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Wie Lehrer_innen und Schüler_innen im Unterricht miteinander umgehen Wiederentdeckungen jenseits von Bildungsstandards und Kompetenzorientierung
Wie Lehrer_innen und Schüler_innen im Unterricht miteinander umgehen
Wiederentdeckungen jenseits von Bildungsstandards und Kompetenzorientierung




Tobias Leonhard, Christine Schlickum (Hrsg.)

Transcript
EAN: 9783837629095 (ISBN: 3-8376-2909-0)
208 Seiten, paperback, 15 x 23cm, November, 2014

EUR 29,99
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Jeden Tag finden in Deutschland etwa 2,5 Millionen Stunden Unterricht statt. Wie Schüler_innen und Lehrer_innen dabei miteinander umgehen, ist angesichts von Bildungsstandards und Kompetenzorientierung aus dem Blickfeld geraten.

Dieses Buch dokumentiert die Ergebnisse einer qualitativ-rekonstruktiven Unterrichtsforschung, für die Preisträger_innen des Deutschen Lehrerpreises zusammen mit ihren Schüler_innen und Unterrichtsdokumentationen die Grundlage geschaffen haben.

In der vermeintlichen Alltäglichkeit des Unterrichts können Lehrer_innen, Akteure in der Lehrer_innenbildung, Studierende sowie Eltern die Komplexität beruflicher Anforderungen an Lehrpersonen ebenso entdecken wie jene Momente, in denen sichtbar wird, wie beglückend Schule auch sein kann.

Tobias Leonhard (Dr. päd.) leitet die Professur für Professionsentwicklung am Institut Vorschul- und Unterstufe der Pädagogischen Hochschule FHNW in Solothurn.

Christine Schlickum (Dr. phil.) vertritt die Professur für Schulforschung am Institut für Erziehungswissenschaft der Johannes Gutenberg Universität Mainz.
Rezension
In Erziehungswissenschaft und Pädagogik scheint angesichts des tagespolitischen Aktionismus in der Bildungspolitik und der Fokussierung auf Schulleistungsvergleichstudien, Bildungsstandards, Kompetenzorientierung und sonstiges technokratisches Bildungs"management" (welch ein merkwürdiger Begriff!) das Wesentliche aller Pädagogik aus dem Blick zu geraten: das Leher-Schüler-Verhältnis. Hier bildet diese Studie eine erfreuliche Ausnahme; sie dokumentiert mit Hilfe qualitativ-rekonstruktiver Unterrichtsforschung, wie Schüler/innen und Lehrer/innen in ihren täglich ca. 2,5 Mio. Unterrichtsstunden de facto miteinander umgehen und welche best practice es gibt. Die Beziehung zwischen Lehrperson und Lernenden sollte so gestaltet sein, dass Vertrauen und Freude an der Auseinandersetzung mit der Welt wachsen können. Kurz: Die Beziehung ist ein Schlüssel zur Bildung!

Dieter Bach, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Interaktion zwischen Schüler_innen und Lehrenden: eine selbstverständliche und selten hinterfragte Grundvoraussetzung des Unterrichts wird praxisnah reflektiert.

Schlagworte:
Schulforschung, Lehrer-Schüler-Beziehung, Rekonstruktion, Unterricht, Bildung, Pädagogik, Bildungsforschung
Adressaten:
Erziehungswissenschaft, Lehrerbildung sowie Lehrende und die interessierte Öffentlichkeit

Autoreninterview
... mit Tobias Leonhard und Christine Schlickum

1. »Bücher, die die Welt nicht braucht.« Warum trifft das auf Ihr Buch nicht zu?
Die Beziehung von Lehrer/-innen zu ihren Schüler/-innen entscheidet über Vieles: Ob Lernen stattfindet, wie es stattfindet, ob Lust auf mehr oder Vermeidungsstrategien entstehen, ob Schüler/-innen gerne in die Schule gehen oder Schulangst entwickeln. Wir haben versucht, Mikroprozesse in der Wahrnehmung und Gestaltung dieser Beziehung auch aus Sicht der Schüler/-innen zu betrachten und zu zeigen, wie Schule solche Beziehungen zugleich ermöglicht und erschwert, erzwingt und prägt.

