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Piaget und die Pädagogik Eine historiographische Analyse Diss. Universität Zürich, Phil. Fak., 2008
Piaget und die Pädagogik
Eine historiographische Analyse


Diss. Universität Zürich, Phil. Fak., 2008

Richard Kohler

Verlag Julius Klinkhardt
EAN: 9783781516793 (ISBN: 3-7815-1679-2)
381 Seiten, paperback, 17 x 24cm, 2009

EUR 36,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Jean Piagets Entwicklungspsychologie und Erkenntnistheorie übten in den letzten fünfzig Jahren einen nachhaltigen Einfluss auf die Pädagogik und Didaktik aus. Erstmals werden in dieser Arbeit die pädagogischen Aspekte und Hintergründe seines Werkes umfassend und kritisch aufgearbeitet: Einerseits werden die bisher kaum beachteten pädagogischen Schriften und Aktivitäten im Institut Jean-Jacques Rousseau, im Bureau International d’Education und der UNESCO dargestellt und andererseits die pädagogischen Ableitungen seiner Entwicklungs- und Sozialpsychologie und Erkenntnistheorie analysiert. Dies erfordert die Rekonstruktion der biographischen, wissenschaftlichen und institutionellen Kontexte und die Berücksichtigung der Entwicklung von Piagets Theorie. Seine Interessen, Problemstellungen und -lösungen werden jedoch erst verständlich, wenn das meist stark vernachlässigte Frühwerk und insbesondere seine Theologie miteinbezogen werden. Dabei zeigt sich, dass nicht nur die religiösen Überzeugungen, sondern auch die politischen Erfahrungen und Hoffnungen für Piagets reformpädagogische Anliegen ausschlaggebend waren.
Rezension
Der auch für die Pädagogik bedeutsame schweizerische Psychologe Jean Piaget (1896-1980) war nach Professuren in Neuenburg, Genf und Lausanne von 1952-63 Professor für genetische Psychologie an der Sorbonne in Paris. In der pädagogischen Psychologie und Lehrerausbildung werden überwiegend seine Arbeiten aus den 30er und 40er Jahren über Weltbild und Moral des Kindes und über die frühkindliche Entwicklung rezipiert. Im Schulalter überwindet das Kind sein anschauliches, praktisches Denken zugunsten eines konkret-operatorischen und reversiblen und eines formal-systematischen Denkens. Seine späteren grundlegenden philosophischen und erkenntnistheoretischen Werke werden pädagogisch kaum wahrgenommen; Piaget wird pädagogisch vornehmlich als Entwicklungspsychologe kindlichen Denkvermögens wahrgenommen. - Diese Zürcher Dissertation analysiert die pädagogischen Ableitungen der Entwicklungs- und Sozialpsychologie und Erkenntnistheorie Jean Piagets. Dabei werden insbesondere das meist stark vernachlässigte Frühwerk und seine Theologie miteinbezogen.

Jens Walter, lehrerbibliothek.de
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung

1.1 Ist Piaget für die Pädagogik relevant? 9
1.2 Zugänge zur Pädagogik Piagets 11
1.3 Zielsetzungen 13
1.4 Methodologische Überlegungen 13

2 Der biographische Hintergrund

2.1 Piagets Erziehung 19
2.2 Die Schulzeit 23
2.2.1 Piagets Schulkarriere 23
2.2.2 Mollusken und Jugendfreunde 24
2.2.3 Die Initiation in die Philosophie 27
2.2.4 Die Mission der Idee 31
2.3 In Leysin im Exil 33
2.3.1 Göttliche Mysterien 35
2.3.2 Von der Suche zur Forschung 37
2.4 Das Studium 47
2.5 Die Psychoanalyse 50
2.5.1 Zürich 50
2.5.2 Paris 53
2.5.3 Genf 57
2.6 Zwischenbilanz 60

3 Der institutionelle Hintergrund

3.1 Das Institut Jean-Jacques Rousseau 62
3.1.1 Die Gründung des IJJR 65
3.1.2 Die Funktionen des IJJR 70
3.1.3 Die erste Dekade des IJJR 79
3.2 Internationale Organisationen 80
3.2.1 Kongresse und Verbände 80
3.2.2 Das Bureau International d´Education 87
3.3 Zwischenbilanz 92

