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Disability Studies zur Einführung
Disability Studies
zur Einführung




Anne Waldschmidt

Junius Verlag
EAN: 9783960603191 (ISBN: 3-9606031-9-3)
226 Seiten, paperback, 12 x 17cm, November, 2020

EUR 15,90
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Inspiriert durch die internationale Behindertenbewegung untersuchen die Disability Studies, wie der Körper zum Ausgangspunkt gesellschaftlich relevanter Unterscheidungen wird, wie sich das Wissen über verkörperte Differenz in Institutionen, Praktiken und Identitäten verdichtet und soziale Ungleichheit hervorbringt. In gesellschaftskritischer Absicht hinterfragen sie unseren Umgang mit Anderssein und setzen sich für die Partizipation und Inklusion von Menschen mit Behinderungen ein. Diese Einführung von Anne Waldschmidt stellt Modelle, Theorien sowie Methodologie des internationalen und interdisziplinären Diskurses vor und bietet eine Bestandsaufnahme aktueller Forschungserträge. Mithilfe der Denkfigur "Dis/ability" lässt sich zeigen, dass Behinderung und Normalität kontingente und relative Differenzierungskategorien sind.

Anne Waldschmidt ist Professorin für Soziologie und Politik der Rehabilitation, Disability Studies an der Humanwissenschaftlichen Fakultät der Universität zu Köln. Sie leitet die Internationale Forschungsstelle Disability Studies (iDiS).
Rezension
Inklusion, Barrierefreiheit, Chancengleichheit sind Leitbegriffe heutiger gesellschaftlicher Diskurse, die über aktuelle schulpolitische Vorgaben bis in die Schulen hinein Brisanz entfalten. Behinderung meint gemäß der Disability Studies nicht eine pathologische Eigenschaft einer Person, sondern eine soziale Konstruktion der Unfähigkeit, die zu einer benachteiligten sozialen Stellung führt. In gesellschaftskritischer Absicht hinterfragen die Disability Studies unseren Umgang mit Anderssein und setzen sich für die Partizipation und Inklusion von Menschen mit Behinderungen ein. Die Unterscheidung von impairment als pathologisch-klinischer Beeinträchtigung und disability, im Sinne einer Behinderung durch soziale Benachteiligung, markiert deutlich den Paradigmenwechsel von einer medizinisch-biologischen zu einer soziokulturellen Sichtweise. Hierdurch wird deutlich, dass Behinderung ein Konstrukt ist, das einem zeitlichen Wandel unterliegt und zu verschiedenen Zeiten unterschiedliche Wahrnehmungen aufweist. Menschen mit Behinderungen und die Herstellung von Un-/Fähigkeit (Dis/ability) als allgemeiner Mechanismus, der über die soziale Stellung einer Person bestimmt, werden in aktuellen Forschungsdebatten jenseits der Disability Studies leider eher selten berücksichtigt.

Jens Walter, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Reihe "Zur Einführung":
1977 als sozialistische Initiative gestartet, die philosophisches Wissen allgemein zugänglich machen und so den Marsch durch die Institutionen theoretisch ausrüsten sollte, hat die Reihe zur Einführung in über vierzig Jahren mehrere Wandlungen erlebt. Geblieben ist die Kombination von Wissensvermittlung und gründlicher Analyse, die bis heute stilbildend wirkt. Zur Einführung vermittelt anschaulich, was kritisches Denken und Forschen heute zu leisten vermögen.
Zur Einführung ist für Leute geschrieben, denen daran gelegen ist, sich über bekannte und manchmal weniger bekannte Autor(inn)en und Themen zu orientieren. Sie wollen klassische Fragen in neuem Licht und neue Forschungsfelder in gültiger Form dargestellt sehen.
Zur Einführung ist von Leuten geschrieben, die nicht nur einen souveränen Überblick geben, sondern ihren eigenen Standpunkt markieren. Vermittlung heißt nicht Verwässerung, Repräsentativität nicht Vollständigkeit. Die Autorinnen und Autoren der Reihe haben eine eigene Perspektive auf ihren Gegenstand, und ihre Handschrift ist in den einzelnen Bänden deutlich erkennbar.
Zur Einführung ist in der Hinsicht traditionell, dass es den Stärken des gedruckten Buchs — die Darstellung baut auf Übersichtlichkeit, Sorgfalt und reflexive Distanz, das Medium auf Handhabbarkeit und Haltbarkeit — auch in Zeiten liquider Netzpublikationen vertraut.
Zur Einführung bleibt seinem ursprünglichen Konzept treu, indem es die Zirkulation von Ideen, Erkenntnissen und Wissen befördert.
Inhaltsverzeichnis
1. Vorbemerkung 10

2. Einladung zu den Disability Studies 16

2.1 Disability Studies im akademischen Feld: Standortbestimmung 17
2.2 Behinderung: eine soziale Konstruktion 24
2.3 Behinderung: eine analytische Kategorie 34

3. Internationale Disability Studies - eine Bestandsaufnahme 40

3.1 Internationale Disability Studies in den Sozialwissenschaften 41
3.2 Internationale Disability History 55
3.3 Internationale Cultural Disability Studies 60

4. Modelle von Behinderung in den Disability Studies 72

4.1 Das individuelle Modell 73
4.2 Das relationale Modell aus Skandinavien 75
4.3 Das US-amerikanische Minderheiten- oder Randgruppenmodell 77
4.4 Das soziale Modell der britischen Disability Studies 79
4.5 Das menschenrechtliche Modell 84
4.6 Das kulturelle Modell 86
4.7 Vergleichendes Fazit 88

5. Theorieansätze in den Disability Studies 92

5.1 Die Klassiker Erving Goffilian und Michel Foucault - Rezeption und Kritik 93
5.2 Theorieansätze in den sozialwissenschaftlichen Disability Studies 101
5.3 Theorieansätze in den kulturwissenschaftlichen Disability Studies 106
5.4 Theoretische Debatten zu Beginn des 21. Jahrhunderts 112
5.5 Fazit 129

6. Wissenschaftskritik und Forschungsansätze der Disability Studies 131

6.1 Methodologische Debatten in Behindertenbewegung und Disability Studies 131
6.2 Emanzipatorisch und/oder partizipativ forschen: Konzepte und Grundannahmen 140
6.3 Vergleichendes Fazit 148

7. Interdisziplinäre Disability Studies - der Forschungsstand 152

7.1 Sozialwissenschaftliche Disability Studies 152
7.2 Disability History 158
7.3 Kulturwissenschaftliche Disability Studies 164
7.4 Querliegende Perspektiven der Disability Studies 169

8. Stand, Kontroversen und Perspektiven der Disability Studies 177

Anhang
Anmerkung 183
Literatur 184
Über die Autorin 226