Liebe Leserin, lieber Leser,
Was wissen wir über den Tod? Was meinen wir, wenn wir von »Auferstehung« reden? In der Einleitung zu ihrem Beitrag »Der Mensch und die Vergänglichkeit« schreibt Kirsten Schulte angesichts dessen: Wäre es nicht besser, sich in Schweigen zu hüllen? Um dann fortzufahren: Schweigen könnte - gerade bei Kindern - Ängste und Unsicherheiten nur vergrößern. Also werden wir (auch) darüber sprechen müssen - selbst wenn wir eigentlich kaum etwas wissen. Immerhin: Der Mensch ist das vielleicht einzige Lebewesen auf der Welt, das ein Bewusstsein davon hat, dass sein Leben endlich ist. Mag er auch denken, der Tod kommt irgendwann einmal - nein: »Mitten im Leben sind wir vom Tod umfangen«.
Psalm 90 nennt das Wissen um den Tod geradezu als Weg zu dem, was man »Weisheit« nennt: »Herr, lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, damit wir klug werden«. Frank Bolz nimmt dies in seinem Essay auf und spürt dem nach, wie Jugendliche mit dem Tod umgehen, aber auch mit einer Hoffnung auf etwas, das trotzdem nicht zerstört werden kann. Worin kann die »Klugheit« bestehen, die aus dem Bewusstsein folgt, dass wir endlich sind? Der Philosoph KarlJaspers spricht einmal von der »Gelassenheit zu den Dingen«, die sich daraus entwickle. Sie mache stabil gerade auch gegenüber den Misserfolgen. Gewiss gibt es auch das Umgekehrte: Den Tod einem Leben vorzuziehen, das nicht mehr dem Image entspricht, das man von sich aufgebaut hat. So mag es bei Jürgen Möllemann gewesen sein, der sich in einer Verzweiflungstat in den Tod stürzte. Nicht »Gelassenheit zu den Dingen« bestimmte ihn, sondern »Abhängigkeit von den Dingen«, Abhängigkeit von einem Leben, das nur in der Bedeutsamkeit nach außen besteht. Vielleicht ist darum die tiefste Frage, die uns der Tod stellt: Was ist eigentlich Leben? »Wer sein Leben erhalten will, wird's verlieren - wer aber sein Leben verliert..., wird es bewahren. Was hilft es, die ganze Welt zu gewinnen, aber am eigentlichen Leben (Seele) Schaden zu nehmen?« sagt Jesus (Mk 8, 35 - 36). Und als Konsequenz: »Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten, doch die Seele nicht töten können« (Mt 10, 28). So spricht einer, der gern gelebt hat, wie die Evangelien anklingen lassen. Überleben um jeden Preis war seine Sache dennoch nicht. Vielmehr hat er um des Lebens willen sein Leben riskiert und »Dem Tode die Macht genommen, Leben und das unvergänglich Wesentliche ans Licht gebracht« (2. Tim 1, 10).
Um diese Einsicht geht es, mit vielen tiefgründigen Bildern und Texten, im Medienbeitrag »Jans Freund, der Mond« von Renate Dörrie und Reinhard Grenz. Um etwas wirklich zu finden, muss es offenbar erst verloren gehen. So ist es mit dem (eigentlichen) Leben. Und wenn wir diese Erfahrung machen - sind wir dann nicht »mitten im Tod vom Leben umfangen«?
Wir hoffen, dass Ihnen dieses Heft gute Anregungen für Sie und Ihre Arbeit an diesem schwierigen und zugleich entscheidenden Thema gibt.
Bernhard Böttge
Inhaltsverzeichnis
zum thema:
Bernhard Böttge
Tod und Auferstehung
medienbeitrag:
Renate Dörrie, Reinhard Grenz
»Jans Freund, der Mond« Unterrichtliche Zugänge zu dem Bitderbuch von Carme Sole Vendrell 4
unterrichtsentwurf:
Kirsten Schulte
Der Mensch und die Vergänglichkeit Unterrichtsideen für Grundschule/ 5.-6. Klasse mit außerschulischen Lernorten 16
essay:
Frank Bolz
»Lehre uns bedenken ...«
Vom Umgang mit Tod und Sterben
in unserer Zeit 30
Reinhard Grenz
Der Krieg und sein Bruder Über den Krieg im Irak und die Fernwirkungen eines Kinderbuches 35
Rezension 37
Filmtipps 38
Rezensionen 40
Materialien 42