4 Piagets institutionelle Arbeit

4.1 Piaget am Institut Jean-Jacques Rousseau 94
4.1.1 Chef de travaux 94
4.1.2 Das Intermezzo in Neuenburg 96
4.1.3 Der Machtwechsel im IJJR 99
4.1.4 Die Restrukturierung des IJJR 103
4.1.5 Psychologie und Pädagogik 105
4.1.6 Krisenzeiten 106
4.2 Piaget im Bureau International d´Education 110
4.2.1 Die Reorganisation des BIE 110
4.2.2 Die Tätigkeiten des BIE 114
4.2.3 Die Kriegszeit 118
4.3 Piaget und die UNESCO 122
4.4 Das Bureau International d´Education nach dem Krieg 125
4.5 Zwischenbilanz 129

5 Der theoretische Hintergrund

5.1 Die Tradition des Kinderpsychologie 131
5.2 Piagets kinderpsychologisches Frühwerk 135
5.3 Die Religionspsychologie 141
5.4 Die Konstruktion der Kausalität 145
5.5 Die Theologie der Kognition 148
5.6 Die Persönlichkeitstheorie 153
5.7 Die Moraltheorie 157
5.7.1 Die Soziologie der Moral 157
5.7.2 Die Psychologie der Moral 162
5.7.3 Heteronome und autonome Moral 164
5.8 Zwischenbilanz 174

6 Piaget und die Erziehung

6.1 Die Erziehungsziele 176
6.2 Piagets pädagogische Anthropologie 178
6.2.1 Die Transformationstheorie 178
6.2.2 Die Erziehbarkeit des Kindes 181
6.2.3 Die spontane Aktivität 182
6.2.4 Der Egozentrismus 186
6.3 Der Erziehungsbegriff 187
6.3.1 Suivre la nature 187
6.3.2 Moralentwicklung oder Moralerziehung 188
6.3.3 Moralerziehung in der Schule 203
6.3.4 Sexual- und Geschlechtererziehung 209
6.3.5 Friedenserziehung und politische Erziehung 210
6.3.6 Das pädagogische Verhältnis 219
6.3.7 Erziehungsfehler 221
6.3.8 Strafen 222
6.4 Piaget als Vater 226
6.5 Schulkritik 228
6.5.1 Der Verbalismus 228
6.5.2 Die Lehrmittel 232
6.5.3 Prüfungen und Noten 234
6.6 Die école active 236
6.6.1 Die Geschichte eines Schlagwortes 236
6.6.2 Piagets Rezeption des Begriffs école active 241
6.7 Die neuen Methoden 243
6.7.1 Spiel und Experiment 243
6.7.2 Die individualisierenden Methoden 245
6.7.3 Kooperative Methoden 252
6.8 Die Historiographie der neuen Methoden 262
6.9 Zwischenbilanz 274

7 Veränderungen in der Entwicklungspsychologie 276

7.1 Die Biologisierung der Kognition 278
7.2 Die experimentelle Methode 281
7.3 Die Mathematisierung des Denkens 282
7.4 Die Entwicklungsmechanismen 285
7.5 Lernen und Entwicklung 291
7.6 Zwischenbilanz 296

8 Das Bildungssystem

8.1 Die Krise der Pädagogik und des Bildungssystems 298
8.2 Die Reform des Bildungssystems 301
8.1.2 Die Verlängerung der Ausbildung 301
8.2.2 Die Lehrer und die Lehrerbildung 303
8.3 Curriculum 311
8.4 Methodik 312
8.5 Fachdidaktik 315
8.5.1 Mathematikunterricht 315
8.5.2 Naturwissenschaftlicher Unterricht 319
8.5.3 Sprachunterricht 321
8.5.4 Geschichte und Politik 323
8.5.5 Kunstunterricht 326
8.5.6 Fächeraufteilung und Philosophieunterricht 327
8.6 Allgemeindidaktische Aspekte 328
8.7 Zwischenbilanz 330

9 Wissenschaftstheoretische Bezüge der Pädagogik

9.1 Das Versagen der Experimentalpädagogik 331
9.2 Psychologie und Pädagogik 332
9.3 Zwischenbilanz 340

10 Schlussfolgerungen

10.1 Die Rekonstruktion des theoretischen Kontexts 341
10.2 Die Rekonstruktion von Piagets Ansichten über Erziehung 342
10.3 Piagets Intentionen 345
10.4 Die Rekonstruktion des praxeologisch-institutionellen Kontexts 345
10.5 Piagets Strategien 347
10.6 Abschliessende Folgerungen 347

11 Literaturverzeichnis

11.1 Werke von Jean Piaget 350
11.2 Weitere Literatur 359