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Basiswissen Autismus und komplexe Beeinträchtigungen
Basiswissen Autismus und komplexe Beeinträchtigungen




Georg Theunissen

Lambertus-Verlag
EAN: 9783784135441 (ISBN: 3-7841-3544-7)
376 Seiten, paperback, 15 x 21cm, September, 2022

EUR 27,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Das Buch befasst sich mit autistischen Personen mit (schweren) mehrfachen, sensorischen, kognitiven und psychischen Beeinträchtigungen und nicht nur - wie in der Fachliteratur der letzten Jahre häufig üblich - sogenannten hochfunktionalen oder Asperger Autistinnen. So sollen alle Personen aus dem Autismus-Spektrum davon profitieren können. Das Lehrbuch für die Heilerziehungspflege und Heilpädagogik ist mit kleinen, zwischengeschalteten Textblöcken zu pädagogischen Hinweisen oder Tipps sowie Beispielen aus der Praxis gestaltet. Dies lockert das Buch auf und macht es leicht zugänglich. Zugleich ist es in verständlicher Sprache verfasst, die oft bei Fachbüchern vermisst wird.

Prof. Dr. Georg Theunissen, Diplom-Pädagoge und Heilpädagoge, Ordinarius für Geistigbehindertenpädagogik am Institut für Rehabilitationspädagogik an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (i.R.).
Rezension
Nach dem Erscheinen im Juni 2021 liegt dieses Lehrbuch zu Autismus und komplexen Beinträchtigungen für die Heilpädagogik hiermit bereits in 2. Auf. 2022 vor. Autismus stellt eine tiefgreifende Entwicklungsstörung dar, die bereits deutlich vor dem 3. Lebensjahr beginnt. Menschen mit autistischer Persönlichkeits-Störung haben kommunikative und soziale Probleme im Umgang mit anderen Menschen; sie sind zu sehr auf sich selbst fixiert (griech.: autos – selbst). Hauptkennzeichen des frühkindlichen Autismus sind die extreme Abkapselung autistischer Kinder von der menschlichen Umgebung, repetitive und stereotype Verhaltensmuster sowie ihre panische Angst vor Veränderungen ihrer Umwelt. Sie finden schwer Zugang zu anderen Menschen. Die Beeinträchtigung der verbalen und nonverbalen Kommunikation sowie der sozialen Interaktion bleiben auch im Jugend- und Erwachsenenalter bestehen. Selbstauskünfte und insbesondere Befunde und Theorien, die aus Untersuchungen mit autistischen Personen ohne Intelligenzbeeinträchtigung hervorgegangen sind, dürfen nicht unreflektiert rezipiert werden und auf den gesamten Personenkreis der Autist*innen verallgemeinert werden. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt wird 31% bis 42% aller autistischen Personen eine unterdurchschnittliche Intelligenz im Sinne einer sogenannten „geistigen Behinderung“ (Intelligenzquotient unter 70) nachgesagt, und etwa 8 % bis 39 % aller Personen, die als „geistig behindert“ bezeichnet werden, gelten zugleich als „autistisch“. Es scheint für die Autismusforschung einfacher und attraktiver zu sein, mit sprachbegabten und (hoch-)intelligenten Autist*innen zusammenzuarbeiten, als mit autistischen Personen, die sich kaum oder nicht sprachlich äußern können, intellektuelle Beeinträchtigungen zeigen und schwerer zugänglich sind. In diesem Buch geht es deshalb besonders um autistische Personen mit Lernschwierigkeiten und komplexen Beeinträchtigungen.

Thomas Bernhard für lehrerbibliothek.de
Inhaltsverzeichnis
Vorwort zur zweiten Auflage 9

Kapitel I
Einführung zum Verständnis der Leitbegriffe 13


Autismus 13

Zur Klassifikation von Autismus nach DSM-5 und ICD-11 14
Autismus aus der Betroffenensicht 21

Komplexe Beeinträchtigungen 33

Zum Begriff der „geistigen Behinderung“ 34
Zur Klassifikation von „Intellektueller Entwicklungsstörung/Intelligenzminderung” nach DSM-5 und ICD-10/ ICD-11 36
Zum Behinderungsverständnis nach ICF 40

Autismus und komplexe Beeinträchtigungen 42

Ursachen und neurobiologische Erkenntnisse 43
Intelligenz und Auswirkungen 51
Zur Frage der primären Behinderung 57

