Wer Dan Brown’s Bestseller „Sakrileg“ liest, kann die Mentalität Im Original studieren. Der Vatikan ist das Herz der Finsternis. Wir deutsche Katholiken stehen immer im Verdacht, dass wir im Wirkungsschatten tiefer antirömischer Ressentiments stehen. Natürlich gab es und gibt es immer wieder Konflikte und berechtigte Zweifel, ob das Wirken des Heiligen Geistes ausschließlich das römische Lehramt als Werkzeug benutzt. Aber neuerdings häufen sich interessante Indizien. In der derzeit laufenden bemerkenswerten Ausstellung „Barock im Vatikan. Kunst und Kultur im Rom der Päpste“ im Martin-Gropius-Bau in Berlin gibt es eine Abteilung, die eine neue Bewertung des klischeehaft besetzten Verhältnisses zwischen neuzeitlicher Wissenschaft und Vatikan ermöglicht. Es hat nicht viel gefehlt, und der Fall Galilei wäre zum Ruhmesblatt der damals avanciertesten astronomischen Forschungsstelle in Europa geworden. Beraterfirmen wundern sich, wie wenige Mitarbeiter das Zentrum der ältesten Institution auf Erden hat und wie vergleichsweise effizient doch die riesige katholische Weltkirche von Rom aus verwaltet wird. Es ist wirklich spannend zu verfolgen, wie die selbstbewusst gewordenen Teilkirchen in Afrika, Südamerika und Asien mit der alten Zentrale auf neue Weise kommunizieren.
Seit wir in Deutschland Papst geworden sind, ist das Thema Religion aus einem Nischendiskurs an eine erste Stelle der öffentlichen Debatte gerückt. Es wird deutlich: Religion ist nicht gleich Religion.
Vor der Frage des Zusammenhangs von Religion und Gewalt, dem Verhältnis von Religion und Politik im Islam, treten andere Debatten, die einmal im Zentrum der öffentlichen Aufmerksamkeit standen, zurück. Plötzlich stellen bekennende Katholiken fest, dass sie nicht mehr mit dem Rücken zur Wand stehen. Da muss nicht mehr der Religionslehrer im Lehrerzimmer seine Modernitätskompatibilität wortreich legitimieren, denn erstens leben wir im postsäkularen Zeitalter (Habermas) und zweitens
ist Papst Benedikt XVI. als Oberhaupt der Weltkirche auch in der Klasse der intellektuellen Meinungsführer ein Primus. Seine Enzyklika hat durch diagnostische Schärfe, Klarheit der Argumentation einen Glutkern des Evangeliums zum Leuchten gebracht. Wer einen Sinn für die umspringenden Winde des Zeitgeistes hat, wird feststellen, dass der Wind nicht mehr von vorne kommt. Und wer Rückenwind verspürt, der muss Segel setzen.
Eckhard Nordhofen
– Dezernent –
Inhaltsverzeichnis
BEITRÄGE
Sein Freund ist mein Freund“ –
Einladung zur Enzyklika Deus Caritas est / Peter Hofmann 4
Sic transit gloria mundi – Zur Visualisierung und Inszenierung
des (toten) Papstkörpers / Andreas Matena 12
Kirche in der Spannung: „global player“ – Zeichen und Werkzeug
der Einheit / Ursula Nothelle-Wildfeuer/Gerhard Steger 19
BEITRÄGE
Eine Forschungsreise zum Vatikan – Eine internetbasierte
Unterrichtseinheit für die Grundschule / Ilka Rupp ----- Heftmitte
Michelangelo und seine Welt –
Theologie der Sixtinischen Kapelle – 1. Teil / Stefan Herok 30
„In Rom werde ich dir gnädig sein“ – Eine Pilgerfahrt mit Abiturienten
nach Rom zum Abschluss ihrer Schulzeit / Harald Klein 35
LITERATUR & MEDIEN
Rezensionen 38
INFOS & AKTUELLES
Zur Person 45
Mehr als nur ein neuer Name 47
Den Wurzeln von Gewalt auf der Spur 48
Bildungsstandards sollen Schulqualität verbessern 50
Hochschulschnuppertage an der Uni 50
Die Kaisermacher 51
INFO Einzelheftbestellung 52
Das Wesentliche finden 53
Veranstaltungen 53
SONSTIGES
Unsere Autorinnen und Autoren / Rezensentinnen und Rezensenten 58
Ämter für Katholische Religionspädagogik im Bistum Limburg 59