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Studienbuch Erlebnispädagogik Einführung in Theorie und Praxis
Studienbuch Erlebnispädagogik
Einführung in Theorie und Praxis




Torsten Fischer, Jens Lehmann

Verlag Julius Klinkhardt , UTB
EAN: 9783825231910 (ISBN: 3-8252-3191-7)
272 Seiten, paperback, 15 x 22cm, 2009

EUR 18,90
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Ideen und Wirklichkeit moderner Erlebnispädagogik haben sich von der Weimarer Republik bis in die Gegenwart innerhalb und außerhalb öffentlicher Erziehung erstaunlich konstant entwickelt. Als Methode sozialpädagogischer Arbeit ist die Erlebnispädagogik bis heute umstritten. Doch als Gegenstand erlebnis- und handlungsorientierten Erfahrungslernens hat sie mittlerweile die Forschung und Lehre an den Hochschulen erreicht. Diese wissenschaftliche Aufwertung konnte Erlebnispädagogik verbuchen, weil sie für ein Lernen durch „Wagnis und Bewährung“ in pädagogischen Lernsituationen mit Ernstcharakter steht. Handlungsechtheit, direktes Feedback und persönliche Herausforderung kennzeichnen ihre Lernprozesse. Daher besitzen die Reformkonzepte der Erlebnispädagogik für Lern- und Bildungswelten des 21. Jahrhunderts eine herausragende Bedeutung.



Dieses Studienbuch bietet Studierenden der Erziehungswissenschaft, Sonder-, Heil- und Sozialpädagogik und Psychologie sowie der berufsbildenden Fächer des Lehramts eine kompakte Einführung in die Erlebnispädagogik. Die Autoren vermitteln einen Überblick über die einheitlichen Grundlagen und internationale Vielfalt erlebnispädagogischer Theorie und Praxis.
Rezension
In der Pädagogik hat in den vergangenen Jahrzehnten das erlebnis- und handlungsorientierte Erfahrungslernen deutlich an Bedeutung gewonnen. Erlebnispädagogik hat Konjunktur und das zeigt sich auch auf dem Buchmarkt. Dieses Studienbuch Erlebnispädagogik führt umfassend in den gesamten Bereich der Erlebnispädagogik ein, von der theoretischen Grundierung über die Entstehungsgeschichte bis hin zu theoretischen Grundsätzen und praktischer Vielfalt der Erlebnispädagogik. Erlebnispädagogik bietet viele Chancen auch im schulischen Kontext: Insbesondere soziales Lernen kann durch erlebnispädagogische Erfahrungen gefördert werden. Auch ökologisches Bewußtsein erfährt hier eine sehr konkrete Anregung. Und psychisch besonders beeinträchtigte Schülerinnen und Schüler werden durch erlebnispädagogische Anregungen besonders gefördert.

Oliver Neumann, lehrerbibliothek.de
Inhaltsverzeichnis
Einleitung 7

1 Darstellung theoretischer Funktionen der Erlebnispädagogik 9

1.1 Einführung 9
1.2 Funktionalität der modernen Erlebnispädagogik und ihre Bedeutung für die Erziehungspraxis 10
1.3 Wie steht es mit der systematischen Begründung der Erlebnispädagogik? 24
1.4 Studienfragen 29

2 Die Entstehung und Entwicklung erlebnispädagogischer Schulideen in Deutschland und deren internationale Bedeutsamkeit 31

2.1 Einführung 31
2.2 Wegbereiter der modernen Erlebnispädagogik 32
2.3 Historische Entstehungsgrundlagen moderner Erlebnispädagogik 53
2.4 Zur Programmatik und Aktualität der modernen Erlebnispädagogik 65
2.5 Gesellschaftliche Funktionen moderner Erlebnispädagogik 96
2.6 Studienfragen 98

3 Theoretische Grundsätze erlebnispädagogischer Prozessgestaltung 99

3.1 Einführung 99
3.2 Ganzheitliche Bildung und Erziehung 99
3.3 Erfahrung und Erlebnis 108
3.4 Erlebnispädagogik – Gegenstand und Begrifflichkeit 128
3.5 Pädagogische Funktionen erlebnispädagogischer Prozesse 183
3.6 Studienfragen 186

4 Praktische Vielfalt moderner Erlebnispädagogik 189

4.1 Einführung 189
4.2 Erlebnispädagogik in den Deutschen Landerziehungsheimen 189
4.3 Erlebnispädagogische Lebensmodelle 199
4.4 Erlebnispädagogische Arbeitsmodelle 220
4.5 Erlebnispädagogische Lernmodelle 238
4.6 Studienfragen 257

5 Perspektiven moderner Erlebnispädagogik 259

Anhang 264
Aktuelle Grundlagenliteratur 264
Internetverweise 266
Personenregister267
Sachwortregister 269


