„Science flies you to the moon. Religion flies you into buildings“, so verkündet das T-Shirt auf dem Coverbild. Der Slogan bezieht sich auf den 11. September 2001, an dem islamische Fundamentalisten mit Flugzeugen die Türme des World  Trade Centers zum Einstürzen brachten und nahezu 3000  Menschen töteten. Religion gegen Wissenschaft auszuspielen,  so wie es der Spruch im Sinn hat, ist spätestens seit dem 19.  Jahrhundert gängige Praxis. Religionskritiker zeigen die (vermeintlichen) Gefahren, Verblendungen, Irrationalität und Begrenztheit von Religionen auf und stellen demgegenüber die  Objektivität, Rationalität und Funktionalität von Wissenschaft.  Mit Wissenschaft kommt man - in dieser Logik - nachweislich  auf den Mond. Dass man mit Religion in den Himmel kommt,  ist demgegenüber ein frommer Glaube.  
Seit dem 11. September sind Religionen wieder verstärkt in  der Öffentlichkeit sichtbar - vielfach im Zusammenhang mit  fundamentalistischen religiösen Tendenzen. Parallel dazu tritt  auch die Religionskritik vermehrt in den Öffentlichen Fokus  und religionskritische Bücher erobern in Scharen die Bestsellerlisten. Die vielfach unter „New Atheism“ zusammengefasste Entwicklung erweist sich vielfach schon auf den ersten Blick  als ein buntes Potpourri: Hierin finden sich kritische Auseinandersetzung mit religiösem Fanatismus, traditionelle Kirchenkritik, neurowissenschafiliche Abhandlungen über die  Entstehung des Glaubens, Religionskritik im Geiste Feuerbachs, Kritik am „Intelligent Design“ uvm. Auch die Orte und  Formen von Religionskritik sind vielfältig. Vom klassischen  philosophischen Sachbuch über den Roman und Film bis hin  zur Werbung und Fernsehtalkshows reicht das religionskritische Format. Entsprechend unterschiedlich - und vielfach erschreckend - ist das Niveau der Veröffentlichungen. Dennoch  ist weder die Theologie noch der Religionsunterricht gut beraten, die allgegenwärtige Religionskritik mit dem Hinweis auf  ihre vielfach verkürzte Argumentationsweise oder Unsachlichkeit zu ignorieren. Schülerinnen und Schüler begegnen in  ihrer Lebenswelt diesen mannigfaltigen religionskritischen  Äußerungen und haben einen religionspädagogischen Anspruch - und vielfach auch ein Interesse - sich hiermit differenziert und kritisch auseinanderzusetzen, um zu einem verantworteten Glauben und zu einer begründeten Religionskritik  zu finden. Und sie haben als mündige Gläubige auch ein  Recht darauf, die tiefer gehenden treffenden und bohrenden  religionskritischen Anfragen, die häufig im medialen Getöse  unterzugehen drohen, zu diskutieren.  
In diesem Sinne nimmt die aktuelle Ausgabe von RelliS die  Breite religionskritischer Phänomene in den Blick. Die Theoriebeiträge entfalten die Thematik aus biblischer sowie historischer Perspektive und blicken auf Phänomene der Gegenwartskultur ebenso wie auf die Debatten in angrenzenden  Wissenschaften.  
Die Praxisbeispiele beleuchten zwei unterschiedliche Ausrichtungen von Religionskritik. 
Zum einen werden Religionen  aus der Religion selbst heraus kritisiert. Einer so ausgerichteten internen Religionskritik geht es vielfach um die Reform  der eigenen Religion. So beleuchtet der Beitrag von Stefan  Bork aus historischer Sicht die Kirchenkritik der Täufer in  Münster. 
Monika Tautz geht innerislamischen Debatten um  eine angemessene Koranauslegung nach. In der „Unterbrechung“ von Stefan Gärtner wird Unmoral und Missbrauch in  der Kirche reflektiert. Zum anderen werden Religionen von  außen angefragt. Mit dieser externen Religionskritik beschäftigen sich die Unterrichtsbeispiele von Andrea Schnieder, die  das Kinderbuch „Susi Neunmalklug“ für den Religionsunterricht aufarbeitet, von Ian Woppowa, der neurowissenschaftlicher Kritik nachgeht, und von Georg Langenhorst, der Anfragen und Kritik in der zeitgenössischer Literatur untersucht.  Eine Verbindung von externer und interner Religionskritik  findet sich im Beitrag von Monika Rack. Sie diskutiert anhand  der prophetischen internen Kritik, inwiefern in der Popmusik  vergleichbare externe religionskritische Dimensionen zu finden sind.  
Religionskritik ist in den unteren Jahrgangsstufen systematisch zumeist noch kein Thema. Aus diesem inhaltlichen  Grund verzichtet die aktuelle Ausgabe ausnahmsweise auf  Praxisbeispiele für die Jahrgangsstufen 5 -7.  
