Liebe Kolleginnen und Kollegen,  
nun, im Herbst dieses Jahres 2016, nähert sich unaufhaltsam  das Reformationsjubiläum, das die Evangelische Kirche in  Deutschland im kommenden Jahr anlässlich des 500. Jahrestages des Thesenanschlags an der Wittenberger Schlosskirche ausgerufen und durch eine Reformationsdekade seit  2008 vorbereitet hat. lm Jahre 1508 kam der Mönch Martin  Luther nach Wittenberg und 1517 veröffentlichte er seine berühmten 95 Thesen. Durch diesen ambitionierten Feierzeitraum von 10 Jahren hat die Evangelische Kirche in Deutschland Gelegenheit gehabt, das Ereignis der Reformation  gründlich in den Blick zu nehmen und zu bedenken sowie an  andere historische Gedenkjahre wie den 450. Todestag Melanchtons 2010 oder den 500. Geburtstag Lucas Cranachs anzuknüpfen.  
Was für Katholiken anfänglich vielleicht irritierend und  manchmal auch verletzend ausgerufen worden war, hat sich  doch inzwischen zu einem theologisch wie politisch ausgewogenen gemeinsamen Gedenken der Reformation wie auch des  Lebenswerkes Martin Luthers weiterentwickelt. Eine Vielzahl  von ökumenischen Veranstaltungen hat dem Reformationsjubiläum seine konfessionalistische Spitze genommen, das Iahr  2017 wird seinen Höhepunkt sogar in einem ökumenischen  Fest unter Beteiligung der Deutschen Bischofskonferenz am  16. September nächsten Jahres finden.  
Einem solchen nicht trennenden, sondern verbindenden  Gedenken des Theologen und Reformators Martin Luther wollen auch wir uns in diesem Themenheft von RelliS widmen.  Dabei haben wir seine Person und Gestalt im Sinne einer Elementarisierung in das Zentrum des Heftes gerückt, um an ihr  auch wichtige andere historische Ereignisse der Reformation  und theologische Entwicklungen deutlich zu machen.  
So referiert der Münsteraner Kirchenhistoriker Norbert Köster die wichtigsten katholischen wie evangelischen Positionen  zur Deutung des Reformationsereignisses, wie sie auch zur  Zeit im publizistischen und theologischen Diskurs ausgetauscht werden. Aus evangelischer Perspektive steuert der Systematiker Ulrich Löffler ein konzises Referat zur Kurzgrammatik des evangelischen Glaubens bei, in dem er das Solus  Christus, Sola gratia, Sola scriptura und das Sola fide entfaltet  und erläutert. Aus katholischer Sicht knüpft hier die Tübinger  Dogmatikerin Johanna Rahner an, die Impulse aus dem Reformationsereignis als Anregungen zur Selbstkorrektur von Kirche und Amt in der Katholischen Theologie versteht. Die Bedeutung Luthers für das religiöse Lehren und Lernen im  Religionsunterricht diskutieren schließlich im religionspädagogischen Beitrag der evangelische Theologe Rainer Möller,  Herausgeber Clauß Peter Sajak und die muslimische Kollegin  Naciye Kamcili-Yildiz. Damit greifen sie die mittelalterliche  Gestalt des sog. Trialogus, also des Drei-Gesprächs, auf, wenn  auch in einer modifizierten Form.  
Den fachwissenschaftlichen Beiträgen folgt in vertrauter  Weise eine ganze Reihe von unterrichtspraktischen Beiträgen,  die zur Auseinandersetzung im Religionsunterricht einladen  wollen. So zeigt Tobias Voßhenrich in einem Unterrichtsvorhaben für die Unterstufe, wie regional und vor Ort Spuren der  Reformation mit Schülerinnen und Schülern erkundet werden können, Erhard Holze, Welche theologische wie historische Bedeutung Martin Luthers Ehefrau Katharina von Bora  bis heute hat, und Frederike Weißphal, welche Rolle Philipp  Melanchthon für die Reformation gehabt hat. Als Unterbrechung stellt Ihnen Irene Leicht Luther als inspirierenden Mystiker vor. Heike Bosien wirft den Blick auf die globale Dimension der Reformation weltweit, während Daniel Gaschick die  Bedeutung der christlichen Botschaft in der heutigen Leistungsgesellschaft aufzeigt. Und Lara Sabel widmet sich dem  Kirchenverständnis in Reformation und Gegenreformation.  Wie immer finden Sie auf unser Heftthema bezogene Literatur- und Medientipps in den entsprechenden Rubriken.  Wir hoffen, mit diesem Themenspektrum Ihnen Anregungen  wie Materialien zur Verfügung gestellt zu haben, die Ihren Religionsunterricht bereichern werden, nicht nur im Jubiläumsjahr 2017.  
In diesem Sinne grüßen herzlich  
Wofgang Michalke-Leicht und Clauß Peter Sajak		
Inhaltsverzeichnis
		Editorial 1
Theologische Perspektiven
Norbert Köster
Die Reformation ist Geschichte
Ein kritischer Blick auf die Reformation und das anstehende Gedenkjahr aus kirchengeschichtlicher Perspektive 4
Naciye Kamcili-Yildiz/Rainer Möller/Clauß Peter Sajak
Was kann man von Luther heute lernen?
Ein Dreigespräch 7
Ulrich Löffler
Solus Christus. Sola gratia. Sola scriptura. Sola fide
Theologische Kurzgrammatik des evangelischen Glaubens 12
Johanna Rahner
Selbstkorrektur von Kirche und Amt
Dauerbrenner der theologischen Kontroverse 16
Unterrichtspraxis
Tobias Voßhenrich
„Wie war das denn hier?“
Die Reformation in der Stadt – ein lokalgeschichtliches Fallbeispiel
(Jahrgänge 5 – 7) 20
Erhard Holze
Dr. Martinus und Frau Käthe
Eine Frauenbiografie als Zugang zur Reformation
(Jahrgänge 7/8) 26
Frederike Weißphal
Philipp Melanchthon
Ein kleiner Mann ganz groß
(Jahrgänge 9/10) 34
Heike Bosien
Luther in Ghana?
Reformation weltweit
(Jahrgänge 9/10) 40
Daniel Gaschick
Gerechtfertigt sein statt fertig sein
Was die Botschaft von der Rechtfertigung allein aus Gnade in der Leistungsgesellschaft leistet
(Jahrgänge 11/12) 46
Lara Sabel
Ekklesiologie im interkonfessionellen Vergleich
Das Kirchenverständnis aus evangelischer und katholischer Perspektive
(Jahrgang 12) 52
Unterbrechung
Irene Leicht
Exzentrisch leben
Von der Freiheit eines Christenmenschen 32
REZENSIONEN UND AV-MEDIENTIPPS 58
NACHRICHTEN DES BKRG 62
VORSCHAU 64