Jede Nachrichtensendung, jeder Krimi bestätigt aufs Neue: Wir Menschen sind nicht so, wie wir sein wollen und sein sollten. Auf diese Kontrasterfahrung eziehen sich Utopien. Eine dieser utopischen Gestalten verfolgt den Gedanken iner Verbesserung des Menschen durch Erziehung. Das vergangene JahrhundIert hat so unterschiedliche Spielarten wie das Konzept des Behaviorismus und das kommunistische Großexperiment hervorgebracht, B.F. Skinner ist heute fast vergessen, den Kommunismus überlebt hat der "alte" Mensch.
Eine andere Utopie setzt auf medizinisch-technische Optimierung. Kurz nach dem Ersten Weltkrieg schlugen anerkannte Wissenschaftler vor, mittels Eugenik und Selektion den Staat von sog. Ballastexistenzen zu befreien. Wie die Nationalsozialisten diesen Vorschlag wenig später im Rahmen ihres wissenschaftlich begleiteten Euthanasieprogramms in die Tat umsetzten, ist hinlänglich bekannt.
Die in diesem Heft diskutierten biomedizinischen Visionen geben sich viel bescheidener: Die Präimplantationsdiagnostik soll genetisch belasteten Eltern den Wunsch nach gesunden Kindern erfüllen; die Forschung an embryonalen Stammzellen soll in Zukunft schwere, bislang unheilbare Krankheiten besiegen helfen. Die Kehrseite der Medaille: Frühes menschliches Leben wird für das Wohlergehen geborener Menschen getötet! Und weil dies gar zu brutal klingt, werden die Sachverhalte sprachlich verkleistert: Die Rede ist von einem "Zellklumpen" oder "Präembryo", geschädigte Embryonen werden "verworfen", verwaiste Embryonen werden zur Gewinnung embryonaler Stammzellen "genutzt".
Indem die Kirche diese Zusammenhänge bewusst macht und die biomedizinischen Unternehmungen zur Optimierung menschlicher Lebensumstände auf dem Hintergrund früherer Versuche betrachtet, leistet sie im besten Sinn des Wortes Ideologlekritik. Sie lässt sich dabei leiten von einem MenschenBild, das zugleich bescheidener und anspruchsvoller ist und das der Limburger Bischof Dr. Franz Kamphaus in folgende Worte gebracht hat: "In Jesus Christus hat Gott sich mit jedem Menschen verbunden und den Neuen Menschen par excellence, zur Welt gebracht'. Im Glauben an Ihn wird jeder Mensch ,wiedergeboren', ein Neuer Mensch, aber kein Christus-Klon oder Abziehbild, sondern ein Original" (FAZ v. 27.11.2002, S. 10).
In der Hoffnung, dass dieses erstmals in Zusammenarbeit des Katechetischen Instituts des Bistums Aachen und des Dezemats Schule und Hochschule entstandene Themenheft der "INFO" Ihnen "Durchblicke" verschaffen und Anregungen für den Unterricht geben möge, grüßen Sie herzlich
Thomas Menges
Katechetisches Institut des Bistums Aachen
Martin W. Ramb
Schriftleiter INFO
Inhaltsverzeichnis
BEITRÄGE
"Der Mensch: sein eigener Schöpfer?"
I. Biologisch-medizinische Lehrerinformationen / WernerBickel 4
II. Ethisch-juristische Lehrerinformationen / Thomas Menges 11
III. Didaktisch-methodische Hinweise / Johannes Gother 18
Unterrichtsmaterialien 20
Naturwissenschaftlich-medizinischesGlossar 27
UNTERRICHTSPRAXIS
Leben - annehmen oder auswählen? / Christoph Hilger 29
Fragen und Probleme der Bioethik / Thomas Menges 37
Die schöne kalte Welt der Menschenarchitekten - Der Spielfilm
"Gattaca" im Religionsunterricht / Franz Günther Weyrich 46
LITERATUR UND MEDIEN
Unterrichtsentwürfe / Thomas Menges/Bemhard Merten 52
Literaturübersicht / Bemhard Merten 53
VideoszumThema"Bioethik" / Thomas Menges 55
Internetübersicht / Martin W. Ramb 57
Rezensionen 57
INFOS & AKTUELLES
INFO-Einzelheftbestellung 67
Woche für das Leben 2003 -"Chancen und Grenzen des medizinischen Fortschritts 68
Eine"dunkle Phase" kommt ans Licht - Die Ausstellung "Zwangsarbeiter in der Kirche 69
INFO online -jetzt unter www.ifrr-online.de 70
Veranstaltungen 71
SONSTIGES
Übersicht der Autoren/-innen und Rezensenten/-innen 77
Adressen Dezernat und Ämter 78
Die Zeitschrift im Volltext!
Link zur online-Ausgabe von INFO 1/2003
oder als pdf-Datei (ca. 2,9 MB)