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Basiswissen Autismus und komplexe Beeinträchtigungen Lehrbuch für die Heilerziehungspflege, Heilpädagogik und (Geistig-)Behindertenhilfe
Basiswissen Autismus und komplexe Beeinträchtigungen
Lehrbuch für die Heilerziehungspflege, Heilpädagogik und (Geistig-)Behindertenhilfe




Georg Theunissen

Lambertus-Verlag
EAN: 9783784133522 (ISBN: 3-7841-3352-5)
375 Seiten, paperback, 15 x 21cm, Juni, 2021

EUR 26,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Das Buch befasst sich mit autistischen Personen mit (schweren) mehrfachen, sensorischen, kognitiven und psychischen Beeinträchtigungen und nicht nur - wie in der Fachliteratur der letzten Jahre häufig üblich - sogenannten hochfunktionalen oder Asperger Autistinnen. So sollen alle Personen aus dem Autismus-Spektrum davon profitieren können. Das Lehrbuch für die Heilerziehungspflege und Heilpädagogik ist mit kleinen, zwischengeschalteten Textblöcken zu pädagogischen Hinweisen oder Tipps sowie Beispielen aus der Praxis gestaltet. Dies lockert das Buch auf und macht es leicht zugänglich. Zugleich ist es in verständlicher Sprache verfasst, die oft bei Fachbüchern vermisst wird.

Prof. Dr. Georg Theunissen, Diplom-Pädagoge und Heilpädagoge, Ordinarius für Geistigbehindertenpädagogik am Institut für Rehabilitationspädagogik an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (i.R.).
Rezension
Autismus stellt eine tiefgreifende Entwicklungsstörung dar, die bereits deutlich vor dem 3. Lebensjahr beginnt. Menschen mit autistischer Persönlichkeits-Störung haben kommunikative und soziale Probleme im Umgang mit anderen Menschen; sie sind zu sehr auf sich selbst fixiert (griech.: autos – selbst). Hauptkennzeichen des frühkindlichen Autismus sind die extreme Abkapselung autistischer Kinder von der menschlichen Umgebung, repetitive und stereotype Verhaltensmuster sowie ihre panische Angst vor Veränderungen ihrer Umwelt. Sie finden schwer Zugang zu anderen Menschen. Die Beeinträchtigung der verbalen und nonverbalen Kommunikation sowie der sozialen Interaktion bleiben auch im Jugend- und Erwachsenenalter bestehen. Selbstauskünfte und insbesondere Befunde und Theorien, die aus Untersuchungen mit autistischen Personen ohne Intelligenzbeeinträchtigung hervorgegangen sind, dürfen nicht unreflektiert rezipiert werden und auf den gesamten Personenkreis der Autist*innen verallgemeinert werden. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt wird 31% bis 42% aller autistischen Personen eine unterdurchschnittliche Intelligenz im Sinne einer sogenannten „geistigen Behinderung“ (Intelligenzquotient unter 70) nachgesagt, und etwa 8 % bis 39 % aller Personen, die als „geistig behindert“ bezeichnet werden, gelten zugleich als „autistisch“. Es scheint für die Autismusforschung einfacher und attraktiver zu sein, mit sprachbegabten und (hoch-)intelligenten Autist*innen zusammenzuarbeiten, als mit autistischen Personen, die sich kaum oder nicht sprachlich äußern können, intellektuelle Beeinträchtigungen zeigen und schwerer zugänglich sind. In diesem Buch geht es deshalb besonders um autistische Personen mit Lernschwierigkeiten und komplexen Beeinträchtigungen.

Thomas Bernhard für lehrerbibliothek.de
Inhaltsverzeichnis
Vorwort 9

Kapitel I
Einführung zum Verständnis der Leitbegriffe 13


Autismus 13

Zur Klassifikation von Autismus nach DSM-5 und ICD-11 14
Autismus aus der Betroffenensicht 21

Komplexe Beeinträchtigungen 33

Zum Begriff der „geistigen Behinderung“ 34
Zur Klassifikation von „Intellektueller Entwicklungsstörung/Intelligenzminderung” nach DSM-5 und ICD-10/ ICD-11 36
Zum Behinderungsverständnis nach ICF 40

Autismus und komplexe Beeinträchtigungen 42

Ursachen und neurobiologische Erkenntnisse 43
Intelligenz und Auswirkungen 51
Zur Frage der primären Behinderung 57

