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Die langen Schatten der Sucht Behandlung komplexer Traumafolgen bei erwachsenen Kindern aus Suchtfamilien
Die langen Schatten der Sucht
Behandlung komplexer Traumafolgen bei erwachsenen Kindern aus Suchtfamilien




Jens Flassbeck, Judith Barth

Klett-Cotta
EAN: 9783608892642 (ISBN: 3-608-89264-8)
346 Seiten, paperback, 14 x 21cm, 2020

EUR 35,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Kinder, die in Suchtfamilien aufwachsen, sind multiplen Belastungen und Traumata ausgesetzt: Vernachlässigung, Tabuisierung, Parentifizierung, Beschämung, Gewalt. Um in einer so feindlichen Umgebung zu überleben, lernen diese Kinder früh, sich anzupassen und eigene Gefühle, Wünsche und Bedürfnisse zu verstecken und niemandem zu vertrauen. Als Spätfolge dieses Anpassungsprozesses leiden viele im Erwachsenenalter an diversen psychischen Störungen. Anhand ausführlicher Fallvignetten wird die ganze Bandbreite der typischen Erkrankungen in diesem Buch beleuchtet. Darauf aufbauend folgt eine Darstellung geeigneter Behandlungsmöglichkeiten, die auf einem flexiblen und prozessorientierten verhaltenstherapeutischen Repertoire basieren. Der therapeutische Leitgedanke lautet: »Reden, fühlen, trauen«, um die traumatischen Schemata abzumildern und persönliche Entwicklungsprozesse anzuregen.

Dieses Buch richtet sich an:

- PsychotherapeutInnen

- SuchttherapeutInnen

- SozialarbeiterInnen in Suchteinrichtungen

- SuchtberaterInnen

Jens Flassbeck, Diplom-Psychologe, Psychologischer Psychotherapeut, Verhaltenstherapeut, Gesprächspsychotherapeut; freiberuflich in eigener Praxis tätig; Schwerpunkt in der psychotherapeutischen Arbeit mit co-abhängigen Angehörigen von Suchtkranken sowie komplex traumatisierten erwachsenen Kindern aus Suchtfamilien.

Judith Barth, M.Sc. Psych.,Psychologische Psychotherapeutin, Verhaltenstherapie, ambulant psychotherapeutisch in Bielefeld tätig.
Rezension
In diesem Buch geht es um Kinder, die in Suchtfamilien aufwachsen. Sucht ist ein Sog, der alle mit sich in den Abgrund reißt, die ihm zu nahe kommen: die Suchtkranken selbst, aber auch die Partner, Eltern, Geschwister, Arbeitskollegen oder Freunde können in Mitleidenschaft gezogen werden. Am meisten leiden Kinder unter den zerstörerischen Auswirkungen von elterlicher Sucht. Häufig sind sie belastet durch Vernachlässigung, Tabuisierung, Parentifizierung, Beschämung, Gewalt. Zahlreiche Fallgeschichten geben einen plastischen Eindruck von der Bandbreite der psychischen Schwierigkeiten. Im Mittelpunkt des vorliegenden Buches stehen erwachsene Kinder, die als Folge ihres Aufwachsens in einer Suchtfamilie Traumafolgestörungen entwickelt haben. Es wird dargestellt, wie die Betroffenen mit Hilfe einer Psychotherapie ihre psychischen Belastungen und Beeinträchtigungen abmildern und überwinden können. Das Buch stellt geeignete Behandlungsmöglichkeiten dar.

Oliver Neumann, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Reden, fühlen, vertrauen – das praxisorientierte Behandlungskonzept
Neu: Betrachtung der diversen Spätfolgen unter dem Gesichtspunkt »Traumatisierung«
Inhaltsverzeichnis
1 Einführung 9

1.1 Von stillen Kindern und Helferkindern 9
1.1.1 Zum Zweck 10
1.1.2 Zur Größenordnung 12
1.1.3 Zur Problematik 13
1.1.4 Zur Selbstbetroffenheit des Hilfesystems 16
1.2 Komplexe Traumafolgestörungen 16
1.3 Zur Behandlung 20
1.3.1 Differenzierte Methodik und flexibles Therapeutenverhalten 21
1.3.2 Individualisiertes, prozessorientiertes Vorgehen 23

2 Belastungen und Traumata 27

2.1 Stress 30
2.1.1 Ausfallbedingte Mehrarbeit 30
2.1.2 Krankenpflege 32
2.1.3 Last der Verantwortung 33
2.1.4 Achterbahn der Gefühle 36
2.1.5 Krise als Normalität 37
2.2 Emotionale Vernachlässigung 39
2.2.1 Mangel an Liebe und Annahme 39
2.2.2 Mangel an Responsivität und Invalidierung 42
2.2.3 Alleingelassenwerden 46
2.2.4 Tabuisierung und Sprachlosigkeit 47
2.2.5 Wegschauen anderer und kein Schutz 51
2.2.6 Disharmonie und Loyalitätskonflikt 53
2.3 Soziale Beeinträchtigungen 55
2.3.1 Familiäre Isolation 56
2.3.2 Mangel an Anregungen und Aktivitäten 58
2.3.3 Mangel an Ermutigung, Rückhalt und Autonomie 61
2.3.4 Mangel an Grenzsetzung, Orientierung und Werten 63
2.3.5 Mangel an Auseinandersetzung 66
2.3.6 Überbehütung, Verwöhnung, Schonung 68
2.4 Übergriffigkeiten 70
2.4.1 Abwertungen 71
2.4.2 Beschämung 72
2.4.3 Beschuldigungen 74
2.4.4 Abhängigkeit und Parentifizierung 76
2.4.5 Misshandlungen und Missbrauch 80

