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Erinnerungskultur und Erwachsenenbildung  Zugl.: Habilitationsschrift Universität Duisburg-Essen 2008
Erinnerungskultur und Erwachsenenbildung


Zugl.: Habilitationsschrift Universität Duisburg-Essen 2008





Elke E. Theile

Wochenschau Verlag
EAN: 9783899744668 (ISBN: 3-89974-466-7)
418 Seiten, paperback, 14 x 21cm, 2009

EUR 39,80
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Im Spannungsfeld individueller und kollektiver Erinnerung an das, was mit dem Symbol „Auschwitz“ für das Ungeheuerlichste steht, was Menschen anderen Menschen antun können, entwickelte sich nach 1945 eine Erinnerungskultur, die den Umgang mit der Erfahrung des deutschen Völkermords an den europäischen Juden, dem von Deutschen verursachten und begangenen Kulturbruch, spiegelt.

Mit einem erinnerungskulturanalytischen Bildungsansatz der historisch-politischen Erwachsenenbildung werden verschiedene Formen des Antisemitismus für eine historisch-kritische Bewusstseinsbildung in den Blick genommen, ideengeschichtlich den Wurzeln des Judenhasses und der Judenfeindschaft in der vorurteilsbeladenen Beziehungsgeschichte Juden und Christen / Deutsche und Juden nachgegangen und die Instrumentalisierung der Judenfeindschaft für religiöse, ökonomische und politische Interessen, die im 20. Jahrhundert zum Holocaust führte, aufgezeigt. Unterstrichen wird, dass Erinnern und Gedenken Lernkategorien sind und die Erinnerung an den Völkermord mit einer Verantwortungsethik verknüpft ist, die Erinnerungskulturarbeit als Bildungsmaßnahme an verschiedenen Lernorten voraussetzt. Die „Nie wieder Auschwitz!“-Maxime fordert in einer multikulturellen Gesellschaft das Aufdecken und den Abbau antisemitischer und fremdenfeindlicher Vorurteilsstrukturen und ist gegenwärtig und zukünftig ein gesellschaftspolitischer Bildungsauftrag.
Rezension
Dieses Buch betont, dass Erinnern und Gedenken Lernkategorien sind und die Erinnerung an den Völkermord mit einer Verantwortungsethik verknüpft ist; denn die „Nie wieder Auschwitz!“-Maxime fordert in einer multikulturellen Gesellschaft das Aufdecken und den Abbau antisemitischer und fremdenfeindlicher Vorurteilsstrukturen und ist gegenwärtig und zukünftig ein gesellschaftspolitischer Bildungsauftrag. (Das gilt insbesondere auch in einer Zeit, da zwielichtige päpstliche Entscheidungen as Holocaust-Leugnen scheinbar wieder salonfähig machen ...) Diese Habilitationsschrift betont die Notwendigkeit eines erinnerungskulturanalytischen Bildungsansatzes in der Fachdisziplin Erwachsenenbildung.

Dieter Bach, lehrerbibliothek.de
Inhaltsverzeichnis
0 Einleitung
0.1 Einführung in die Thematik und allgemeine Problemlage
0.2 Funktion der Erinnerungskultur für die Gegenwartskultur
0.3 Erkenntnisinteresse und Problemstellung
0.4 Ansatz und Methode
0.5 Vorgehensweise und Einordnung in die Erwachsenenbildungsforschung

A Ansätze in der Antisemitismusforschung

I Analytische und empirische Zugänge in der Antisemitismusforschung
I.1 Historisch-kritische Antisemitismusforschung
I.2 Diskurshistorische Studien zum Nachkriegsantisemitismus
I.3 Politisch-psychologische, sozialpsychologische und kommunikationspsychologische Beiträge zur Antisemitismusforschung
I.4 Die historisch-deutungsmustertheoretische Erforschung des Antisemitismus
I.5 Zeugenschaft aus der Opferperspektive
I.6 Konklusion

II Ideengeschichtliche Auseinandersetzung mit den theologischen und religionspolitischen Wurzeln des Antisemitismus
II.1 Gemeinsames und Trennendes im geschichtlichen Abriss der religiösen Ideen des Judentums und Christentums
II.2 Antisemitischer Missbrauch im Umgang mit der Hebräischen Bibel und dem Neuen Testament und seine Folgen
II.3 Religionspolitische Programmatik des völkischen Antisemitismus
II.4 Nationalsozialistische Rassenideologie als politische Religion
II.5 Post-Holocaust-Antisemitismus, Fremdenfeindlichkeit und Rechtsextremismus
II.6 Konklusion

III Zusammenfassung des Kapitels A und Schlussfolgerung

B Probleme und Perspektiven der erinnerungskulturorientierten Erwachsenenbildung

I Abbau antisemitischer Vorurteilsstrukturen und Aufbau sozio-emotionaler Kompetenzen
I.1 Multikausale Verursachungsfaktoren bei der Entstehung des Vorurteils
I.2 Das Vorurteil als Bildungsbarriere und die Revision des Vorurteils als Bildungsziel
I.3 Gewissensbildung und die Förderung der moralischen Urteilsfähigkeit als Aufgabe der Erwachsenenbildung
I.4 Kritisch-konstruktive Aspekte der individuellen und kollektiven Identitätsbildung
I.5 ‚Sinnorientierte‘ Erwachsenenbildung als Erinnerungskulturarbeit zwischen Individuum und Gesellschaft
I. 6 Konklusion

