Was ist schief an PISA?

Glück gehabt! Kann man da nur sagen. Es gibt hoch interessante Studienfächer, denen nach dem Examen das Berufsbild Taxifahrer entspricht. Glück hat dagegen, wer Theologie studiert und Religionslehrerin oder Religionslehrer werden will. Glück schon wegen des Studiums selber, denn dieses Studium ist für mich unter den Geisteswissenschaften das Interessanteste. Auf einmalige Weise verbindet es einen persönlichen Klärungsbedarf, was Sinnfragen, Glaube, Vernunft und ihr Verhältnis untereinander betrifft, mit wissenschaftlichen Methoden und Perspektiven. Theologie ist die älteste Wissenschaft unserer Kultur. In ihr ist das feinste hermeneutische Besteck der Textauslegung entstanden. Wer einmal Exegese gelernt hat, wird seine Kenntnisse in der Form-, Redaktions- und Traditionsgeschichte von Texten vielfach in Sprach- und Literaturwissenschaft anwenden können. Was ist der menschliche Verstand? Wie kommen Erkenntnisse zustande? Was ist Wissenschaft? Alle diese Fragen gehören zum Studium der Theologie. Neben dem Blick in den tiefen Brunnen der Vergangenheit schaut die Theologie aber auch mitten ins Leben der Kinder und Jugendlichen, der Gesellschaft insgesamt, und sie schaut auch weiter, als man vom eigenen Kirchturm her sehen kann: über die Grenzen des eigenen Landes in andere Kulturen und Religionen.

Was für ein Glück, dass diesem interessanten Studium ein Beruf entspricht, der wirklich befriedigen kann. Religionslehrerinnen und Religionslehrer schauen oft in lachende Gesichter, sie sind sehr oft Vertrauens- oder Verbindungslehrer, haben als Schulseelsorger einen besonderen Draht zu Kindern und Jugendlichen. Das Fach Religion zu unterrichten, ist alles andere als langweilig. Es sind die Kinder, die im Wechsel der Generationen die alten Fragen nie auf gleiche Weise stellen und manchmal auch wirklich neue.

Die Zeiten, in denen die Religionspädagogik meinte, um die pure Existenz des Faches Religion kämpfen zu müssen, sind längst vorbei. Selbst der Bundeskanzler und FDP-Politiker wie Lambsdorff und Leuthäuser-Schnarrenberger haben goldene Worte über den Religionsunterricht gefunden. Nach dem 11. September 2001 und dem Schrecken von Erfurt gibt es in der Bundesrepublik einen gestiegenen Bedarf an kommunitärem Kitt. Zwar ist Religion mehr als Ethik, aber eine religiös fundierte Ethik ist eine starke Ethik. Religion ist ein Fach mit einer sicheren Zukunft in allen Schultypen. Es gibt nur ein großes Problem: Es gibt zu wenig Religionslehrerinnen und Religionslehrer. Dies hat soeben dramatisch der Bericht der Kultusministerkonferenz zum Fach Religion unterstrichen. Deshalb gibt es gute Gründe, für das Studium der Theologie und den Beruf der Religionslehrerin/des Religionslehrers kräftig die Werbetrommel zu rühren. Wir Limburger haben zusammen mit dem Fachbereich Kath. Theologie der Universität Frankfurt und der Hochschule Sankt Georgen eine Aktion „Schnuppertag“ verabredet: Am 29. Januar 2003 öffnet die Hochschule Sankt Georgen gastfreundlich ihre Hörsäle und Seminare. Am 31. Januar 2003 sind alle Religionskurse der Jahrgangsstufe 13 des Bistums in den faszinierenden Poelzigbau der Universität nach Frankfurt eingeladen, wo sie ein besonderes Programm erwartet, das ihnen authentisch das Studium der Theologie präsentiert. Zwar muss die Kirche sparen, aber auch in Zukunft werden im kirchlichen Dienst so viele Theologinnen und Theologen benötigt, dass es Sorgen um den Nachwuchs gibt. Warum nicht durch schnuppern auf den Geschmack kommen? Wie heißt es so schön bei einem gewissen I. Kant: „sapere aude“!

Dr. Eckhard Nordhofen
-Dezernent-

Inhaltsverzeichnis

Beiträge

Kooperation von Staat und Kirche im Bereich Bildung / Joachim Jacobi 236

„Unterschiede erkennen und Unterschiede bejahen!“–
Ein Gespräch zwischen Prof. em. Dr. Hartmut von Hentig und Dr. Eckhard Nordhofen 239

Was ist schief an PISA? – Sieben Thesen / Thomas Ruster 248



Unterrichtspraxis

„Gott und Götter“ – Eine Unterrichtsreihe zu Ps 82 / Thomas Ruster 250

Christus – Das Licht kommt in die Welt / Christa E. Kuch 253

Literatur & Medien

Literaturübersicht 272

Rezensionen 273


Info & Aktuelles

Religionsunterricht wird Mangelware 286

Mitschauen und mithelfen, dass etwas Gutes zur Welt kommt 286

Missio-Tagung 2002 290

Terrorismus und Bildung 291

Service-Adressen 292

Schnuppertage an der Universität Frankfurt am Main 294

Adveniat 295

Ausstellung: R.P. Litzenburger „Messianische Suchbilder“ 296

Zur Person 296

INFO-Einzelheftbestellung 297

Stiftung DEY 298
Veranstaltungen 299




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Verlagstext

INFO ist eine religionspädagogische Fachzeitschrift für den katholischen Religionsunterricht.

INFO wird herausgegeben vom Dezernat Schule und Hochschule im Bischöflichen Ordinariat Limburg.

INFO erscheint vierteljährlich in einer Auflage von derzeit 4.200 Exemplaren.

INFO geht kostenfrei an Religionslehrerinnen und Religionslehrer, Pastorale Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und Geistliche in der Diözese Limburg.

INFO kann von Interessenten zum Bezugspreis von 9,60 EUR (inklusive Versandkosten pro Jahr) abonniert werden.