Liebe Kolleginnen und Kollegen,  
von Martin Luther ist der Vers überliefert: „Wer sich die Musik  erkiest, hat ein himmlisch Werk gewonnen; denn ihr erster  Ursprung ist von dem Himmel selbst genommen, weil die lieben  Engelein selber Musikanten sein.“  
In der Tat eignet der Musik eine himmlische Dimension. Nicht  nur, dass sie Menschen und Völker unterschiedlichster Herkunft  und Situation verbindet. Musik ist zugleich der Königsweg der  religiösen Kommunikation. Keine Religion kommt ohne Musik  aus, und viele, sehr viele musikalische Werke haben religiösen  Charakter bzw thematisieren explizit oder implizit die Beziehungen der Menschen zur göttlichen Wirklichkeit. Eben darum  erschien uns das Titelbild unseres Hefts überaus geeignet: die  Darstellung der Engelsmusik zur Geburt Christi auf dem von  Matthias Grünewald in den Jahren 1506 bis 1515 geschaffenen  Isenheirner Altar, der im frisch renovierten Unterlindenmuseum  zu Colmar nun in neuer Pracht zu bestaunen ist.  
Es ist also mehr als naheliegend, dass RelliS sich der Musik annimmt und ihr bzw. ihrem Platz im Kontext des Religionsunterrichts ein eigenes Heft widmet. Doch sogleich stellen sich trotz  der genannten Evidenz Fragen ein, die es in sich haben, Stellt  der Einsatz oder die Thematisierung von Musik im Religionsunterricht nicht eine problematische Instrumentalisierung derselben dar? Und wird die Dignität der Musik dadurch nicht  reduziert, sodass sie lediglich quasi als Magd der Religionspädagogik erscheint?  Mit Blick auf die Schülerinnen und Schüler ist zu fragen, inwiefern der Einsatz aktueller oder populärer Musik in gewisser  Weise nicht doch übergriffig ist, da er in die ureigenste Domäne  der Kinder und Iugendlichen eindringt, die immer auch einen  Abgrenzungsanspruch gegenüber der Erwachsenenwelt formuliert. Und birgt der emotionale Charakter jeglicher Musik nicht  die Gefahr der Suggestion, dem sich die Schülerinnen und  Schüler nicht oder kaum entziehen können?  Beide Frageperspektiven werden ähnlich wie bei der Bilddidaktik achtsam und mit großer Sensibilität angeschaut und beantwortet werden müssen, bevor Musik im Religionsunterricht  „verwendet“ wird. Wenn das produktiv und verantwortungsvoll  geschieht, kann der religionspädagogische Zugang zur Musik  oder auf dem Weg über die Musik zu bedeutsamen Fragen und  Inhalten führen und vor allem ein Lernen mit allen Sinnen  ermöglichen. 
Die für diesen Rezeptionsprozess relevanten Aspekte werden in den theoretischen Beiträgen unseres Themenheftes von den ausgewiesenen Experten Clemens Leonhard,  Peter Bubmann, Arthur Thöınmes und Stefan Herok angesprochen.  Der Einsatz oder die Thematisierung von Musik im konkreten  Unterricht hat in aller Regel primär methodischen Charakter.  Deswegen haben wir bei der Zusammenstellung der unterrichtspraktischen Beiträge unseres Thernenheftes das vertraute  Konzept von RelliS ausnahmsweise verändert. Die den einzelnen Jahrgangsstufen zugeordneten Lernsequenzen folgen nicht  einem thematischen roten Faden. Vielmehr haben wir danach  geschaut, welche thematischen Vorgaben der Bildungsplane für  musikalische Zugänge geeignet sind. Zugleich haben wir die  Autorinnen und Autoren unseres Heftes gebeten, bei der  Konzeption der Lernsequenzen darauf zu achten, dass auch  musikalisch Nichtversierte mit dem Angebot etwas anfangen  können; wenngleich eine gewisse musikalische Affinität durchaus hiifreich ist.  
Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen, 
wir hoffen, dass unser  Themenheft mit seinen unterschiedlichen Beiträgen Sie anspricht und in Ihnen jene Wirldichkeit zum Klingen kommen  lässt, die in den Worten Martin Luthers vom Himmel selbst  kommt.  
In diesem Sinne grüßen herzlich
W. Michalke-Leicht und C.P. Sajak     		
Inhaltsverzeichnis
		Editorial 1
Theologische Perspektiven
Clemens Leonhard
Religiöse Musik und der Anfang des Christentums
Was macht Musik christlich? 4
Peter Bubmann
Klingende Freiheit
Religiöse Bildung und Musik 8
Arthur Thömmes
Populäre Musik im Religionsunterricht
Eine Fundgrube für jugendliche Sinnsucher 12
Stefan Herok
Vorsicht Intimitätsgrenzen!
Persönliche Erfahrungen mit Musik im Religionsunterricht 15
Unterrichtspraxis
Daniel Ladermann
Ein Hoch auf Gottes Schöpfung
Franziskus und die Natur
(Jahrgänge 5/6) 18
Rebecca Schall
Augen auf!
Ein Appell an die Menschheit
(Jahrgänge 8/9) 24
Klaus Depta
Hallelujah!
Begegnung mit Leonard Cohen
(Jahrgänge 8/9) 30
Arthur Thömmes
Pop-Exerzitien
Selbsterfahrungs- und Glaubenstage mithilfe populärer Musik
(Jahrgänge 9/10) 38
Claudia Klant
Zweifel – warum schweigt Gott?
Slam-Poetry als Zugang zur Theodizeefrage
(Jahrgänge 11/12) 41
Bruno Strnad
„Zeig uns durch deine Passion“
Der Hoheitstitel „Herr“ im Eingangschor der „Johannes-Passion“
(Jahrgänge 11/12) 50
Unterbrechung
Clauß Peter Sajak
Der Muezzin und die Friedensmesse
Gedanken zu Karl Jenkins’ Messkomposition „The Armed Man“ 32
REZENSIONEN UND AV-MEDIENTIPPS 58
NACHRICHTEN DES BKRG 62
VORSCHAU 64