II Ansätze und Schwerpunkte der Erinnerungskulturarbeit
II.1 Jüdisch-christlicher Dialog nach Auschwitz
II.2 Begegnung als dialogischer Bildungsprozess
II.3 Aufklärung im historisch-politischen Kontext als Wissensvermittlung
II.4 Das Jüdische Lehrhaus als Modell identitätsbildender Erinnerungskulturarbeit
II.5 Integration als sozio-kultureller Lernprozess
II.6 Kooperation und Polylog als sinnorientierte Vision für eine vorurteilsfreie interkulturelle Beziehung
II.7 Teilnehmerorientierung und intergenerative und interkulturelle Aspekte als didaktische Variablen der Erinnerungskulturarbeit
II.8 Erfahrungswissen im Prozess der Erinnerungskulturarbeit
II.9 Konklusion

III Zusammenfassung des Kapitels B und Schlussfolgerung für die Erwachsenenbildung

C Erwachsenenpädagogische Erinnerungs- und Gedenkkulturarbeit

I Erinnern und Gedenken nach ,Auschwitz‘ in Pädagogik und Erwachsenenbildung
I.1 Historisch-politisches Lernen in der Erwachsenenbildung und die Bedeutung von Gedächtnis und Erinnerung
I.2 Erinnern und Gedenken als Bildungskategorien
I.3 Medien und Methoden des Erinnerns und Gedenkens und ihre Bedeutung für die Erwachsenenbildung
I.4 (Lern-) Orte des Erinnerns und Gedenkens und ihre Bedeutung für die Erwachsenenbildung
I.5 Erinnerungskultur als Spurensuche jüdischen Lebens und jüdischer Kultur
I.6 Konklusion

II Einnerungskulturarbeit an Lernorten und erwachsenenpädagogische Reflexion
II.1 Anmerkungen zum methodischen Vorgehen
II.2 Erinnerungskulturarbeit als Konnex zwischen Geschichte und Gegenwart am Beispiel der Gedenkstätte Bergen-Belsen
Zusammenfassende Inhaltsanalyse des qualitativen Interviews
Interview 1: R/BeBe
Zusammenfassende Inhaltsanalyse des qualitativen Interviews
Interview 2: W/BeBe
II.3 Erinnerungskulturentwicklung am Beispiel der Gedenkstätte Buchenwald
Zusammenfassende Inhaltsanalyse des qualitativen Interviews
Interview 3: G/Bu
II.4 Erinnerungskulturarbeit am Beispiel des Lernortes ‚Wewelsburg‘
Zusammenfassende Inhaltsanalyse des qualitativen Interviews
Interview 4: J/We
II.5 Internationale Begegnungsstätte MMA als regionalgeschichtliches Beispiel jüdischer Erinnerungskulturarbeit
Zusammenfassende Inhaltsanalyse des qualitativen Interviews
Interview 5: D/Ha
II.6 Bildungsangebote des Lernortes „Jüdisches Museum Westfalen‘
Zusammenfassende Inhaltsanalyse des qualitativen Interviews
Interview 6: R/Do
II.7 Museale Erinnerungskultur am Beispiel Leben, Kultur und Verfolgung der Juden in Kassel in Kooperation mit der VHS
Zusammenfassende Inhaltsanalyse des qualitativen Interviews
Interview 7: E/Ka
II.8 Systematisierende Strukturanalyse der qualitativen Interviews
II.8.1 Analyse der eigenen Biographie und Reflexion des eigenen Lernverhaltens der pädagogischen MitarbeiterInnen vor dem Hintergrund ihrer erinnerungskulturellen Bildungsarbeit
Ergebnis der Untersuchung
II.8.2 Interkulturelles Beziehungsverständnis und interkulturelle Bildungsarbeit der pädagogischen MitarbeiterInnen im Hinblick auf die Beziehung Juden/Nichtjuden
Ergebnis der Untersuchung
II.8.3 Favorisierte Formen der pädagogischen MitarbeiterInnen
bezüglich des Erinnerns im Umgang mit Antisemitismus
Ergebnis der Untersuchung
II.8.4 Einschätzung der MitarbeiterInnen hinsichtlich der Funktion der Erinnerungskulturarbeit für die Bildung Erwachsener
Ergebnis der Untersuchung
II.8.5 Reflexion der Bildung Erwachsener in der praktizierten Erinnerungskultur an verschiedenen Lernorten
II.8.6 Ertrag der erwachsenenpädagogischen Reflexion hinsichtlich der praktizierten Erinnerungskultur für die Erwachsenenbildung
II.9 Erinnerungskulturarbeit in kommunikativen Netzwerken als Zukunftsaufgabe
II.10 Konklusion

III Zusammenfassung des Kapitels C und Schlussfolgerung für die Erwachsenenbildung

D Ertrag und Ausblick

Literaturverzeichnis und Quellenangabe
Quellenangabe der Interviews
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