Kapitel II
Spezielle Besonderheiten und Begleiterscheinungen 69


Hyperlexie 71

Wahrnehmungsbezogenes Denken bei autistischen Kindern 71
Wahrnehmungsbezogene Interessen und Verhaltensweisen 72
Begriffsbestimmung und Verständnis von Hyperlexie 72
Außergewöhnliche Begabungen und Hyperlexie-ähnliche Fähigkeiten 74
Neurowissenschaftliche Annahmen 75
Atypische Entwicklungsprozesse bei autistischen Kindern 76
Konsequenzen für die pädagogische Praxis 77
Beispiele an Förder- und Unterstützungsangeboten 80

Sensorische Besonderheiten 88

Vier sensorische Problembereiche 88
Diskussion und Folgerungen für die pädagogische Praxis 92

Sinnesbehinderungen im Hören und Sehen 95

Forschungsbedarf, diagnostische Probleme und Prävalenz 96
Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Autismus und Sinnesbehinderungen 100
Konsequenzen für die pädagogische Praxis 111

Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Syndrom (ADHS) 122

ADHS aus klinischer Sicht 122
ADHS aus der Betroffenensicht 125
Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen ADHS und Autismus 126
Konsequenzen für die Praxis 138

Stress und Krisen 142

Vulnerabilität und stresshafte Situationen (Stressoren) 142
Stressreaktionen 144
Krisen 147
Resilienz und Ressourcen 149
Konsequenzen für die Praxis 151
Schlussbemerkung: Nach der Krise 160

Herausfordernde Verhaltensweisen (Verhaltensauffälligkeiten) 160

Abgrenzung zu psychischen Störungen 163
Herausforderndes Verhalten bei Autismus 164
Positive Verhaltensunterstützung (PVU) 167
Zur ersten Präventions- und Interventionsstufe 168
Zur zweiten Präventions- und Interventionsstufe 173
Zur dritten Präventions- und Interventionsstufe 174
Schlussbemerkung 179

Psychische Begleitstörungen 181

Angststörungen 184
Depressive Störungen (bipolare affektive Störungen) 188
Essstörungen 192
Schizophrenie/psychotische Störungen 197
Schlafstörungen 199
Zwangsstörungen 201

Persönlichkeitsstörungen 202

Klassifikation 204
Häufigkeit 205
Erscheinungsformen und Besonderheiten bei Autismus 207
Konsequenzen für die Praxis 211

Traumata und Traumatisierung 214

Ausgangspunkt: Traumatisierungen bei Personen aus dem Autismus-Spektrum 214
Traumatische oder traumatisierende Ereignisse 216
Traumatische Erfahrungen 219
Traumareaktionen und Folgeerscheinungen 221
Erkennen einer Traumatisierung 224
Folgerungen für die pädagogische Praxis 226
Schlussbemerkung 235

Epilepsie 237

Zu den Ursachen 238
Zu Erscheinungsbildern, Symptomen und Verläufen 238
Zur medizinischen Therapie 242
Zu pädagogischen Hilfen 244

Altern und schwere neurokognitive Störungen (Demenzen)247

Autismus und Lebenserwartung 247
Altern mit Autismus 249
Zu Erkrankungen und Verhaltensbesonderheiten im Alter 253
Schwere neurokognitive Störungen (Demenzen) 254
Vorschläge zur Diagnostik 260
Zur Leitperspektive der Lebensqualität 261
Konsequenzen für die pädagogische Praxis 264
Schlussbemerkung 273

Kapitel III
Arbeitsfelder und pädagogische Hilfen 277


Geschichte, Entwicklung und Schwerpunkte der Arbeitsfelder 277
Arbeitsfeld Frühförderung und Autismus-Zentrum 283
Arbeitsfeld Vorschulische Kindertageseinrichtung 290
Arbeitsfeld Schule 293
Arbeitsfeld berufliche Ausbildung und Teilhabe am Arbeitsleben 306
Arbeitsfeld Wohnen 322

Pädagogische Hilfen 344

Evidenzbasierte Praxis 345
Zur Einschätzung pädagogisch relevanter Förder- und Unterstützungsangebote 348

Anhang 357

Syndromaler Autismus und klinische Bilder 357
Angelman-Syndrom 357
Cornelia-de-Lange-Syndrom 358
Down-Syndrom 359
Duchenne/Becker muskuläre Dystrophie 360
Fetales Valproinsäure-Syndrom (Dysmorphie-Syndrom) 361
Fragiles-X-Syndrom 362
Klinefelter-Syndrom 363
Prader-Willi-Syndrom 364
Phelan-McDermid Syndrom (PMS)365
Rett-Syndrom 366
Sanfilippo-Syndrom 368
Smith-Lemli-Opitz-Syndrom 368
Smith-Magenis-Syndrom 369
Tuberöse Sklerose (Bourneville-Pringle-Syndrom) 370
Williams-Beuren-Syndrom 372

Literatur 374
Der Autor 375