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Autismus - über vernachlässigte Themen Beiträge aus der Innen- und Außensicht
Autismus - über vernachlässigte Themen
Beiträge aus der Innen- und Außensicht




Imke Heuer, Hajo Seng, Georg Theunissen

Lambertus-Verlag
EAN: 9783784136950 (ISBN: 3-7841-3695-8)
228 Seiten, paperback, 15 x 21cm, Dezember, 2024

EUR 29,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Die meisten Arbeiten aus Forschung und Praxis betrachten Autismus defizitorientiert und zielen auf eine Anpassung des Autistischen an eine mehrheitlich nichtautistische Umwelt, was insbesondere von autistischen Menschen zunehmend kritisch gesehen wird. Es gibt bisher wenige Beiträge zur Verbesserung von Lebensqualität und Lebenszufriedenheit autistischer Menschen sowie alternative Empfehlungen für die Praxis.

Das Buch greift Themen auf, die sich aus autobiografischen Beiträgen ergeben sowie solche, die in Forschung und Praxis bisher unzureichend bearbeitet wurden: Denkstile, Gender, Identität, Dyspraxie, Ich und Un(ter)bewusstes bei autistischen Menschen sowie Autismusdiagnose und Selbstbild. Auch wird auf die Kontroversen um die Theorie der sozialen Motivation zum Verständnis sozialer Defizite autistischer Menschen eingegangen.

Das Buch möchte eine Informations- und Diskussionslücke schließen - wohl wissend, dass es noch viele weitere unbeantwortete Fragen gibt, die einer Klärung bedürfen.

Dr. Imke Heuer, Studium der Literatur- und Kulturwissenschaften und Geschichte, Promotion in English and Related Literature. Engagement in der Selbstvertretung autistischer Menschen, u. a. bei autSocial e. V und Aspies e. V.

Dr. Hajo Seng, Diplom-Mathematiker, Promotion in Rehabilitationspädagogik, seit 2003 aktiv in der Selbsthilfe autistischer Menschen, u. a. in der Entwicklung von Potenzialen autistischer Menschen und der Erforschung autistischer Denkstile.

Prof. em. Dr. Georg Theunissen, Dipl-Päd., Heil- u. Sonderpädagoge, Ordinarius für Geistigbehindertenpädagogik und Pädagogik bei Autismus an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Gründer des 1. Lehrstuhls für Pädagogik bei Autismus im deutschsprachigen Raum.
Rezension
Das gesellschaftliche, wissenschaftliche und pädagogisch-schulische Interesse an dem Thema Autismus-Spektrum-Störungen ist groß; seit den 1990er-Jahren ist das Thema Autismus auch stark in den Medien präsent und erweckt großes öffentliches Interesse. Etymologisch leitet sich Autismus von griech. autós ab: selbst. Autisten sind selbstbezogene Menschen, die sich von der Außenwelt absondern, in ihren eigenen Vorstellungswelten leben und sozial eher wenig Kontakte knüpfen. Autistische Störungen stellen insofern einen besonderen Hemmschuh in der kindlichen Entwicklung dar. Der hier anzuzeigende Band aber will der üblichen Defizit-Orientierung in der Darstellung von Autismus entgegentreten und bringt dazu insbesondere Beiträge aus der Innenperspektive, also autobiographischen Beiträgen von Autisten, die aus ihrer Innensicht (vgl. Untertitel) einen anderen Blick auf Autismus werfen und dabei auch vernächlässigte Themen (Titel) in den Mittelpunkt rücken: Denkstile, Gender, Identität, Dyspraxie, Ich und Un(ter)bewusstes bei autistischen Menschen sowie Autismusdiagnose und Selbstbild. In Deutschland ist dieser Dialog von traditionell Forschenden und Expert:innen aus eigener Erfahrung noch vergleichsweise neu. Den meisten Arbeiten aus dem Lager der akademischen Autismusforschung liegt nach wie vor ein traditionelles medizinisches Modell zugrunde, das Autismus klar defizitorientiert beschreibt. Eine Diagnose wird folglich nur bei einem entsprechenden ‚Krankheitswert‘ gestellt. Es finden sic nur wenige Beiträge jenseits einer herkömmlichen Defizitorientierung und klinischen Sicht, die alternative Auffassungen über Autismus in Betracht ziehen, die z. B. das autistische Sein würdigen, sich auf die sogenannte ursprünglich von autistischen Menschen selbst erstellte Neurodiversitätshypothese, eine atypische Entwicklung autistischer Menschen oder die Zielperspektive ‚Leben mit Autismus‘ einlassen.

Thomas Bernhard für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Rezensionen:
"Dieses Buch bietet nicht nur wertvolle Informationen, sondern gibt auch autistischen Menschen eine Stimme. Es ist eine Einladung, Autismus ausneuen Blickwinkeln zu betrachten und Ansätze zu entwickeln, die das Leben der Betroffenen verbessern, ohne ihre Individualität zu unterdrücken. Mitseinen vielfältigen Themen und kritischen Reflexionen ist es ein wichtiger Beitrag für Fachkräfte, Angehörige und autistische Menschen selbst." aus: https://bibliomaniacs.de/autismus-ueber-vernachlaessigte-themen
Inhaltsverzeichnis
Vorwort 7

1 Autismus und Denkstile 12
Hajo Seng

2 Autismus, Sexualität und Gender 42
Hajo Seng

3 Viel mehr als nur Ungeschicklichkeit –
Motorische Auffälligkeiten im Kontext von Autismus und Neurodiversität 64
Imke Heuer

4 Autismus und Identität 79
Georg Theunissen

5 Kontroversen um die Theorie der sozialen Motivation zum Verständnis sozialer Defizite autistischer Menschen 103
Georg Theunissen

6 Diagnose und Selbstbild – Autistische Menschen zwischen Empowerment und Stigma 154
Imke Heuer, autSocial e. V.

7 Von Ressourcen ausgehen: Anregungen für die Praxis in pädagogischen Arbeitsfeldern 166
Georg Theunissen, Hajo Seng, Imke Heuer


Literatur 197

Die Autor:innen 221
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