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Hauptschüler als Bildungsverlierer? Eine Studie zu Stigma und selbstbezogenem Wissen bei einer gesellschaftlichen Problemgruppe
Hauptschüler als Bildungsverlierer?
Eine Studie zu Stigma und selbstbezogenem Wissen bei einer gesellschaftlichen Problemgruppe




Michel Knigge

Waxmann
EAN: 9783830920892 (ISBN: 3-8309-2089-X)
276 Seiten, paperback, 15 x 21cm, 2009

EUR 25,50
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Die Hauptschule ist die wohl umstrittenste Sekundarschulform. Was denken Hauptschüler selbst über ihre Reputation? Und welche Folgen hat diese Wahrnehmung für ihren weiteren Werdegang? Diese Arbeit liefert neue Antworten zum Verständnis von Konsequenzen schulischer Leistungsgruppierungen für Identität und Leistungsverhalten.

Hier werden erstmals zentrale Theorien und Befunde aus Pädagogischer und Sozialpsychologie sowie den Erziehungswissenschaften zu einer neuen Gesamtperspektive integriert. Zudem wird der negative Inhalt der Wir-Identität von Hauptschülern empirisch beschrieben. In einer weiteren empirischen Studie wird ein Zusammenhang zwischen dieser negativen Identität und geringer schulischer Motivation gezeigt. Bisher ungeklärte Unterschiede in der allgemeinen schulischen Motivation zwischen verschiedenen Schultypen lassen sich so erstmals psychologisch erklären.



Nominiert für den interdisziplinären Deutschen Studienpreis 2008 der Körberstiftung.



Autoreninfo

Michel Knigge, geb. 1974, Diplompsychologe, ist als Wissenschaftlicher Koordinator am Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen an der Humboldt-Univeristät zu Berlin tätig. Zuvor arbeitete er u. a. am Lehrstuhl für Schul- und Unterrichtsforschung an der Freien Universität Berlin bei Prof. Dr. Bettina Hannover, wo auch die vorliegende Arbeit entstand. Seine Schwerpunkte in Forschung und Lehre sind Motivation, Selbstkonzept, Identität und soziale Benachteiligung.
Rezension
In der Sekundarstufe I machen Hauptschüler/innen in Deutschland ca. ein Viertel der Schülerschaft aus. In den Medien und in der Literatur wird immer wieder von der Annahme ausgegangen, dass Hauptschüler durch ihre Schultypzugehörigkeit psychosozial negative Konsequenzen im Sinne einer Stigmatisierung erfahren: Sind also Hauptschüler Bildungsverlierer? (vgl. Buchtitel) Diese These stellt diese Untersuchung in Frage, problematisiert sie als zu einseitig und differenziert sie aus. Vielmehr profitieren Hauptschüler auch von der Zuweisung zur Hauptschule insofern, dass leistungsschwache Schüler von der Zuweisung zu einer leistungsschwachen Gruppe psychosozial profitieren. Es muss also zwischen einer personalen und einer kollektiven (sozialen) Identität unterschieden werden. Für Hauptschüler gilt beides: personal profitieren sie, kollektiv erfahren sie Nachteile (Stigmatisierung).

Oliver Neumann, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Pädagogische Psychologie und Entwicklungspsychologie
herausgegeben von Detlef H. Rost
Pädagogische Psychologie und Entwicklungspsychologie sind seit jeher zwei miteinander verzahnte Teildisziplinen der Psychologie. Neue Zielsetzungen, thematische Schwerpunkte und Fragestellungen sowie umfassendere Forschungsansätze und ein erweitertes Methodenspektrum haben zu einer weiteren Annäherung der beiden Fächer geführt und sie für die wissenschaftliche Forschung zunehmend attraktiver gemacht. Pädagogische Psychologie und Entwicklungspsychologie nimmt dies auf, will die Rezeption einschlägiger guter und interessanter Forschungsarbeiten fördern und damit die theoretische, empirische und methodische Entfaltung beider Fächer stimulieren. Die Methode des peer-review ist hierfür in besonderem Maße geeignet: Die konsequente Begutachtung jedes Manuskripts sichert den hohen Qualitätsstandard der Reihe.

