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Zeitschrift für Pädagogik und Theologie

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2003

ZPT 2/03
Interreligiöses Lernen

 
ZPT 1/03
 

2002

ZPT 4/02
Die Literatur, das Lesen und die Religion

 
ZPT 3/02
Wenn Engel uns beflügeln

 
ZPT 2/02
 
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Bildung und Diakonie

 

2001

ZPT 4/01
Religionslehrerinnen und Religionslehrer

 
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Bildung

 
ZPT 2/01
Rabbi Jesus und die Anfänge einer christlichen Lernkultur

 
ZPT 1/01
 

2000

ZPT 4/00
Gemeinde - Ort des Lernens?

 
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Elementarisierung

 
ZPT 2/00
 
ZPT 1/00
Prophetisches lernen - prohetisches Lernen

 

1999

ZPT 4/99
 
Zeitschrift für Pädagogik und Theologie 3/2001 - Bildung

Zeitschrift für Pädagogik und Theologie 3/2001
Der Evangelische Erzieher

Bildung



 
Diesterweg - Verlagswebsite besuchen
ISSN 1437-7160

2001
80 Seiten, geheftet, 16 x 23 cm
 
10.00 Euro
 

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Die neue Diskussion über Bildung erfreut sich hoher Aktualität. Oder sollten wir von der Diskussion über neue Bildung sprechen? Es fragt sich nämlich, ob Bildungskonzepte unter den Rahmenbedingungen von (ökonomischer) Globalität überhaupt an der alten Bildungstradition interessiert sind. Diese Frage ist etwas rhetorisch, weil auch jede Abgrenzung von bestimmten Traditionen sich auf diese beziehen muß. Aber was wird von den alten Bildungstraditionen heute noch ins Recht gesetzt und was nicht? Jedenfalls wird auch deshalb vermehrt über Bildung gesprochen, weil die Ökonomie der Waren immer nur die Bildung, die sich direkt auszahlt, für die wahre hält. Cash ist anscheinend ihre Bildungsstrategie.

Läßt sich das gewiß umstrittene Plädoyer für die Wissensgesellschaft etwa an die humanistische Bildungstradition oder an gesellschaftskritische Bildungs- und Erziehungskonzepte anschließen?

Bedarf es in einer Welt differenter Lebenskulturen, die sich zunehmend durchmischen, neuer Bildungsansätze, weil kein humanistischer Universalismus als abstrakte Theorie leben kann, wird er doch in multikultureller Lebenspraxis Tag für Tag auf die Probe und vor anscheinend ausweglose Probleme gestellt?

Dominieren die kulturellen Welten von Popkultur, die vernetzten Multimediawelten, die Cyberwelten heute alle Bildungsanstrengungen; lösen sie unweigerlich jede Bildung aus den vergangenen Traditionen heraus, weil sie Humanität neu definieren?

Auffallend ist angesichts solcher Fragestellungen die Sehnsucht nach traditionalen Lebensformen, die Sehnsucht nach Werten, die Orientierung in den neuen komplexen Welten versprechen, das neue Interesse an Religion und deren vielfältigen (nicht institutionalisierten) Formen. Darin mag auch ein wenig Nostalgie liegen, Sehnsucht nach einer Heimat, die Wissen und Sicherheit bietet, eine Flucht vor der alles durchziehenden Unwissenheit (M. Kundera). Aber religiöses Interesse muß nicht zur Diskreditierung des Unsicheren, Unverfügbaren, Undeutlichen führen, weil Religion auch die Akzeptanz solcher Ambivalenzen fördern kann. Gerade deren Bildungskraft herauszustellen, ist angesichts umfassender technokratischer Selbstermächtigung eine wesentliche Bildungsaufgabe. Deshalb verstehen wir die wiedererstandenen Sehnsüchte auch als Reaktion auf die illusorischen Forderungen, humanes Leben durch die unendliche Vermehrung des digitalen Wissens beherrschbar zu machen. Gerade religiöse Bildung könnte den Blick auf Grenzen und Begrenzungen frei machen, was jeder Bildung einen kritischen Blick auf alle Versuche öffnet, Menschliches zu absolutieren (mögen sie sich auch religiös begründen wollen). Wird es insofern eine neue Koalition religiöser Bildungskonzepte mit Bildungsvorstellungen einer kritischen Erziehungswissenschaft geben können?