3 Bedingungen und Analyse 83

3.1 Co-abhängige Transmission 84
3.2 Unerfüllte Grundbedürfnisse 86
3.2.1 Grundbedürfnis Orientierung, Kontrolle und Autonomie 87
3.2.2 Grundbedürfnis Lustgewinn und Unlustvermeidung 88
3.2.3 Grundbedürfnis Bindung 89
3.2.4 Grundbedürfnis Selbstwerterhöhung 90
3.2.5 Plananalyse und Inkonsistenz 92
3.3 Verletzte Schemata 97
3.3.1 Abgetrenntheit und Ablehnung 102
3.3.2 Beeinträchtigung von Autonomie 107
3.3.3 Fremdbezogenheit 111
3.3.4 Gehemmtheit und Genussfeindlichkeit 115
3.4 Ressourcen 120
3.4.1 Empathie, Fürsorge und Freundlichkeit 121
3.4.2 Verantwortung und Verlässlichkeit 122
3.4.3 Bescheidenheit und Engagement 123
3.4.4 Belastbarkeit und Managerqualitäten 124

4 Traumafolgestörungen 126

4.1 Komplexe PTBS 128
4.1.1 Wiedererleben 128
4.1.2 Vermeidung und Gleichgültigkeit 130
4.1.3 Übererregbarkeit und Schreckhaftigkeit 131
4.1.4 Affektregulationsstörungen 132
4.1.5 Selbstwahrnehmungsstörungen 133
4.1.6 Beziehungsstörungen 133
4.1.7 Dissoziative Störungen 134
4.2 Weitere Traumafolgestörungen 135
4.2.1 Anpassungsstörung 136
4.2.2 Depressionen, Burnout, Ängste und Psychosomatik 137
4.2.3 Persönlichkeitsakzentuierungen 138
4.2.4 (Co-)Abhängige Probleme 138

5 Methoden – Reden, trauen, fühlen! 142

5.1 Therapeutische Beziehungsgestaltung 143
5.1.1 Die Grundhaltung von Motivational Interviewing (MI) 144
5.1.2 Komplementäre Beziehungsgestaltung 152
5.1.3 Störungsspezifische Strategien der Beziehungsgestaltung 155
5.1.4 Der Therapeut als erfahrbares Gegenüber 160
5.2 Störungsmodell, Motivation und Ziele 163
5.2.1 Mikroanalyse und Störungsmodell 164
5.2.2 Problemaktualisierung 167
5.2.3 Klärung von Motivation 169
5.2.4 Ressourcenaktivierende Methoden 182
5.2.5 Wertebasierte Methoden 186
5.2.6 Therapieziele 188
5.3 Depressionsbewältigung 193
5.3.1 Aufbau positiver Aktivitäten 194
5.3.2 Entspannung 196
5.3.3 Genusstraining 199
5.3.4 Kognitive Umstrukturierung 202
5.3.5 Stressbewältigung 216
5.3.6 Problemlösen 219
5.4 Angstbewältigung 221
5.4.1 Das therapeutische Setting als Exposition 222
5.4.2 Sorgenexposition 224
5.4.3 Entkatastrophisieren 227
5.4.4 Sicherheitsverhalten abbauen und neue soziale Strategien ausprobieren 228
5.4.5 Aufbau eines positiven, unabhängigen Selbstbildes 233
5.4.6 Training sozialer und kommunikativer Kompetenzen 236
5.5 Flexibilisierung persönlicher Erlebens- und Verhaltensmuster 241
5.5.1 Körperorientierte Erlebensaktivierung 242
5.5.2 Emotionsfokussierte Methoden 249
5.5.3 Akzeptanz- und Commitment-Therapie (ACT) 260
5.5.4 Schematherapie 275
5.5.5 Plananalytische Reduktion von Inkonsistenz 283
5.5.6 Selbstmanagement 287
5.6 Traumabewältigung 290
5.6.1 Stabilisieren und Distanzieren 291
5.6.2 Traumaverständnis – dem Schrecken einen Namen geben 296
5.6.3 Integration des verletzten Kindes 299
5.6.4 Entwicklung eines Narrativs und Einordnen des Traumas 309
5.7 Bewältigung (co-)abhängiger Probleme 317
5.7.1 Absichtsbildung durch Diskrepanzen 319
5.7.2 Motivorientierte Verhaltensanalysen abhängigen Verhaltens 325
5.7.3 Rückfallprophylaxe 327

6 Brief an ein stilles Kind 333

Literatur 337