmal die Tora in Menschenhände gegeben habe (dies allerdings bleibt das Wunder!), nur im fairen Diskurs zu lösen.
Der Glaube, der sich an der Bibel orientiert, ist kein Märchenglaube; er findet nicht an den Rändern der Vernunft statt,
sondern führt mitten in die Welt, nach neutestamentlichem Verständnis bis ans Kreuz. »Nicht darauf kommt es an, ob Viel' oder 'wenig' Ungewöhnliches oder Gewöhnliches, Gewaltiges oder Unscheinbares geschehen ist, sondern einzig darauf, dass das, was geschah, als das Handeln Gottes erfahren worden ist ...« (Martin Buber)
Wir haben in dieses Heft auch einige jüdische Witze zum Thema »Wunder« eingestreut. Zusammen mit den Kinderzitaten machen sie die Spannung deutlich, in die sich ein Religionsunterricht gestellt sieht, der die Jugendlichen einerseits etwas spüren lassen will von der hoffnungsvollen »Power« biblischer Heilungs- und Heils-Geschichten, der andererseits aber auch Abstand wahrt, dem Fremden und Unverrechenbaren Raum lässt.
In einem Praktikum, das ich betreute, bestand ein Student darauf, in der 9. Klasse das Thema »Jungfrauengeburt« zu behandeln. Ich hielt das für theologisch viel zu schwierig und heikel und zudem kaum altersgemäß. Er blieb stur. In seiner Stunde verweigerte er alles methodische »Handwerk«, kein Methodenwechsel, keine Strukturierung - er saß einfach mit den Schülerinnen im Kreis und sie überlegten hin und her: Kann es so was geben? Natürlich nicht, meinten die Schüler, Quatsch, ein Märchen, ein Symbol vielleicht - das habe man halt damals so geglaubt - und wie immer war man schnell bei der Kritik an »der katholischen Kirche« angelangt, die das wahrscheinlich
alles »erfunden« habe. Doch merkwürdig: Immer, wenn man meinte, jetzt sei eine Frage »erledigt«, kam von irgendeinem Schüler oder einer Schülerin ein Einwand: »Ja aber, es könnte doch vielleicht sein ...«, erst leise, dann immer mutiger. Der Lehrer wiederholte jedes Mal ruhig: »Es könnte sein -«, bis diese Wendung vielstimmig im Raum stand und noch dort zu schweben schien, als die Stunde, scheinbar ergebnislos, aus war. Die Schülerinnen waren am Ende keineswegs von der Jungfrauengeburt überzeugt, aber sie hatten sich an die Grenzen ihres Denkens, ihres geschlossenen Weltbildes herangewagt, das in dieser Stunde ein wenig brüchig wurde.
Eine solche Didaktik des »Es könnte sein«, des »Vielleicht« scheint mir ein viel versprechender Weg für den Umgang mit Wundern. Anders als gängige historisierende, rationalisierende, moralisierende und auch symbolisierende Zugangsweisen hält sie die Wunderfrage offen. Dazu passen neben dem »philosophierenden« Gespräch spielerische, experimentelle, verfremdende, kreative Methoden, die es ermöglichen, neue Perspektiven und »andere« Denkweisen zu erproben; ein Unterricht über Wunder sollte selbst auch für Überraschungen offen bleiben! Unser Heft gibt hierzu einige Anregungen.
Für unsere Zeitschrift »ru« ist das Wunder - leider - ausgeblieben; sie endet mit dieser Folge, weil sie sich nicht mehr »rechnet«. Für uns Mitarbeiterinnen im Direktorium endet damit eine jahrelange anregende, kritisch-konstruktive Zusammenarbeit, die die Grenzen zwischen den Konfessionen genauso überwand, wie die Kluft zwischen sogenannter »Theorie« und »Praxis«. Wir danken allen Autorinnen der vergangenen Jahre für ihr Engagement und allen Leserinnen für ihr kritisches Interesse. Wir hätten noch so einige Ideen gehabt ... Nun verabschieden wir uns ungern und wünschen Ihnen weiterhin einen spannenden und inspiriert/inspirierenden Religionsunterricht!

Inhaltsverzeichnis

In diesem Heft zu lesen:


Zu diesem Heft .................................................. Seite 121

Geschichten vom gelingenden Leben
Wundergeschichten heute - theologisch-didaktische Reflexionen
Werner H. Ritter.................................................. Seite 122

Sperrige Texte für Jugendliche
Grundsätze einer Wunderdidaktik
Ulrich Kropac ................................................... Seite 127

»Wunder geschehen«
Unterrichtssequenz zur Heilung der gekrümmten Frau (Lk 13,10-13)
Anja Dregelyi.......................................................Seite 131

»All I need is a miracle«
Wozu die Popmusik Wunder (ge-)braucht
Manfred L. Pirner ................................................ Seite 136

Kein Wunder?
Anti-Wunder-Geschichten im Religionsunterricht
Max W. Richardt ................................................. Seite 140

Im Kino, da blühen die Wunder
Eine kleine Blütenlese für den Religionsunterricht
Reinhold Zwick .................................................. Seite 144


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