2. Welche neuen Perspektiven eröffnet Ihr Buch?
Preisträger des Deutschen Lehrerpreises, die von ihren Schüler/-innen als preiswürdig vorgeschlagen wurden, sind eine besondere Zielgruppe, nicht nur für die Forschung. Jenseits von best practice-Fantasien lohnt sich der Blick, wie Lehrpersonen mit ihren Schüler/-innen ganz konkret umgehen. Mit unseren Studierenden haben wir gründlich in den Unterricht selbst und in Interviews mit den Beteiligten geschaut. Und wer mitschaut, kann in der vermeintlichen Alltäglichkeit von Schule Vieles entdecken.

3. Welche Bedeutung kommt dem Thema in den aktuellen Forschungsdebatten zu?
Dem Thema ist ein Kontrapunkt in einer Debatte, die sich international mit Fragen von Schülerleistungen und Bildungsstandards befasst. Die Aufmerksamkeit auf den ›Output‹ verstellt den Blick darauf, dass es neben dem Messbaren noch das Eigentliche gibt. Zu Letzterem gehört, die Beziehung zwischen Lehrperson und Lernenden als Generationenverhältnis zu verstehen und so zu gestalten, dass Vertrauen und Freude an der Auseinandersetzung mit der Welt wachsen können.

4. Mit wem würden Sie Ihr Buch am liebsten diskutieren?
Zwei Personenkreise fänden wir spannend. Die beteiligten Lehrpersonen und Schüler/-innen wären für uns die ersten Gesprächspartner – auch um zu schauen, inwieweit sie sich in den Rekonstruktionen wiederfinden. Die Relevanz dieses Forschungsfokus würden wir auch gerne mit Personen diskutieren, die vor dem Hintergrund ganz anderer Forschungsparadigmen zum meinen scheinen, dass ›Leistung‹ alleiniges Ziel von Schule ist.

5. Ihr Buch in einem Satz:
Die Beziehung ist ein Schlüssel zur Bildung.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Annedore Prengel | 7

Einleitung
Kontrapunkte und Potentiale
Tobias Leonhard & Christine Schlickum | 13

MUSTER DER HERSTELLUNG VON BEZIEHUNG DURCH LEHRER_INNEN

»I just speak English«
Anerkennung in Abhängigkeitsverhältnissen
Susanne Matejka | 25

»Da kommt ein Kurs, der ist in der Chemie so richtig gut«
Wertschätzung von Schüler_innen im Spannungsverhältnis zwischen Sach- und Beziehungsebene
Sabrina Holz, Karina Paul, Jessica Trost & Johanna Uhrmacher | 37

IRONIE

»Die Elektronen sind eigentlich wie ihr«
Ironie als Modus des Umgangs mit antinomischen Spannungen im Lehrberuf
Adrian Wolfgang Ulmcke | 55

»Dann lachen wir alle ZUSAMMEN (.) und nicht nur EINER«
Orientierungsmuster von Schüler_innen zur Beziehungsgestaltung und Ironie im Unterricht
Elsa-Louisa Becker, Susanne Emig & Maike Maier | 73

DIE SICHT DER LEHRER_INNEN

»Partnerschaft – ein Stück weit«
Orientierungsmuster von Lehrpersonen zur Beziehungsgestaltung mit ihren Schüler_innen
Jana Fischer, Deana Grubesic, Aleksandra Maslak, Alisa Staub & Jeannette Steinkopf | 89

»Vielleicht so ’ne Gleichheit fast«
Rekonstruktion von Umgangsweisen mit antinomischen Spannungen des Lehrberufs
Hanna Nürnberger | 119

DIE SICHT DER SCHÜLER_INNEN

»Wenn man’s nicht will, dann soll man’s nicht sagen«
Respekt und andere reziproke Erwartungsstrukturen bei Schüler_innen
Mike Kästli | 143

»Das klingt jetzt total schleimerisch nervig«
Die Rückmeldung einer Schülerin
Kim Krämer, Elisa Krieg & Liv Schuler | 163

»Wir waren die Schüler, Sie die Lehrerin«
Rekonstruktion eines kollektiven Abschiedsbriefes
Sabrina Hopp & Denise Kornbrust | 175

ZUSAMMENSCHAU

Bemerkenswerte Koinzidenz
Versuch einer abschließenden Bilanzierung
Moritz Frank, Katharina Huhn, Ulrike Meyer & Jörn-Anders Müller | 191

Autor_innen | 203