Wissenschaflicher Beirat:
Jürgen Baumert (Berlin), Marcus Hasselhorn (Frankfurt), Andreas Knapp (Wildbad), Olaf Köller (Berlin), Detlev Leutner (Essen), Sabina Pauen (Heidelberg), Ulrich Schiefele (Potsdam), Christiane Spiel (Wien), Sabine Weinert (Bamberg)
Inhaltsverzeichnis
ZUSAMMENFASSUNG XIII

1 DIE FORSCHUNGSFRAGE 1

2 SELBSTKONZEPT- UND VORURTEILSFORSCHUNG 4

2.1 Theorien und Befunde zum Selbstkonzept 5

2.1.1 Frühe psychologische und soziologische Arbeiten zum Selbst 6
2.1.1.1 Die Arbeiten von William James 6
2.1.1.2 Die Theorien des symbolischen Interaktionismus 7
2.1.2 Die Theorie des dynamischen Selbst 8
2.1.3 Die Theorien der Selbstkategorisierang und der sozialen Identität 9
2.1.3.1 Die Theorie der Selbstkategorisierang 10
2.1.3.2 Die Theorie der sozialen Identität 13
2.1.3.3 Chronische Bedeutsamkeit personaler und kollektiver Selbstfacetten 15
2.1.3.4 Eine Taxonomie zum Identitätsmanagement 18
2.1.4 Das Selbstkonzept sensu Marsh und der Fischteicheffekt 23
2.1.4.1 Das hierarchische Selbstkonzeptmodell von Shavelson und Marsh 24
2.1.4.2 Die Theorie sozialer Vergleiche von Festinger 25
2.1.4.3 Messung von akademischen Selbstkonzepten 27
2.1.4.4 Der Big-fish-little-pond-Effect (Fischteicheffekt) 29
2.1.4.5 Der Fischteicheffekt im deutschen Schulsystem 31
2.1.4.6 Akademische Selbstkonzepte und Leistung 34
2.1.4.7 Basking-in-reflected-glory-Effekte bei akademischen Selbstkonzepten 36

2.2 Kollektive und personale Identität als Aspekte eines Selbst 38

2.2.1 Neuere Arbeiten zu kollektiver und personaler Identität 39
2.2.2 Kollektiver Selbstwert 46

2.3 Theorien und Befunde zu Stereotypen und Stigma 48

2.3.1 Stereotype und Vorurteile 48
2.3.2 Stigma 50
2.3.2.1 Stigma, Stress und Coping 52
2.3.2.2 Stigma und Selbstwert 53
2.3.2.3 Abgrenzung von Stigma und Basking-in-reflected-glory 58
2.3.3 Stereotypenbedrohung (Stereotype Threat) 59
2.3.3.1 Rückschläge eines überwundenen Stigmas 63
2.3.4 Bewältigungsversuche: psychologischer Rückzug 64
2.3.5 Die soziologischen Arbeiten von Heike Solga 67

2.4 Selbstwissen bei Übergängen und Entscheidungen 70

2.4.1 Veränderungen des Selbstwissens bei Übergängen 70
2.4.2 Selbstwissen und akademische Entscheidungen 74

2.5 Selbstbezogene Kognitionen bei Hauptschülern 77

2.5.1 Klärung und Integration zentraler Begriffe 77
2.5.2 Konkretisierung der Fragestellung und Hypothesen 80

3 EMPIRISCHE STUDIEN 85

3.1 Überblick über die durchgeführten Studien 85

3.2 Studie 1: Qualitative Annäherung an den Gegenstand 86

3.2.1 Einleitung 86
3.2.2 Methode 87
3.2.2.1 Stichprobe 87
3.2.2.2 Instrumente 88
3.2.2.3 Vorgehen 89
3.2.3 Ergebnisse 92
3.2.4 Diskussion 94

