Zeitschrift für Pädagogik und Theologie

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1999

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Zeitschrift für Pädagogik und Theologie 4/2002 - Die Literatur, das Lesen und die Religion

Zeitschrift für Pädagogik und Theologie 4/2002
Der Evangelische Erzieher

Die Literatur, das Lesen und die Religion



 
Diesterweg - Verlagswebsite besuchen
ISSN 1437-7160

2002
80 Seiten, geheftet, 16 x 23 cm
 
10.00 Euro
 

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Editorial

Wie die Literatur, das verstehende Lesen und die Religion sich aus dem Wege gehen, sich treffen, stören und gegenseitig begeistern, davon handelt dieses Heft. Angestoßenvon der PISA-Studie und ihren Auslegungen geht Christoph Bizer auf der Spur des verstehenden Lesens in der christlichen Religionspädagogik zurück bis zu ihren bewegenden Anfängen; er entdeckt im Spiegel der biblischen Geschichte'vom lesekundigen Kämmerer, dem ein religionspädagogischer (Beg)Leiter zum Verstehen des Gelesenen fehlte, überraschend Gegenwärtiges. Mit der Trennungsgeschichte zwischen Theologie
und Literaturwissenschaft im Kopf interpretiert Johannes Anderegg zwei Gedichte, die " doppelt lesbar" sind, theologisch und literaturwissenschaftlich; sie stammen aus der Zeit vor und während der Aufklärung; das eine (von Andreas Gryphius) kommt mit explizit religiösem Inhalt daher, das andere (von Berthold Heinr ich Brocke) säkular, aber mit religiösen Konnotationen; an diesen beiden Texten zeigt der Schweizer Literaturwissenschaftler die eigenen fachspezifischen Auslegungsmethoden und relativiert in ihrem Gegenüber die theologische Exegese, wie er sie kennen gelernt hat. In die Gegenwart der deutschen Literatur führt dann Hans Werner Dannowski; er kann sich dabei auf die kürzlich erschienene "Kurze Geschichte der deutschen Literatur" von Heinz Schlaffer stützen und verweist - ihm folgend - auf die kirchliche Prägung der meisten Nachkriegsautor/inn/en; viele stammen aus Pfarrhäusern oder deutlich katholischem Milieu; dies erkläre die eigenartige Verbindung aus literarischer Nutzung religiöser Motive und Kirchenkritik; Dannowski macht darüber hinaus auf die konfessionellen Unterschiede aufmerksam - ein interessanter Impuls zur differenzierenden Analyse innerhalb ökumenischer Überlegungen. Jürgen Henkys schaut mit hymnologisch geschärftem Blick ins Spätwerk Erich Strittmatters und findet eine Fülle von Kirchenlied-Reflexen gerade an den emotional bedeutsamen Stellen der Romane, Tagebücher und Aufzeichnungen aus den Jahren 1973 bis 1994; auch damit ist eine Forschungsaufgabe im Schnittbereich zwischen Literaturwissenschaft und Theologie
freigelegt: Henkys stellt dazu die religionspädagogische Frage, was dies für das zukünftige Lernen und Lehren von Religion zu bedeuten habe. Wie biblische Motive in der zeitgenössischen Literatur rezipiert werden, war die Ausgangsfrage der Studentin Claudia Welz. Sie nahm sich dafür das religionspädagogisch oft benutzte Gedicht "Abel steh auf' von Hilde Domin vor, ermittelte Interpretationen aus dem Kreis ihrer Komiliton/inn/en und sprach mit der Autorin darüber; eine nicht ganz neue, aber konkret immer wieder spannende Erkenntnis wuchs dabei: "Dichtung erneuert sich mit jedem Leser ... sogar für den Autor". Mit dem Nachdenken darüber, was denn heutzutage als religiöses Kinderbuch zu benennen sei, kommt Philipp Wegenast zu einer instruktiven Sichtung und Unterscheidung des verfügbaren Buchbestandes und weist auf die sorgfältige Begleitung des Lesen-Lernens im Sinne der Selbstvergewisserung der Kinder. In welcher Weise und ob überhaupt Religionspädagogik und Literaturdidaktik sich gegenseitig brauchen, fragen kurz, positionell und diskutabel Birgit Zweigle, Michaela Hackenberg-Groll und Norbert Heinze. Damit ist ein weiter theoretischer Erwartungshorizont gespannt für die beiden Praxisbeiträge: Sinn und Unsinn erkennt Albrecht Willert in der zurzeit gepriesenen Ganzschriftlektüre im Religionsunterricht; aus eigener Schulerfahrung und Unterrichtsbeobachtung in Nordrhein-Westfalen entwickelt er Ratschläge zu einer moderaten Auswahl bzw. Nutzung geeigneter Werke und warnt vor ihrer Funktionalisierung; an einer konkreten Halbjahresplanung für einen Leistungskurs zum Thema Ethik (mit fünf Wochenstunden) zeigt er dann, wie Ganztexte neben den üblichen Ausschnitten in den Unterricht wirksam integriert werden können. Unter ganz anderen unterrichtlichen Bedingungen - im einstündigen Religionsunterricht der neunten Jahrgangsstufe in Halle-Südstadt - konnte Sylvia Hügel als Deutsch- und Religionslehrerin das Rezeptionsverhalten ihrer Schüler/innen bei der Lektüre der Bergpredigt beobachten; was sie beschreibt, sieht zunächst aus, als sei es ein spezifisches Problem ostdeutscher Schulen, doch bald zeigt sich darin die allgemeine religionspädagogische Erkenntnis: Religion und Literatur kommen nur unter großen Schwierigkeiten und nicht ohne authentisch (beg)leitendes Lesen-Lehren miteinander ins Spiel.

