Erinnern Sie sich an die Atheismus-Kampagne 2009? Damals  wurden in London, Berlin, Wien und Zürich Anstecker mit der  Aufschrift „Gottlos glücklich” verteilt. Werbebanner auf öffentlichen Linienbussen titelten: „Es gibt (wahrscheinlich) keinen  Gott.“ Als Glaubende hätten wir der Atheismus-Kampagne den  Slogan „Es gibt (wahrscheinlich) einen Gott. Und der ist trinitarisch“ entgegensetzen können, dabei aber gezögert, denn das  christliche Bekenntnis zur Dreifaltigkeit Gottes ist nicht so leicht zu haben. Zwar gehört der Glaube an den einen Gott in  drei Personen wie eine Kurzformel zum Christentum. Ebenso  klar ist aber, dass das Bekenntnis zum drei-einen Gott nicht nur  vielen Erwachsenen, sondern erst recht den Schülerinnen und  Schülern im Religionsunterricht denkerisch zu schaffen macht.  Grund genug, dass sich das RelliS-Heft, das Sie in Händen halten, mit dem Thema Trinitât auseinandersetzt.  Die Trinität erscheint den meisten Schülerinnen und Schülern heute wie ein theologisches Kreuzworträtsel, das keine  Bedeutung für das praktische Leben hat. Deshalb muss sich  der Religionsunterricht einer doppelten religionsdidaktischen  Aufgabe stellen: Einerseits muss die Trinität als Glaubensgeheimnis klug elementarisiert werden, andererseits muss der  Trinitätsglaube ständig monotheistisch korrigiert werden, um  nicht in eine Drei-Götter-Lehre abzudriften. Wie diese Gratwanderung gelingen kann, Versuchen die Beiträge dieses Heftes aufzuzeigen.  Bei der Redaktion haben wir uns entschieden, keinen dogmengeschichtlichen Abriss über die Entwicklung des Trinitätsglaubens an den Anfang zu stellen, weil er leicht in der einschlägigen Literatur nachgelesen werden kann (vgl. auch die  Rezensionen S. 58 ff.). Vielmehr geht Magnus Striet in seinem  fundamentaltheologischen Beitrag von der Beobachtung aus, dass in öffentlichen Debatten nicht nur nicht über die Trinität, sondern auch nicht über Gott reflektiert wird. Ein spannender Angelpunkt für trinitarische Lernsequenzen. Birgit Jeggle-Merz  zeichnet in ihrem liturgiewissenschaftlichen Beitrag nach, wie  zwar überall in Gebeten, Gebärden und Symbolen die Trinität  vorkommt, heutigen Zeitgenossinnen und Zeitgenossen aber  zunehmend fremd ist. Eine Einladung, bewusster zu feiern.  Der Islamwissenschaftler Felix Körner zeigt, wie Christen im  Gespräch mit Muslimen den Aspekt starkmachen können,  dass Gott sein Leben verschenken will. Der Beitrag des Religionspädagogen Christian Höger ermutigt in acht pointierten  Thesen dazu, das komplexe Thema Trinitât nicht zu scheuen,  sondern engagiert in den Religionsunterricht einzubringen.  
Dazu laden auch die Beiträge im Praxisteil ein: Ausgehend von  zwischenmenschlichen Erfahrungen führt der Unterrichtsent-  Wurf von Heike Harbecke über biblische Deutungen und bildli-  che bzw. symbolische Darstellungsweisen hin zum Gebrauch  des Kreuzzeichens und der Erschließung liturgischer Orte des  trinitarischen Bekenntnisses. Tobias Voßhenrich versucht, das  „Mysteriöse“ an der Trinität für die Mittelstufe explizit aufzunehmen und fruchtbar zu machen, indem er danach fragt, was  denn das Geheimnisvolle an einem (Glaubens-)Geheimnis sei.  Meike Schäfer geht am Beispiel von drei Popsongs trinitarischen Spuren in der Musik nach und Daniela Busse unternimmt den Versuch für die Oberstufe, sich dem trinitarischen  Konzept mithilfe moderner Literatur und persönlichen Bekenntnissen anzunähern. Georg Gnandt lädt am Beispiel von  Mozarts Trinitatismesse zum umkreisenden Verstehen des  Dreifaltigkeitsglaubens ein. Und schließlich verlinkt Viera Pir-  ker die seit der Zeit der Kirchenväter ,paradox' zu nennende  Rede vom Drei-Einen mit Anregungen aus der nicht-bildenden Konzeptkunst von Yoko Ono.  Auf je unterschiedliche Weise unternehmen die unterrichtspraktischen Beiträge den religionspädagogisch höchst interessanten „Sprung ins Subjekt“. Möge er auch Ihnen, liebe Religionslehrerinnen und Religionslehrer, durch die Lektüre unseres  Trinitäts-Heftes gelingen. Wir wünschen Ihnen und Ihren  Schülerinnen und Schülern anregende trinitarische Lernsequenzen!  
Ihre              
Christian Cebulj und Ludwig Rendle		
Inhaltsverzeichnis
		THEOLOGISCHE PERSPEKTIVEN
Magnus Striet: 
Nur abstrakte Spekulation? 
Ein Plädoyer für den Trinitätsglauben
Birgit Jeggle-Merz: 
„Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Hl. Geistes“. 
Trinität und Gebet
Felix Körner: 
Glaubt an Gott und seinen Gesandten, und sagt nicht: drei! 
Das Trinitätsbekenntnis in der islamisch-christlichen Begegnung
Christian Höger: 
Gott als dreifaltig Einer im Religionsunterricht: 
Brückenbauversuche zwischen Trinitätstheologie und empirischen Schülervorstellungen
UNTERRICHTSPRAXIS
Heike Harbecke: 
Aller guten Dinge sind drei – 
Nachdenken über den trinitarischen Gott
Tobias Voßhenrich: 
Die Dreifaltigkeit Gottes – 
ein Glaubensgeheimnis denken lernen
Meike Schäfer: 
Vater, Sohn, Heiliger Geist – einer Beziehung auf der Spur. 
Eine musikalisch-ästhetische Lernsequenz mit aktuellen Popsongs
Daniela Busse: 
Trinität – 
Annäherung durch literarische Texte
Georg Gnandt: 
Göttliche Kleinfamilie oder Beziehungskommune? 
Trinitätslehre in der Oberstufe umkreisend verstehen lernen
Viera Pirker: 
Patristik versus Avantgarde: Sprachbilder der Trinität – 
Unterrichtssequenz zur analogen Rede vom dreifaltigen Gott
UNTERBRECHUNG
Pfarrer Richard Steiner:
Staunendes Verbleiben vor dem unfassbaren Geheimnis
REZENSIONEN UND AV-MEDIENTIPPS
NACHRICHTEN DES BKRG
VORSCHAU