Kapitel II
Spezielle Besonderheiten und Begleiterscheinungen 69


Hyperlexie 71

Wahrnehmungsbezogenes Denken bei autistischen Kindern 71
Wahrnehmungsbezogene Interessen und Verhaltensweisen 72
Begriffsbestimmung und Verständnis von Hyperlexie 72
Außergewöhnliche Begabungen und Hyperlexie-ähnliche Fähigkeiten 74
Neurowissenschaftliche Annahmen 75
Atypische Entwicklungsprozesse bei autistischen Kindern 76
Konsequenzen für die pädagogische Praxis 77
Beispiele an Förder- und Unterstützungsangeboten 80

Sensorische Besonderheiten 88

Vier sensorische Problembereiche 88
Diskussion und Folgerungen für die pädagogische Praxis 92

Sinnesbehinderungen im Hören und Sehen 95

Forschungsbedarf, diagnostische Probleme und Prävalenz 96
Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Autismus und Sinnesbehinderungen 100
Konsequenzen für die pädagogische Praxis 111

Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Syndrom (ADHS) 122

ADHS aus klinischer Sicht 122
ADHS aus der Betroffenensicht 125
Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen ADHS und Autismus 126
Konsequenzen für die Praxis 138

Stress und Krisen 142

Vulnerabilität und stresshafte Situationen (Stressoren) 142
Stressreaktionen 144
Krisen 147
Resilienz und Ressourcen 149
Konsequenzen für die Praxis 151
Schlussbemerkung: Nach der Krise 160

Herausfordernde Verhaltensweisen (Verhaltensauffälligkeiten) 160

Abgrenzung zu psychischen Störungen 163
Herausforderndes Verhalten bei Autismus 164
Positive Verhaltensunterstützung (PVU) 167
Zur ersten Präventions- und Interventionsstufe 168
Zur zweiten Präventions- und Interventionsstufe 173
Zur dritten Präventions- und Interventionsstufe 174
Schlussbemerkung 179

Psychische Begleitstörungen 181

Angststörungen 184
Depressive Störungen (bipolare affektive Störungen) 188
Essstörungen 192
Schizophrenie/psychotische Störungen 197
Schlafstörungen 199
Zwangsstörungen 201

Persönlichkeitsstörungen 202

Klassifikation 204
Häufigkeit 205
Erscheinungsformen und Besonderheiten bei Autismus 207
Konsequenzen für die Praxis 212

Traumata und Traumatisierung 215

Ausgangspunkt: Traumatisierungen bei Personen aus dem Autismus-Spektrum 215
Traumatische oder traumatisierende Ereignisse 217
Traumatische Erfahrungen 220
Traumareaktionen und Folgeerscheinungen 222
Erkennen einer Traumatisierung 225
Folgerungen für die pädagogische Praxis 227
Schlussbemerkung 237

Epilepsie 238

Zu den Ursachen 239
Zu Erscheinungsbildern, Symptomen und Verläufen 239
Zur medizinischen Therapie 243
Zu pädagogischen Hilfen 245

Altern und schwere neurokognitive Störungen (Demenzen) 248

Autismus und Lebenserwartung 248
Altern mit Autismus 250
Zu Erkrankungen und Verhaltensbesonderheiten im Alter 254
Schwere neurokognitive Störungen (Demenzen) 255
Vorschläge zur Diagnostik 261
Zur Leitperspektive der Lebensqualität 262
Konsequenzen für die pädagogische Praxis 265
Schlussbemerkung 274

Kapitel III
Arbeitsfelder und pädagogische Hilfen 278


Geschichte, Entwicklung und Schwerpunkte der Arbeitsfelder 278
Arbeitsfeld Frühförderung und Autismus-Zentrum 284
Arbeitsfeld Vorschulische Kindertageseinrichtung 291
Arbeitsfeld Schule 294
Arbeitsfeld berufliche Ausbildung und Teilhabe am Arbeitsleben 307
Arbeitsfeld Wohnen 323

Pädagogische Hilfen 345

Evidenzbasierte Praxis 346
Zur Einschätzung pädagogisch relevanter Förder- und Unterstützungsangebote 349

Anhang 358

Syndromaler Autismus und klinische Bilder 358
Angelman-Syndrom 358
Cornelia-de-Lange-Syndrom 359
Down-Syndrom 360
Duchenne/Becker muskuläre Dystrophie 361
Fetales Valproinsäure-Syndrom (Dysmorphie-Syndrom) 362
Fragiles-X-Syndrom 363
Klinefelter-Syndrom 364
Prader-Willi-Syndrom 365
Phelan-McDermid Syndrom (PMS) 366
Rett-Syndrom 367
Sanfilippo-Syndrom 369
Smith-Lemli-Opitz-Syndrom 369
Smith-Magenis-Syndrom 370
Tuberöse Sklerose (Bourneville-Pringle-Syndrom) 372
Williams-Beuren-Syndrom 373

Literatur 375
Der Autor 376
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