3.3 Studie 2: Dimensionen öffentlicher kollektiver Identität 95

3.3.1 Einleitung 95
3.3.2 Methode 96
3.3.2.1 Stichprobe 96
3.3.2.2 Instrumente 97
3.3.2.3 Vorgehen 102
3.3.3 Ergebnisse 104
3.3.3.1 Explorative Faktorenanalyse des erfassten kollektiven Selbstwissens 104
3.3.3.2 Zusammenhänge zwischen dem akademischen Selbstkonzept und anderen Konstrukten 113
3.3.4 Diskussion 115

3.4 Studie 3: Implizite und explizite Lehrerstereotype 117

3.4.1 Einleitung 117
3.4.2 Methode 119
3.4.2.1 Stichprobe 119
3.4.2.2 Instrumente 119
3.4.2.3 Vorgehen 123
3.4.3 Ergebnisse 123
3.4.3.1 Explorative Faktorenanalyse zum expliziten Stereotyp 124
3.4.3.2 Explorative Faktorenanalyse zur pädagogischen Einstellung 130
3.4.3.3 Deskriptive Befunde nach befragten Gruppen 135
3.4.3.4 Zusammenhänge zwischen Stereotypen und Einstellung zur
Schulsozialarbeit 137
3.4.3.5 Explorative Zusammenhänge zu den erhobenen
Schülerdaten 141
3.4.4 Diskussion 142

3.5 Studie 4: Stigmaerleben und schulbezogene Motivation 144

3.5.1 Einleitung 144
3.5.2 Methode 146
3.5.2.1 Stichprobe 146
3.5.2.2 Instrumente 147
3.5.2.3 Vorgehen 156
3.5.3 Ergebnisse 157
3.5.3.1 Konfirmatorische Faktorenanalysen mit der Stigmaskala 158
3.5.3.2 Deskriptive Befunde 164
3.5.3.3 Bivariate Korrelationen 167
3.5.3.4 Random Slopes zwischen den Intervallskalen 169
3.5.3.5 Regressionen schulbezogener Motivation und Bildungsaspirationen 170
3.5.3.6 Intraklassenkorrelationen der zentralen Schülervariablen 183
3.5.3.7 Stigmaerleben als abhängige Variable und Lehrereinstellungen 185
3.5.4 Diskussion 193

4 GESAMTDISKUSSION 198

4.1 Hauptschule und Selbstwissen 198

4.2 Diskussion der Hypothesen 202

4.3 Bedeutung der Befunde für die Grundlagenforschung 210

4.4 Mögliche situationale Effekte 211

4.5 Limitationen der vorliegenden Arbeit 212

5 SCHLUSSFOLGERUNGEN UND AUSBLICK 215

LITERATUR 217

6 ANHANG 233

6.1 Studie 1 233

6.1.1 Beispielfrage Fragebogen Hauptschüler männlich 233

6.2 Studie 2 235

6.2.1 Liste der Semantischen Differentiale für Schüler 235

6.3 Studie 3 236

6.3.1 Kategorien mit Exemplaren der lATs 236
6.3.2 Liste der Semantischen Differentiale für Lehrer 237
6.3.3 Liste der Items zur Einstellung zur Schulsozialarbeit 238

6.4 Studie 4 239

6.4.1 Liste der neuen Semantischen Differentiale für Schüler 239
6.4.2 Zusätzliche Regressionsmodelle zur Motivation 241
6.4.3 Zusätzliche Regressionsmodelle zu Bildungsaspirationen 244
6.4.4 Neue Liste der Semantischen Differentiale für Lehrer 250
6.4.5 Neue Liste der Items zur Schulsozialarbeit 253

ABBILDUNGSVERZEICHNIS 254

TABELLENVERZEICHNIS 256