Im Brennpunkt steht diesmal Erik Erikson, dessen hundertster Geburtstag am 12. Juni 2002 gefeiert wurde; Friedrich Schweitzer nähert sich ihm biografisch, religionspädagogisch, systematisierend und vorausschauend.

Als besonderes Buch stellt Christoph Bizer Dorothea Bährs "Zwischenräume" vor, eine Dissertation zur "ästhetischen Praxis in der Rellgionspädagogik".

Frauke Büchner/Dietrich Zilleßen

Inhaltsverzeichnis

Im Brennpunkt

Friedrich Schweitzer
Erikson als Klassiker der Religionspädagogik?


Thema: Die Literatur, das Lesen und die Religion

Christoph Bizer
"Verstehst du, was du liesest?"
Lesekompetenz in PISA und ...

Johannes Anderegg
Schöpfung und Zyklik

Hans Werner Dannowski
«Lebenslänglich im Beichtstuhl".
Beobachtungen zur religiösen Ambivalenz ...

Jürgen Henkys
Alter, Kindheit und Gesangbuch.
Kirchenliedreflexe im Spätwerk von Erwin Strittmatter

Claudia Welz
Hilde Domin im Gespräch über ihr Gedicht "Abel steh auf"

Philipp Wegenast
Wie kommt die Religion ins Kinderbuch und wie wieder heraus?


Zur Diskussion

Birgit Zweigle
Braucht Religionspädagogik eine eigene Literaturdidaktik?

Michaela Hockenberg-Groll
Braucht das Schulfach Deutsch die Religionspädagogik?

Norbert Heinze
Braucht der Deutschunterricht eine Religionsdidaktik?


Aus der Praxis für die Praxis

Albrecht Willert
Lektüre von Ganzschriften im Religionsunterricht

Sylvia Hügel
Die Bergpredigt als Lesestoff im 9.Schuljahr


Das besondere Buch

Christoph Bizer
bespricht Dorothea Bähr, Zwischenräume.
Ästhetische Praxis in der Religionspädagogik