"Wenn Engel uns beflügeln" - der Titel und die Idee zu diesem Heft stammt von meinem Freund und Lehrer Henning Schröer. In der Herausgeberkonferenz wurde entschieden, dass wir dieses Thema vorbereiten und das Heft edieren sollten. Geplant haben wir gemeinsam, das Editorial muss ich nach seinem Tod nun alleine schreiben. Und dies fällt mir schwer. Eine Notiz nur, bevor ich zur Einleitung der hier versammelten Texte übergehe. Dieses Heft ist für mich nur vollständig im Bewusstsein der mit ihm verbundenen Lücke. Henning Schröer selbst wollte zu diesem Thema, das ihm gerade nach dem allseits bekannten Engel-Boom von seiner Substanz her theologisch wichtig erschien, einen Beitrag verfassen. Dieser fehlt. Er sollte den Titel tragen "Wie steht es mit dem Schutzengel?". Die Lücke begleitet das Sichtbare.
Das Thema eröffnet biblisch - mit einem Beitrag zu Motiven in der Hebräischen Bibel und mit einer eher neutestamentlich akzentuierten Interpretation. Die Überlegungen von Rüdiger Lux münden in die Funktionsbestimmung des Engels beim Propheten Sacharja als "angelus interpres" - der Engel als Hermeneut. Martin Leutzsch entfaltet in seiner gesamtbiblischen Kennzeichnung von Engeln ein ganzes Spektr-um von Eigenheiten jeweiliger Kontexte: von der "Rettung" bis zum "Gotteslob". Gerhard Begrich bietet auch gerade den praxisorientierten Leserinnen und Lesern einen pointierten Durchgang durch die breitgefächerte "Engel"-Literatur der vergangenen Jahre - eine literarische Bilanz. "Engel" - einmal mit fremden Augen betrachtet - ist das Thema des philosophischen Zugangs von Karsten Kenklies. Dionysios Areopagita, Thomas von Aquin, Immanuel Kant und Gustav T. Fechner sind nicht nur historisch, sondern auch systematisch aufschlussreiche "Verarbeitungen" des Symbols "Engel".
Die "Impulse für die Praxis" beschäftigen sich mit Sichtbarem und Hörbarem unserer Gegenwartskultur. Inge Kirsner fragt nach dem "Film als Stätte der Engel" und dokumentiert die Vielfalt der Engel-Rezeption in diesem Medium. Harald SchroeterWittke und Gotthard Fer-mor dokumentieren auf dem Feld der Musik Kontinuität und Wandel zugleich. Es gibt eine Kontinuität in der Aufnahme des "Engel"-Symbols in der Musik, die Ausdrucksformen von Bach bis Patti Smith sind Wandlungen unterworfen - ein spannendes Panorama zum "Sound der Engel". Ein Farbtupfer aus der Praxis beschließt den Thementeil. Im Rahmen der religionspädagogischen Ausbildung an der Fachhochschule Ludwigsburg entstanden die Beobachtungen, die Norbert Collmar, Franziska Mayer und Karin Remmele zu "Engel der Klasse 4" gemacht haben.
Eröffnet wird das Heft "Im Brennpunkt" mit einer Rückfrage von Dietrich Zilleßen eine Rückfrage, die die kulturpolitische Debatte nach dem "11. September" kritisch analysiert. In der Rubrik "Das besondere Buch" widmet sich Klaus Wegenast der "Einführung in die Glaubenslehre" von Peter Biehl und Friedrich Johannsen. Soweit das Sichtbare.
Am Ende des Editorials bleibt noch einmal anders und neu in aller unverarbeiteten Traurigkeit eines: eine Lücke.
Danke
Ralf Koerrenz
Inhaltsverzeichnis
im Brennpunkt
231 Dietrich Zilleßen
Doppelte Religion. Aufräumen nach dem 11. September?
Thema: Wenn Engel uns beflügeln
235 Rüdiger Lux
Der Deuteengel und der Prophet.
Biblisch-hermeneutische Aspekte der Angelogogie
242 Martin Leutzsch
Eine rettende Beziehung.
Biblische Hinweise auf die Wirksamkeit der Boten Gottes
260 Gerhard Begrich
Vom Himmel auf die Erden - "Bilanz der Engel"
270 Karsten Kenklies
Des Engels Erkenntnis. Der Engel im Lichte der Philosophie
Impulse die Praxis
277 Inge Kirsner
Der Film als Stätte der Engel
283 Harald Schroeter-WittkelGotthord Fermor
Crossover - Grenzverkehr. Ein Sampler zum Sound der Engel
288 Norbert Collmar/Franziska Moyer/Karin Remmele
Die Engel der Klasse 4
Das besondere Buch
293 Klaus Wegenost bespricht
Peter Biehl/Friedrich Johannsen,
Einführung in die Glaubenslehre
Buchbesprechungen 297