Freude am Lernen zu lernen und das im „System“ Schule, die vermutlich nicht jeder Schüler und jede Schülerin immer freudig besuchen – wie geht das zusammen? Mit pädagogisch gut gemeinten Appellen nach dem Motto: „Kinder, nun freut euch mal!“, ist es sicher nicht getan. Wer die Freude am Lernen entfesseln will, muss selbst fesseln können. Freude am Lernen und Freude am Lehren bedingen einander. Das scheint unmittelbar einzuleuchten. Nur ein inspirierter Lehrer kann seine Schülerinnen und Schüler inspirieren, mit Freude zu lernen. Aber reicht ein begeisterter Lehrer hierfür
schon? Ist der Schlüssel zur Freude am Lernen wirklich in der Person des Lehrers zu suchen? Ja und Nein. Ein Lehrer wäre ein schlechter Lehrer, wenn er Schülerinnen und Schüler so an seine Person fesselte, dass man unweigerlich an Gefolgschaft denken müsste. Ein Lehrer ist ein guter Lehrer – und erst recht eine Lehrerin –, wenn ihnen anzumerken ist, dass sie von der Sache, die sie vermitteln, selbst begeistert sind, also mit Herz und Verstand ganz bei ihrer Sache sind, die sie zur Sache der Schülerinnen und Schüler machen möchten. Und ist die „Sache“ des Religionslehrers und der Religionslehrerin nicht selbst schon tremendum und fascinosum? Es geht also beim Lehren und beim Lernen um eine solche aufgeladene Freude an der Sache, andernfalls wird das Unterrichten für alle Beteiligten zur reinsten Qual und sicher nicht zur Quelle der Freude. Die „Sache“ des Religionslehrers ist sein Glaube und der Glaube der Kirche, der nicht nur für den Religionsunterricht eine bildende Kraft zu sein beansprucht. Glaube und Bildung. Ein ungleiches Paar? Bei Rainer Hank, Wirtschaftsredakteur der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung, habe ich kürzlich einen unzeitgemäß-zeitgemäßen Gedanken gefunden, den ich Ihnen nicht vorenthalten möchte. Er schreibt im „Merkur“: „Anders als die Aufklärer aller Jahrhunderte meinten, gibt es eine positive
Korrelation zwischen Glaube und Bildung. Intellektuelle Erziehung führt nicht zur Abkehr vom ‘Kinderglauben’, sondern löst im Gegenteil eine Hinwendung zur Religion aus. Dafür gibt es eine raffinierte Erklärung: Anders als die Religionskritiker meinten, ist Religion alles andere als naiv. Sie ist mit Theologie beladen, widerspricht dem Common sense und aller politischen und moralischen Korrektheit. Um sie zu verstehen, bedarf es erheblicher intellektueller Anstrengung. Wer glaubt, gibt den Verstand am Eingang der Kirche nicht ab, sondern gebraucht ihn gerade da, wo der Glaube konventioneller Weisheit und Vernunft widerspricht. Kein Wunder, dass Bildung Religiosität befördert und nicht behindert.“ Und kein Wunder, so ließe sich ergänzen, dass ein solcher Glaube zur Quelle der Freude im Religionsunterricht der Schule werden kann. Mit dem aus dem Limburger Bundeskongress der Katholischen Elternschaft Deutschlands hervorgegangenen Themenheft „Freude am Lernen“ möchte das Dezernat Schule und Hochschule zusammen mit der KED einige Funken schlagen, um freuderfülltes Lernen in unseren Schulen zu entzünden.
Martin W. Ramb
– Schriftleiter –
Inhaltsverzeichnis
BEITRÄGE
Ein Introitus ins Freie / Eckhard Nordhofen 76
Beiträge des Bundeskongresses der KED:
Die Freude am Lernen lernen – Gedanken aus den Grußworten 78
Lernen /
Walter Eykmann 80
Was freut die Eltern und den lieben Gott? – Über die Freude in der Schule und beim Lernen /
Eckhard Nordhofen 82
Wie man richtig in der Schule lernt /
Volker Ladenthin 90
Freude am Lernen oder Spaß in der Schule? – Anmerkungen zu
einer pädagogischen Verirrung /
Konrad Adam 99
LITERATUR & MEDIEN
Rezensionen 104
INFOS & AKTUELLES
Zur Person 112
Konfessioneller Religionsunterricht – Warum Religion konfessionell
unterrichten? / Andreas Verhülsdonk 113
Werteunterricht von Staats wegen? / Bischof Franz Kamphaus 118
Vorsicht bei Kopien und Videos 119
„Allen Völkern Sein Heil. Missionarisch leben heute“ –
Unterrichtsmaterialien zum Bischofswort erschienen 120
Stiftung DEY 121
INFO Einzelheftbestellung 122
Veranstaltungen 123
SONSTIGES
Unsere Autorinnen und Autoren / Rezensentinnen und Rezensenten 125
Dezernat Schule und Hochschule, Bistum Limburg 126
Ämter für Katholische Religionspädagogik in den Bezirken 127
Verlagstext
INFO ist eine religionspädagogische Zeitschrift für alle, die im Bistum Limburg im schulischen Religionsunterricht tätig sind. Aber auch über die Diözese hinaus bietet INFO allen am Religionsunterricht Interessierten thematisch aufbereitete Informationen, Kommentare, Hintergrundberichte, Analysen, Interviews, Buchbesprechungen, Medientipps, unterrichtspraktische Hilfen und Fortbildungshinweise rund um den Religionsunterricht. INFO ist auch im Internet als INFO online verfügbar. Im Online-Archiv stehen sämtliche Themenhefte seit 1999 zur Verfügung.
Die Zeitschift kann unter http://www.ifrr.de/PDFs/INF_05_2.pdf heruntergeladen werden.