Viele Ideen und Anregungen bei der Lektüre, die hoffentlich  Ihren Unterricht bereichern wird,
wünscht Ihnen 
Ihre  
Claudia Gärtner              		
Inhaltsverzeichnis
		Editorial 1
Theologische Perspektiven
Eckhard Nordhofen
Gott oder Götze
Biblische Aufklärung als Religions- und Medienkritik 4
Gregor Maria Hoff
Die Macht der Bilder
Religionskritik im Spiegel populärer Gegenwartskulturen 9
Claudia Gärtner
Religionskritik im Bild
Ein visueller Streifzug durch die Kirchengeschichte 12
Magnus Striet
Religionskritik
Varianten – Entgegnungen 16
Unterrichtspraxis
Monika Rack
Mensch, wo bist du?
Prophetische Kritik in populärer Musik
(Jahrgang 8/9) 20
Andrea Schnieder
„Ich erkläre Ihnen mal, wie das wirklich war ...“
Susi Neunmalklug – ein Buch für Besserwisser?
(Jahrgang 9) 26
Stefan Bork
Der Mönch aus Wittenberg und der König von Münster
Ein historischer Blick auf Kirchenkritik
(Jahrgang 9/10) 34
Georg Langenhorst
Einspruch im Namen Isaaks
Religionskritik in der Gegenwartsliteratur
(Jahrgang 11/12) 40
Jan Woppowa
Glaube, Geist, Gehirn
Die Rede von Gott vor dem Forum der Neurowissenschaften
(Jahrgang 11/12) 46
Monika Tautz
Einfach sind des Koran Worte
Koranauslegung als eine Form der (theologischen) Religionskritik?
(Jahrgang 11/12) 54
Unterbrechung
Stefan Gärtner
Unmoral und Missbrauch in der Kirche
Anlass für Kritik 32
REZENSIONEN UND AV-MEDIENTIPPS 60
VORSCHAU 64
						
Leseprobe
		Medien auf CD:
Theologische Perspektiven
Beitrag Claudia Gärtner
Bilder
Unterrichtspraxis
Beitrag Monika Rack
M 2: Prophetenallerlei
M 3: Übersicht über die Geschichte des Volkes Israel
M 4: Der Prophetismus im Alten Orient und in Israel
M 5: Berufung der Propheten Israels
M 7: Israel ist mit seinen Propheten nicht allein – ähnliche
Phänomene im Alten Orient
Bild
Beitrag Andrea Schnieder
M 1: Das erste Buch Mose (Genesis)
M 2: Informationen: „Mythos“
M 3: Informationen: Babylonisches Exil (598 – 539 v. Chr.)
M 4: Informationen: Weltbilder – wie Menschen sich die Welt „erklären“
M 5: Die Geschichte der Evolutionsforschung
M 6: Darwins Theorie von der Entstehung der Arten
M 7: Schöpfungsbericht und Darwins Evolutionstheorie
M 9: Evolution und Schöpfungsglaube
M 11: Eigene Überlegungen zum Video/zu den Protagonistendes Buches
M 12: Rezensionen zu „Susi Neunmalklug“
M 14: Die Bibel hat doch Recht: Kreationismus und „Intelligent Design“
Beitrag Stefan Bork
M 1: Anleitung Rollenspiel
M 2: Eine neue Verordnung
M 3: Andreas Laun: Autorität und Gehorsam in der Kirche
M 4: Julius Hübner (1806 – 1882): Die Disputation MartinLuthers mit Johannes Eck
M 5: Die Hintergründe der Reformation
M 6: Ein Reich – viele Stimmen (umfassendere Version)
M 7: Protokoll der Diskussion
M 9: Luthers Reaktion auf den Ablasshandel
M 10: Luthers vierfaches „allein“
M 11: Luthers 95 Thesen
M 12: Luther muss sich verteidigen
M 13: Martin Luther – Die Täufer von Münster
M 15: Das Täuferreich von Münster
M 16: Täufer und Evangelische
M 17: Leben in der Täuferstadt (umfassendere Version)
M 19: „Zu all dem also Ja und Amen sagen?“
M 20: Struktur des Unterrichtsvorhabens
Bild
Beitrag Georg Langenhorst
M 4: Friedrich Christian Delius: Von Gottesvergiftungen
M 5: Thomas Hürlimann: Ringen um Theodizee
M 6: Pascal Mercier: Ehrfurcht und Abscheu
Beitrag Jan Woppowa
M 3: Wo wohnt Gott?! Ein Streitgespräch
M 4: Das Problem des Reduktionismus
M 7: Position beziehen!
Klausurvorschlag
Bild
Beitrag Monika Tautz
M 6: Serdar Güneş: Konflikt der Hermeneutiken
M 7: Felix Körner: Rede, nicht Text – Ein Nachspann
M 8: Mouhanad Khorchide: Auf dem Weg zu einer humanis-
tischen Qur’ānhermeneutik
M 9: Klaus von Stosch: Replik – zur M. Khorchides Beitrag
„Auf dem Weg zu einer humanistischen Qur’ānhermeneutik“
M 10: Lamya Kaddor: Warum das islamische Kopftuch obsolet geworden ist
Bilder