In den unterschiedlichen Bildungsbegriffen sprechen sich differierende Interessen und Erfahrungen aus. Schon von daher ist die öffentliche Diskussion über Bildung mit allen gesellschaftlichen Institutionen und mit unterschiedlichen Interessensgruppierungen unerläßlich. Die Bildungsdiskussion bedarf eines Forums, um Konsense zu erreichen und Dissense deutlich zu machen. Bildung bedarf auch einer Politik, die über Interessen verhandelt und sinnvolle Entscheidungen aushandelt. Ist das Berliner Bildungsforum dazu geeignet?

Im Zusammenhang mit solcherart Fragestellungen greift unsere Zeitschrift das Thema Bildung auf. Wir wollen einige Aspekte besonders betonen, andere wichtige haben wir nicht in Betracht gezogen.

Als Einstieg und Rahmen der folgenden Beiträge können die beiden (schriftlichen) Kurzinterviews gelesen werden, die Dietrich Zilleßen mit dem Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland und mit dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz geführt hat. Präses Manfred Kock und Kardinal Karl Lehmann entwickeln darin anhand dreier Leitfragen grundlegende Perspektiven für den Zusammenhang von christlicher Tradition und allgemeiner Bildung.

Ursula Pfeiffer zeigt dann zunächst die Aktualität einer kritischen Bildungstheorie unter Rückbezug vor allem auf das Werk von Heinz-Joachim Heydorn auf. Dietrich Zilleßen verweist auf den Zusammenhang von Bildung und Gewalt, wobei das Spannungsverhältnis von Einheit und Vielfalt in seiner religionspädagogischen Bedeutung akzentuiert wird. Joachim Kunstmann geht auf das verbreitete religionspädagogische Interesse an ästhetischer Bildung ein. Die Perspektive der Erwachsenenbildung wird unter dem Blickwinkel "Bildung der Marktgesellschaft" von Karlheinz A. Geißler und Frank-Michael Orthey entfaltet. Die aktuellen Vernetzungen der Diskussionsprozesse zum Thema "Bildung" werden dann mit unterschiedlichen Focussierungen von Jürgen Frank (EKD) und Eckard Nordhofen (Deutsche Bischofskonferenz) aufgewiesen. Eine Zwischenbilanz praktischer Bildungsarbeit zieht schließlich Frauke Büchner, indem sie konkrete Veränderungen in der Kirchenprovinz Sachsen nachzeichnet.

In der Rubrik "Das besondere Buch" wird schließlich von Manfred L. Pirner das Buch "Didaktik der religiösen Kommunikation" von Eckart Gottwald einer kritischen Sichtung unterzogen.

Ralf Koerrenz/Dietrich Zilleßen




Inhaltsverzeichnis

Interviews

Manfred Kock/Karf Lehmann
Christliche Tradition und Allgemeine
Bildung. Zwei Wegmarkierungen

Thema: Bildung

Ursula Pfeiffer
Zur Aktualität kritischer Bildungstheorie

Dietrich Zilleßen
Bildung und Gewalt

Joachim Kunstmann
Wege in neues Terrain. Wiederentdeckung von Religion und Ästhetik für religiöse Bildungsprozesse

Karlheinz A. Geißier/Frank-Michael Orthey
Bildung der Marktgesellschaft

Jürgen Frank
Beteiligungsformen der EKD an der allgemeinen Bildungsdiskussion

Eckhard Nordhofen
Forum Bildung und Tempi. Ein Zwischenbericht aus der Sicht des katholischen Vertreters

Frauke Büchner
Was hat sich in den letzten zehn Jahren in der Bildungsarbeit der Kirchenprovinz Sachsen verändert?

Das besondere Buch

Manfred L. Pirner
bespricht: Eckart Gottwald, Didaktik der religiösen Kommunikation

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