Leseprobe:
Einleitung
Dieses Studienbuch entstand aus den wissenschaftlichen Erfahrungen, welche die
Autoren in den letzten 20 Jahren in ihren Veranstaltungen zur Erlebnispädagogik
an der Leuphana Universität Lüneburg gesammelt haben. In den Modulen I-III
zur modernen Erlebnispädagogik werden theoretische Inhalte und pragmatische
Methoden vermittelt, wie sie für die Berufsfelder der Sozialarbeit und Psychologie
oder für die Lehramtsausbildung relevant sind. Die Vorlesungen zum Modul I vermitteln
historische und theoretische Grundlagen der Erlebnispädagogik mit Blick
auf das schulische Wurzelwerk handlungs- und erlebnisorientierter Lernsysteme.
Die Seminare zu Modul II wenden sich praktischen Anwendungen zu, die im Rahmen
einer „pädagogischen Werkstatt“ für Anschaulichkeit und Handlungsbezüge
sorgen. Vorlesungen zum Modul III sichern Erkenntnisse aus dem internationalen
Vergleich zu Modellen und Vorstellungen von Experiential Learning.1 Von diesen
akademischen Ein- und Aussichten ausgehend, sind die Darstellungsinhalte des
Studienbuchs entstanden.
Das Studienbuch Erlebnispädagogik sollte einen konzentrierten Zugang zu Zielen,
Themen, Prozessen, Methoden, Umgebungen und historischen Persönlichkeiten
der modernen Erlebnispädagogik liefern. Daher mussten auch Begrenzungen in
den Darstellungen erfolgen. Insbesondere zu den ideengeschichtlichen Grundlagen
der Erlebnispädagogik wurde in der Fachliteratur umfassend kommuniziert,2 so
dass hier der Rückbezug auf schulgeschichtliche Linien im Umfeld der Pädagogik
Kurt Hahns ausreichend erschien. Darüber hinaus wurde die prozesstheoretische
Perspektive der Erlebnispädagogik3 als theoretischer Hintergrund erlebnis- und
handlungsorientierten Lernens schon facettenreich entwickelt, so dass auch hier die
theoretischen Zugänge mit bereits ausreichend entwickelten Vorarbeiten verbunden
und damit konzentriert werden konnten.
Sicher hinterlassen die andauernde Beschäftigung und wechselnde Erfahrungen
mit erlebnis- und handlungsorientierter Pädagogik oft mehr offene Fragen als geklärte.
Zu diesen offenen Fragen gehören Diskurse zur unterschätzten Bedeutung

1 Fischer, T. (Hrsg.): Hochschule und Erlebnispädagogik. Hohengehren 2006. Fischer, T., Lehmann,
J., Sander, A.: Modul Erlebnispädagogik im Rahmen des Diplomstudiengangs Erziehungswissenschaften
an der Universität Lüneburg. In: Fischer, T. (Hrsg.): Hochschule und Erlebnispädagogik.
Hohengehren 2006, S. 116-130.
2 Fischer, T., Ziegenspeck, J.W.: Erlebnispädagogik – Grundlagen des Erfahrungslernens. 2. Aufl age,
Bad Heilbrunn 2008.
3 Fischer, T.: Erlebnispädagogik. Das Erlebnis in der Schule. Frankfurt/M. 1999.
emotionalen Verhaltens hinsichtlich pädagogisch gestützter und lebenslanger Erfahrungsbildung.

Außerdem artikulieren Überzeugungen pädagogischer Theorien
die inneren und äußeren Verhaltensbezüge in den Prozessen von Bildung und Erziehung.
Jedoch werden die Theoreme der Individualität und emotionalen Erfahrung
nicht ausreichend in Rechnung gestellt. Aber gerade mit diesen Theoremen kann
Anschlussfähigkeit an Grundpostulate moderner Erziehung und der Erlebnispädagogik
behauptet werden, die mit Denkfi guren von Autonomie, Mündigkeit und
Selbstverantwortung für die Stärkung des Individuums im erlebnispädagogischen
Bezug votieren. Vielleicht setzt sich deshalb in der Meinungsbildung mittlerweile
die Auffassung durch, dass mit der Klärung solcher Missverständnisse die Unterbewertung
emotionalen Verhaltens für Lern- und Bildungsambitionen abzuweisen
ist.
Für die Autoren entstand also mit dem Studienbuch Erlebnispädagogik die Veranlassung,
grundlegenden Begriffen zur Erfahrungsbildung und Erlebnisdifferenzierung
sowie theoretischen Grundsätzen erlebnispädagogischer Prozessgestaltung
eine systematische Struktur zu geben. Vor diesem Hintergrund werden Aspekte
moderner Erlebnispädagogik in den Kapiteln 1 bis 3 aus ideengeschichtlicher und
prozesstheoretischer Perspektive entwickelt. Das Darstellungsinteresse im Kapitel
4 konzentriert sich auf die Fragestellung, wie sich Themen der Erlebnispädagogik
innerhalb traditioneller und innovativer Strukturzusammenhänge mit schulischen
und außerschulischen Lernvorstellungen verbinden lassen. Das Kapitel 5 dient
abschließend der refl exiven Bewertung von Erlebnispädagogik, wenngleich handlungs-
und erlebnisorientiertes Lernen ein multivalenter Prozess des persönlichen
Wandels ist und damit konkreten Interessenorientierungen unterliegt. Deshalb
wird erlebnispädagogisches Lernen nicht nur in seiner elementaren Bedeutung für
die Bildung des Einzelnen in den Prozessen persönlicher Veränderung thematisiert,
sondern gezeigt, dass es auch überall stattfinden kann.

Torsten Fischer & Jens Lehmann
Juni 2009